Dauertest Citroën C3-2
Entdeckungen
Es war schon so etwas wie ein Plan. Und der hiess: Mittagessen. Nicht so beim Italiener ums Eck, denn den gibt es ja schon lange nicht mehr, sondern mal wieder etwas, was wir nicht kennen. Gut, der Ausflug zog sich dann etwas in die Länge, aber das sind ja die schönen Dinge im Leben, wenn man noch Entdeckungen macht. Und auch fast noch ein Auto kauft. Aber der Reihe nach, denn eigentlich ist dies ja ein weiterer Zwischenbericht von unserem Dauertest mit dem Citroën C3.
In unserem ersten Bericht haben wir ja eigentlich nur zwei Dinge moniert: mit seinen 82 PS sei unser C3 nicht übermässig motorisiert. Und der Verbrauch sei zu hoch. Nun, am zweiten Problem haben wir und die Umwelt ein bisschen gearbeitet, zwar rollt der Citroën weiterhin auf Winterreifen, doch immerhin haben sich die Temperaturen in deutlich freundlichere Bereich hochgearbeitet. Wir fahren auch deshalb unterdessen mit einem Schnitt von 5,3 Litern, was noch immer nicht glorreich ist (82 PS…), aber doch 10 Prozent besser als auch schon. Der Ausflug in die westlichen Gefilde der Schweiz sollte neben der Verköstigung deshalb auch dem Versuch dienen, einmal unter 5 Litern zu bleiben. Was machbar sein sollte, wenn man den kleinen Franzosen nicht über die Autobahn plagt, sondern mit ihm friedlich über Landstrassen rollt. Um es vorweg zu nehmen: ja, es geht, nach diesem Tagesausflug standen 4,7 Liter auf dem Bordcomputer. Aus den 82 PS wurden allerdings auf den 11’000 Kilometern, die der C3 unterdessen hinter sich hat, auch nicht mehr – zum ganz groben Sportwagen wird der Citroën wohl nicht mehr. Die angestrebten 200 km/h hat er noch nicht erreicht, aber das kommt noch.
Doch das hat auch seine Vorteile, eben, zum Beispiel, die Landstrasse. Und wie wir da von Bern über Murten und Moudon über die Landstrasse zuckelten, die einst die wichtigste Verbindung zwischen Zürich und Genf darstellte und heute quasi verlassen ist, dann irgendwann nach Mézières abbogen, wo wir mal beim «Restaurant du Jorat» zumindest das Menu studieren wollten, sahen wir am Strassenrand diesen gepimpten 2CV. «Zu verkaufen» stand da auch noch, wie wir aus dem Augenwinkel sahen, also kehrten wir sofort um (der Wendekreis des C3 ist eine seiner Stärken). Sehr, sehr cooles Teil, schon von aussen – und weil in diesen Landstrichen keine zwei Minuten vergehen, bis man auf einen Fremden aufmerksam wird, stand nach besagten zwei Minuten der Besitzer samt Hund vor mir. Und erzählte ausführlich die Geschichte dieses 2CV mit Visa-Motor, der schon zwei Mal quer durch Südamerika gefahren ist und noch viel weiter, ein Zweisitzer, alles verstärkt, grossartig. Aber leider etwas teuer, um ihn noch vor dem Mittagessen reinzuziehen. Wir sprachen deshalb auch noch über Alfa und einen wirklich günstigen Jaguar E-Type und kurz über den C3 und auch das Restaurant, das ich besuchen wollte. Wer mehr Infos möchte zum 2CV, bitte bei uns melden.
Auf das «Restaurant du Jorat» haben wir dann verzichtet. Aber gleich nebenan gibt es eine Bäckerei, Ronny – und ja, dem sollte man unbedingt mal einen Besuch abstatten. Und so eine «Tourte du Jorat», die musste dann halt schon sein. Auch wenn ein Stück davon den Kalorienbedarf eines Spitzensportler für eine ganze Woche deckt.
Also weiter nach Cossonay. Dort kocht ungefähr seit der Erfindung des Holzherds Carlo Crisci im «Restaurant du Cerf» mitten in der schönen Altstadt. 18 Punkte vom GaultMillau, zwei Sterne bei Michelin, man darf Crisci als einen der besten Köche der Schweiz bezeichnen. Für ein simples Mahl über Mittag wollten wir uns das Restaurant, das abends für das grosse Menu 338 Franken verlangt, aber nicht leisten, sondern besuchten die Brasserie. Und hier folgt dann eine kleine Lebensweisheit: Man nehme den Guide Michelin zur Hand, suche dort nach den mit Sternen ausgezeichneten Restaurants. Und wenn diese dann auch noch einen «Bib Gourmand» aufweisen, also ein günstiges Restaurant/Menu, dann is(s)t man dort mit 99,7 prozentiger Sicherheit am richtigen Ort, weil: grosse Brigade mit grosser Kochkunst zum fairen Preis. Und so war es denn auch: grossartig.
Unser C3 war danach aber ein wenig beleidigt: er machte keinen Wank. Wir sind dann nochmals ausgestiegen, haben ihn abgeschlossen, eine Minute gewartet – und dann tat er so, als ob nie etwas gewesen wäre. Hat sich nicht mehr wiederholt seither. Aber in Sachen Qualität macht der Franzose bislang einen sehr guten Eindruck: «Da scheppert nix».
Viel mehr Citroën haben wir in unserem Archiv. Und übers Essen schreibt bei uns Claudio Del Principe.
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