DS7 Crossback
Stil – und Systeme
Eine kleine Ewigkeit hat es gedauert, bis DS Automobiles endlich sein Programm vergrössert. Dass diese vierte Baureihe ein SUV werden würde, das war zu erwarten gewesen, und dass der neue Peugeot 3008 die Basis werden würde, das war auch irgendwie klar. Der DS7 Crossback mag diese Verwandtschaft auch optisch gar nicht verleugnen (obwohl jene zum Audi Q5 fast noch frappanter ist) – und doch geht der PSA-Konzern mit seiner Premium-Marke Wege, die man den Franzosen in dieser Form nicht unbedingt zugetraut hätte.
Es ist auch eine der wichtigen Entwicklung des Auto-Marktes: die Kunden kaufen gerne etwas kleiner, dafür besser ausgestattet. Auch der DS7 Crossback ist jetzt nicht das grosse Automobil, das viele von den Franzosen erwartet haben, sehen wollen, sondern bleibt trotz stattlich wirkender Erscheinung so einigermassen kompakt, 4,57 Meter lang, 1,89 Meter breit, 1,62 Meter hoch. Doch was es aussen nicht an Grösse braucht, das kompensiert der DS7 innen mit einem wahren Wust an Assistenz-Systemen, wie man das in Frankreich noch gar nie gesehen hat. Ja, es gibt semi-autonomes Fahren wie bei Tesla, Mercedes, Volvo, er kan sich selber parkieren wie eine 7er-Reihe von BMW, er hat die «Night Vision» für mehr Sicherheit in der Nacht, er überwacht auch ständig die Aufmerksamkeit des Fahrers; was es an Assis gibt, der DS7 hat es. Neu ist auch eine aktive Aufhängung, die über eine Kamera die Strassenverhältnisse direkt mit den Stossämpfern abzustimmen versucht. Sowas hat die S-Klasse von Mercedes auch, finktioniert aber nur bei 22,72 Grad Aussentemperatur, perfektem Luftdruck und strahlendem Sonnenschein auf frisch aspahltierten Autobahnen; schaumermal.
Das ist alles gut, das ist alles nett – es geht dem PSA-Konzern sicher auch darum, (in Zusammenarbeit mit der geneigten Zulieferer-Industrie) aufzeigen zu können, dass all die Gimmicks und Gadgets nicht nur in deutschen Protz-Stahl verbaut werden können. Französischer ist der Sound-Partner, Focal kennt man hier kaum, doch HiFi-Freaks ist die Marke ein Begriff. Und auch B.R.M. kennt man ausserhalb von Frankreich zu wenig, aber der Uhrenhersteller darf sich durchaus Schweizer Qualitäten rühmen – und spendiert dem DS7 die mit Abstand schärfste Uhr in einem Automobil seit Jahren. Man würde sie auch gern am Handgelenk tragen.
Doch was uns beim ersten Kennenlernen eigentlich am meisten überzeugt hat am DS7 Crossback: das Interieur. Zwei riesige Bildschirme dominieren einerseits das Geschehen, sind aber andererseits so fein eingepasst, dass alles wie aus einem Guss wirkt – so muss das aussehen in einem modernen Automobil. Doch es geht selbstverständlich noch viel weiter, gleich fünf verscheidene Ausstattungen sind erhältlich, eine etwa mit echtem, sehr grosszügig verwendetem Holz (da erblasst selbst ein Bentley), eine andere mit edel aufgepolstertem Leder allerorten – sorry, aber das ist etwas vom Besten, was wir in einem Auto je gesehen haben. Und nein, von DS Automobiles hätten wir das in dieser Raffinesse, Eleganz, Harmonie, Qualität nicht erwartet. Und man mus das unbedingt gesehen haben, in echt, sonst glaubt man das gar nicht. Da interessiert es irgendwie gar nicht mehr, dass der Crossback auch noch 555 Liter Kofferraum zu bieten hat.
In Sachen Antrieb ist alles bekannt, die üblichen Diesel und Benziner, ab 130 bis 225 PS, kombiniert mit der weiter verfeinerten 8-Gang-Automatik. Doch dann gibt es da noch E-Tense, den eigentlich bekannten Hybrid-Antrieb, der aber für den DS7 Crossback komplett überarbeitet wurde – und 300 PS Systemleistung sowie Allradantrieb bieten kann (kommt übrigens auch im 3008…). Der Plug-in-Hybrid will rein elektrisch 60 Kilometer schaffen – und genügt damit den schärferen chinesischen Vorschriften. Die Lithium-Ionen-Batterien mit einem Energie-Inhalt von 13 kW/h sitzen unter der zweiten Sitzreihe und liefern Strom an zwei Elektromotoren, von denen einer an der Hinterachse sitzt. Tönt spannend, dürfte funktionieren.
Der DS7 Crossback feiert am Genfer Salon Weltpremiere (dort gibt es dann auch die Preise), wohl im Spätherbst wird die komplett ausgestattete Sonder-Edition «La Première» an die Kunden ausgeliefert. Ob das ganze Automobil an der Verkaufsfront funktionieren kann, muss sich noch weisen. In Europa dürfte es der DS7 Crossback gegen die etablierte (deutsche) Konkurrenz nicht ganz so einfach haben, obwohl er in der Summe seiner Qualitäten (und Systeme) doch ziemlich allein steht, auch wenn es diese extreme Form von Luxus in diesem Segment bisher so noch nicht gibt. Aber dann ist da ja noch China…
Mehr Citroën, äh, excusez, DS Automobiles haben wir in unserem Archiv (dort unter: Citroën).
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