Porsche 901, 1964
Die Ersten
Am 9. November 1962, so heisst es, wurde der Porsche 901 zum ersten Mal auf die Strasse gebracht. Der Leiter des Fahrversuchs bei Porsche, Helmut Bott, war gar nicht zufrieden: «Türen klappern. Fenster klappern. Heizung stinkt. Getriebe heult. Lenkung ist vor allem in Mittelstellung zäh und träge, trotzdem bei Korrekturen giftig, hat in Mittellstellung etwas Spiel». Es war also noch viel Arbeit, bis der Nachfolger des 356 im Herbst 1963 auf der IAA vorgestellt werden konnte – und noch mehr, bis im 14. September 1964 (oder war es erst der 3. Oktober 1964? Siehe unten…) dann die Produktion in Stuttgart anlief. Und damals hiess der Wagen eben noch: 901. Gut, das ist jetzt alles nicht wirklich neu, viel davon haben wir schön erzählt in der Vorgeschichte des 911. Aber wir haben ja auch dieses ewige Thema der Zahlen, Zahlen, Zahlen. Und weil wir es da nun halt genau wissen wollen, arbeiten wir uns nun Jahr für Jahr durch die Geschichte der 911er (und hier: des 901), versuchen, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, vielleicht auch ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.
Zwei Dinge wollen geklärt sein. Erstens: Es wird gerne geschrieben, dass Peugeot die Namensrechte hatte für alle Automobil-Bezeichnungen mit x0x. Das stimmt tatsächlich, doch es galt halt nur für Frankreich. Und wahrscheinlich hat Peugeot gar nicht grossartig reklamiert, wahrscheinlich ist man bei Porsche selber drauf gekommen. Auf dem Salon de ‚Automobile in Paris (1. bis 11. Oktober 1964) soll Huschke von Hanstein am 10. Oktober Ferry Porsche auf die Problematik angesprochen haben. Am 13. Oktober soll Ferry Porsche dann beschlossen haben, dass die Bezeichnung per 10. November geändert wird. So schreibt das zumindest der oft gut informierte Randy Leffingwell.
Zweitens: In den Büchern von Porsche sieht das aber irgendwie ein bisschen anders aus, es sollen die ersten 82 Fahrzeuge wie folgt gebaut worden sein: 09.10.: 3; 12.10.: 2; 13.10.: 2; 14.10.: 3; 15.10. 3; 16.10.: 2; 19.10.: 2; 20.-30.10.: je 3 pro Tag; 02.11.: 2; 03.11.: 2; 04.11: 3; 05.11.: 2.
(Spannend dann, dass am 10.11. das Fahrzeug mit der Chassisnummer #300049 gebaut wurde, ein Fahrzeug für Ferry Porsche, schwarzer Metallic-Lack mit goldenen Streifen, der allgemein als der «erste 911» gilt. Das zeigt aber auch auf, dass die Nummerierung wohl nicht immer durchgängig war – und bedeutet, kleinlich wie wir nun einmal sind, dass es höchstens 81 von diesen 901 geben kann…)
Wie auch immer: es heisst, dass Porsche selber die meisten der 901 vernichtet habe, verschrottet, zerstört, dass nur ein paar wenige Exemplare verkauft wurden, zumeist an Porsche-Mitarbeiter. Wenn man nun aber Dr. Google befragt (ja, das machen wir auch), dann merkt man schnell, dass doch ein paar Exemplare überlebt haben, etwa das Fahrzeug mit der Chassisnummer #300027:
auto, motor und sport vom 1.11.2011
In diesem Artikel wird auch das Fahrzeug mit der Chaissnummer #300037 erwähnt, das dem bekannten Porsche-Guru Alois Ruf gehört. Und dann tauchte 2015 auch noch der Wagen mit der Chassisnummer #300057 auf, der unterdessen bei Porsche restauriert wird (von diesem Wagen stammen auch die Bilder hier). Die Story dazu:
Und dann gibt es da auch noch die unglaubliche Geschichte von Chassisnummer #300005. Den ein Amerikaner in seiner Garage per Zufall entdeckt hat. Es ist eine dieser Geschichten, wie man sie halt nur in den einschlägigen Foren findet, also hier:
Early 911 S Registry, Post zu #300005
Die Geschichte nimmt dann aber eine ganz spezielle Wendung:
Early 911 S Registry, Post zu #300005 – update
Wenn man dann dort noch ein bisschen blättert, dann taucht auch noch #300061 auf.
Early 911 S Registry, Post zu #300061
Und weiter unten dann auch gleich noch #300013:
Early 911 S Registry, Post zu #300013
Und von dort kommt man dann zur endgültigen Quelle, dem 1964 Porsche 911 Registry. Ob die dortige Liste wirlich komplett ist, wissen wir nun auch nicht, aber man darf davon ausgehen, dass es derzeit nichts Besseres gibt. Was dann ergibt, dass heute noch folgende 901 existieren: #300005, #300011, #300012, #300013, #300018, #300020, #300024, #300025, #300027, #300030, #300032, #300033, #300037, #300039, #300040, #300049, #300055, #300057, #300059, #300061, #300064, #300067 und #300073. Das macht dann doch die stolze Anzahl von 23 Exemplaren. Und was bedeutet das nun? Dass wir hier noch jede Menge Arbeit haben. Denn anscheinend gibt es #300003 auch noch. Und #300007 (der der allerallererste 901 gewesen sein soll, der vom Band lief). Und sogar #300001 sowie #300002. Und wahrscheinlich gab es sogar mehr als 13 Prototypen, aber das ist dann wieder eine andere Geschichte. Es bleibt: spannend. Und ja, man kann Tage mit solchem verbringen.
Was wir selbstverständlich auch noch haben: Originalbilder.
Mehr Porsche gibt es bei uns jetzt unter «Just Porsche».
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