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Tesla Model S P100D

Published in radical-mag.com

Es reicht

Es geht hier nicht um brennende Tesla. Und auch nicht um solche, deren Auto-Pilot den Wagen ins Unglück steuert. Aber wir wollen uns hier einmal fragen, ob Tesla das vielleicht nicht irgendwie falsch verstanden hat mit dem Elektro-Auto. Dies aus Anlass der Lancierung des neuen Tesla Model S P100D.

Eine Zahl fehlt: kW bzw. die Umrechnung in PS. Die finden wir nirgends. Aber das passt ja irgendwie gut zu Tesla – man nimmt es da mit den Angaben nicht so genau. Schon beim P90D mussten die Leistungsangaben ja massiv nach unten korrigiert werden. Ja, kann mal vorkommen, solche technischen Daten werden wie auch der Durchschnittsverbrauch und die Reichweitenangaben eh total überschätzt. Oder vielleicht doch nicht, werden nicht in ganz vielen Ländern Steuern und Versicherungen anhand dieser Zahlen eingeschätzt? Und wie genau ist das mit den CO2-Vorgaben, auf die sich die Regierungen dieser Welt kürzlich in Paris geeinigt haben – auf was muss man sich bei deren Berechnung verlassen, etwa die Herstellerangaben? Gut, da steht Tesla jetzt nicht allein, ein besonderer Gruss soll da auch nach Wolfsburg gehen.

Der neue Tesla Model S P100D will in 2,7 Sekunden auf 100 km/h rennen. Damit gehört er zu den schnellsten Sprintern überhaupt, so ein Lamborghini Centenario Roadster ist ein Schleicher dagegen. Interessant auch eine andere Zahl: die Reichweite soll nach EPA-Zyklus 507 Kilometer betragen, nach NEFZ stolze 613 Kilometer. Das ist ja gut und wunderschön, denn der Strom für dieses deutlich über 2 Tonnen schwere Sprint-Monster kommt ja auch total umweltfreundlich einfach aus der Steckdose. Und die Milch aus dem Tetra-Pack.

Ja, ja, schon klar, die kleine Menge an Tesla auf der Welt ist nun wirklich nicht für das Schmelzen der Eiskappen an den Polen verantwortlich. Und mal so ein Kurzsprint am Rotlicht, um einen Porsche Turbo S zu verblasen, das macht das Fell der Eisbären auch nicht braun. Doch es geht doch um etwas anderes: der Tesla ist mit seinem unsäglichen Gewicht ja eh schon eine Fehlkonstruktion, alles andere als der Fortschritt, den Elon Musk so gern propagiert. Und da jetzt immer mehr Leistung reinzupacken, das macht das nicht besser, sondern einfach nur: dümmer. Würde Tesla auch nur ein Prozent der Ingenieursleistung, die in die Batterien gepackt wird, dafür verwenden, das Model S (und noch wichtiger: das heftig adipöse Model X, für das die neue 100-kWh-Batterie auch erhältlich ist) ein bisschen leichter zu machen, dann wäre damit der Umwelt, die Tesla ja so extrem am Herzen liegt, viel mehr gedient. Energieeffizienz, gerade bei E-Autos ein nicht unwesentliches Thema, sieht definitiv anders aus als der P100D.

Aber 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h lassen sich halt von der Marketing-Abteilung viel besser an eine Kundschaft verklickern, die anscheinend an massiven Minderwertigkeitskomplexen leidet. Denn für etwas anderes als eine allfällige (und gerade deshalb trotzdem sehr unwahrscheinliche) Behebung von Potenzstörungen braucht man(n) ja diese Drag-Races ja nicht. Und übrigens: mehr als einmal kann der P100D dies ja eh nicht, danach humpelt er im Notlaufmodus zum nächsten Reset. Oder einer erneuten Software-Aktualisierung.

Effizientere E-Autos haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Tesla Model S P100D erschien zuerst auf radicalmag.