Open Menu
Open Menu
 ::

Cunningham – ein Überblick

Published in radical-mag.com

all american

Selbstverständlich kratzen wir immer nur an der Oberfläche. Erzählen die eine oder andere schöne Geschichte, besonders gerne dann, wenn sich noch Mythen oder fröhliche Anekdoten um die Marke oder das Modell ranken. Manchmal dringen wir etwas tiefer, etwa bei unseren Sammlungen, doch auch da: es gibt Spezialisten, die wissen viel, viel, viel mehr. So ist das natürlich auch bei den Cunningham, sowohl beim Menschen wie auch seinen Maschinen, es gibt da ein Museum und dazu auch gleich noch eine ausgezeichnete Website, www.briggscunningham.com – da können und wollen wir nicht mithalten. Aber wir freuen uns, dass es diese guten Quellen gibt, wir wollen hier ja schon etwas mehr vermitteln als nur ein bisschen Stammtisch-Wissen, da ist es gut, wenn man weiss, wo sich die besten Informationen befinden. Wir haben auch noch ein wunderbares Buch zum Thema.

Nein, es geht hier nicht so sehr um Briggs Swift Cunningham, geboren 1907, verstorben 2003, der reich zur Welt kam, ein ausgezeichneter Leichtathlet war, 1958 den «America’s Cup» gewann und es auf den Titel des «Time»-Magazin schaffte. Es geht auch nicht um die Fahrzeuge, mit denen er selber oder als Team-Chef Rennen bestritt oder zu seinem persönlichen Vergnügen kaufte, obwohl diese Auflistung nur das Beste vom Feinsten aufzeigen würde. Wir wollen uns ganz auf die Automobile konzentrieren, die seinen Namen trugen, so viele sind das ja nicht, C-1 (1), C-2 (3), C-3 (27), C-4R (2), C-4RK (1), C-5R (1) und C-6R (1). Macht 36 Exemplare.

Die ganz grosse Passion von Cunningham war das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Zehn Mal trat er in der Sarthe an, ein erstes Mal 1950 mit einem ganz speziellen Cadillac, der berühmt wurde als «Le Monstre». Doch so richtig prickelnd war das nicht, da musste mehr möglich sein, also kaufte Cunningham die «Frick-Tappet Motors Company;, die ihm 1950 seine zwei Cadillac für Le Mans vorbereitet hatte; das Unternehmen von Bill Frick und Phil Walters durfte daraufhin von Long Island nach West Palm Beach umziehen. Dort begannen sie unverzüglich mit der Konstruktion eines ersten eigenen Fahrzeugs, die Vorgaben von Cunningham waren klar: es musste alles amerikanisch sein (eine Prämisse, der Cunningham sehr streng folgte: Er verpflichtete auch nur amerikanische Fahrer). Das Chassis wurde aus sehr stabilen Stahlrohren mit einer zusätzlchen X-Verstärkung zusammengeschweisst, vorne gab es eine Einzelradaufhängung von Ford, hinten eine selber konstruierte DeDion-Achse, rundum Trommel-Bremsen. Als Antrieb diente der bekannte 5,4-Liter-Cadillac-Motor, der über ein manuelles 3-Gang-Getriebe, ebenfalls von Cadillac, seine etwa 180 PS an die Hinterräder brachte. Es gab aber mehrere Probleme: Das Fahrzeug war mit seinen knapp 1300 Kilo etwas gar schwer geraten. Zwar fand man einige zusätzliche PS, als man gleich vier Zenith-Vergaser montierte, doch dann wollte Cadillac Cunningham plötzlich keine Motoren mehr liefern. Die Amerikaner brachten das C-1 getaufte Fahrzeug (Chassisnummer #5101) zwar zu den 24 Stunden von Le Mans, doch dort wurde es nicht eingesetzt. Anscheinend fuhr der erste Cunnigham nur ein einziges Rennen, Fitch gewann das Bergrennen auf den Mount Equinox; heute steht der C-1, der 1967 aus unbekannten Gründen Blau-Metallic lackiert und mit Stossstangen eines Plymouth-Kombi versehen wurde, in der Collier-Sammlung.

Warum genau man bei Cunnigham quasi gleichzeitig mit dem C-1 schon am C-2 arbeitete, ist etwas unlogisch. Gut, da war das Motoren-Problem mit Cadillac. Doch dafür hatte Briggs Cunningham eine einfache Lösung: Er rief bei Bob Keller an, mit dem er in Yale die Schulbank gedrückt hatte, und der Sohn des damaligen Chrysler-Chefs K.T. Keller machte es möglich, dass Cunningham die 5,4-Liter-Chrysler-Motoren mit 40 Prozent Rabatt erhielt. Der C-2 (und nicht C-2R, wie gerne geschrieben wird) hatte das gleiche Chassis wie der C-1, wurde aber erstaunlicherweise noch einmal deutlich schwerer, wog deutlich über 1500 Kilo. Und schöner wurde er auch nicht. Aber dafür deutlich stärker. Die Chrysler-Maschine schaffte in der Basis auch etwa 180 PS, doch vier Zenith-Fallstromvergaser und die Erhöhung der Verdichtung von 7,5:1 auf 8,6:1 brachten schon einmal 40 zusätzliche Pferde. Zusätzliche Feinabstimmungen und eine geänderte Auspuffanlage führten dann dazu, dass die drei C-2 mit etwa 270 PS in Le Mans antreten konnten.

Drei Fahrzeuge wurden gebaut: #5102, #5103, #5104. Und drei Fahrzeuge traten 1951 in Le Mans an: Cunningam/Huntoon (Startnummer 3, wahrscheinlich #5103), Fitch/Walters (Startnummer 4, wahrscheinlich #5102) und Rand/Wacker (Startnummer 5, wahrscheinlich #5104). Während Nr. 5 technische Probleme hatte, trieb Cunningham die Nr. 3 in die Landschaft: Nr. 4 holte dafür den Klassensieg und den 18. Rang im Gesamtklassement. Das war doch einmal ein guter Anfang, auch wenn der Rückstand von 34 Runden auf den siegreichen Jaguar von Walker/Whitehead doch beträchtlich war (interessant ist: im offiziellen Klassement von Le Mans wird der Cunningham mit DNF aufgeführt; die 223 Runden stimmen aber).

(Selbstverständlich kommen dann alle anderen auch noch…)

Der Beitrag Cunningham – ein Überblick erschien zuerst auf radicalmag.