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Genfer Automobilsalon 2019 (2)

Published in radical-mag.com

The show goes on

Nehmen wir Volkswagen als prominentes Beispiel. Sie sprechen von 15 Millionen Elektro-PKW, die sie «in der ersten Welle» zügig auf den Markt bringen und verkaufen wollen. Sie sehen sich dafür gerüstet, die PR-Texte suggerieren das es eher gestern als heute losgehen könne. Und was ist? ID Buggy ist. «Eine Legende, wie sie bei Volkswagen Tradition hat. Denken sie an den Beach-Buggy oder den Kübel», hat Herbert Diess auf einer lauwarmen Party zur Präsentation des vermeintlichen Showstars gesagt. Die Aussage ist auf so vielen Ebenen merkwürdig, dass man gar nicht weiss, wo man anfangen mag.

Warum hat Diess niemand gesagt, dass der Buggy gar nicht von VW kam, sondern als Meyers Manx in einer fiesen Fiberglas-Bude in den USA seinen Anfang hatte? Oder dass der Volksmund zwar den Typ 181 auch gerne Kübel nennt, das aber eben der «Kurierwagen» war, der fröhlich bunt durch die 68er fuhr. Der echte «Kübelwagen» fuhr hingegen 1944 in RAL 7028 für die Wehrmacht in Richtung Frankreich. Es bleiben Fragezeichen. Nicht bloss sandtarn-farbene.

Dabei hat man den ID dabeigehabt. Serienfertig. Allerdings stand er bei Seat: el-born. Der Name sorgt für Schulterzucken, dafür ist gibt das Interieur Antworten: wir sind 100% sicher, dass das bereits im fertigen Design, wenn nicht sogar mit (Vor-)Serienteilen gebaut wurde.

Bleibt die Frage warum VW seine neue Identität bei Seat versteckt? Das Produkt ist gut. Das Benutzerinterface ist super. Schnell, flüssig, tolle Grafik, selbsterklärend und ohne grossen Firlefanz wie etwa bei Mercedes und dessen UX. Natürlich, die Reduktion auf einen kleinen Screen für die relevantesten Fahrdaten und den grossen Zentralschirm ruft sofort jene auf den Plan, die «bei Tesla geklaut» rufen. Aber es ist und bleibt eine gute Lösung.

Und wenn wir ehrlich sind: VW war nie besonders schnell oder innovativ. Sie waren gründlich und gut. Das sollten sie mit dem MEB auch heute wieder sein. Die Spielarten sind fertig, die Batteriepakete so skalierbar wie die Motorleistungen und -anordnungen. Das haben wir nicht nur beim neuen Kübel und bei el-barto gesehen, sondern auch bei Škoda und deren iV-Studie sowie bei Audis Q4 Konzept. Beide fahren die gleiche Technik, beide sind hoffentlich serienfertig und bei beiden verstehen wir nicht, warum sie eben deshalb noch als überzeichnete Konzepte auf der Messe stehen.

Der MEB ist seit langer langer Zeit fertig. Wir haben schon in Sitzkisten gesessen und sie verkaufen das «Skateboard» sogar an andere Hersteller – eGO aus Aachen (das Firmennetzwerk mit dem Streetscooter und dem Elektroauto, das aussieht wie ein Ligier-Mopedauto – oder eine «death trap», wie ein englischer Kollege es treffend formulierte). Warum also so lange auf fertige Produkte warten? Angst vor der eigenen Courage? Wir wissen es nicht.

Auch hier unterbrechen wir wieder für Werbung. Es geht dann gleich weiter… (Den ersten Teil gibt es: hier.)

Der Beitrag Genfer Automobilsalon 2019 (2) erschien zuerst auf radicalmag.