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Test Volvo V90

Published in radical-mag.com

Fliegender Teppich

Gut, es waren nur zwei Tage. Und vielleicht ist es etwas übertrieben, wenn man nach nur zwei Tagen mit einem Automobil von einem Test spricht. Aber wir sind in diesen zwei Tagen von Zürich nach Malmö gefahren mit dem schwedischen Kombi, mit einigen Umwegen durch den Schwarzwald und Abstechern nach Frankfurt und Lübeck kamen dann da auch 1500 Kilometer zusammen. Und deshalb schreiben wir: Test Volvo V90. Denn man hat ja schon ein bisschen mehr als einen ersten Eindruck nach einer solchen Reise. Zur Verfügung stand uns der T6, also: vier Zylinder, 2-Liter-Turbo, 320 PS.

Volvo hat uns gebeten, dass wir erwähnen, dass es sich bei unserem Testwagen um ein Vorserien-Auto handelt, also schreiben wir das, erwähnen gleichzeitig aber auch noch, dass wir schon an diesem Exemplar in Sachen Qualität und Verarbeitung nichts auszusetzen hatten. Und wir schreiben auch noch, was der Hintergrund dieser Reise war, die wir #volvoV90roadtrip tauften: eine verlorene Wette. Der Autor dieser Zeilen hatte sich grob verschätzt, was die Verkaufszahlen des Volvo XC90 betraf, hatte nicht damit gerechnet, dass es im ersten Verkaufsjahr mehr als 50’000 Exemplare werden könnten. Es wurden aber satte 88’000. Und deshalb musste der Schreiberling dem Volvo-Entwicklungschef Peter Mertens ein Nachtessen bezahlen. In Göteborg. Und weil man als Auto-Journalist ja nicht einfach fliegt, reisten wir mit dem Volvo V90 von Zürich nach Malmö – und dann mit einem Volvo 850 T5 R, einem Volvo P1800 ES und einem Volvo 445 Duett noch weiter nach Göteborg. Aber diese klassischen Volvo-Kombis, die Gespräche in den Autos und das grosse Interview beim Nachtessen mit Peter Mertens sind dann andere Stories, die noch folgen werden. Einen Film von V12media wird es auch noch geben.

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Aber kommen wir zurück zum Volvo V90. Gerade in strahlendem Weiss ein sehr schönes Fahrzeug. Mächtig ist er, der Schwede, fast fünf Meter misst er. Da erstaunt es ein wenig, dass sein Kofferraumvolumen nicht alle Rekorde schlägt, sondern mit 1527 Litern eher bescheiden ausfällt im Vergleich etwa zur E-Klasse von Mercedes. Die Schweden sagen, dass es auch darauf ankommt, wie man misst. Wir können dazu nur vermelden, dass wir mehr als ausreichend Platz vorfanden – und das, obwohl das Film-Team seine sperrige Ausrüstung mit dabei hatte. Ja, es kommt am Ende des Tages nicht auf eine Zahl an, sondern auf den tatsächlich nutzbaren Raum.

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Andererseits: das Design mit dem fast schon coupéhaft abfallenden Heck fordert halt den Tribut zugunsten des guten Aussehens. Erfreulich ist dafür für die Bein- und Koffreiheit für die hinteren Passagiere, wir fuhren auch mal zu Viert, und niemand wollte sich beklagen. Oder dann haben wir es überhört. Allseits wurden die Sitze gelobt, die man zwar im Rennwagen so nicht haben möchte, die aber auch nach 12 Stunden noch Anerkennung verdienten. Und genau das ist es auch, was wir dem Schweden als ganz grosses Lob aussprechen können: seine Langstrecken-Tauglichkeit ist vom Feinsten. Oberklasse.

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Man kann da zwar an den Fahr-Modi rumfummeln, aber mit Ausnahme von ein paar Ecken im Schwarzwald beliessen wir es bei Comfort. Das ist im Vergleich zu den deutschen Premium-Produkten dann schon eher weich, aber verdient halt eben auch die Bezeichnung: Komfort. Souverän schluckt der Volvo auch ohne Luftfederung alles, was die Strasse so hergibt – und fühlt sich trotzdem nicht verweichlicht an. Auf der deutschen Autobahn lernt man solches zu schätzen. Und nein, wir sind nicht geschlichen, wir wissen, dass der V90 als T6 bei Tacho 251 abriegelt. Bis er allerdings in diese Höhen kommt, braucht er schon einiges an Anlauf. Wir wollen das jetzt auf die Vorserie schieben, doch wir hätten uns über etwas mehr Drehfreude nicht beklagt, für 320 PS und ein maximales Drehmoment von 400 Nm fühlt sich der 1,8 Tonnen schwere Kombi nicht übermotorisiert an. Was wir aber auch vermelden können: am zweiten Tag war alles schon besser, er war irgendwie – befreiter. Und der japanische 8-Gang-Automat macht seine Sache bestens, ruckfrei, und (fast) immer in der passenden Fahrstufe.

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Doch wir bleiben dabei: vier Zylinder sind vier Zylinder, bei aller Souveränität des Volvo wäre er vielleicht mit einer hubraumstärkeren Maschine doch noch etwas besser bedient. Denn auch das muss geschrieben sein: gerade schonend ging der 2-Liter mit dem Treibstoff nicht um. Einverstanden, da war viel Volllast, und die ist ja Gift für einen Downsizing-Motor. In Dänemark, wo das Tempolimit bei 130 km/h liegt, lag der Verbrauch dann bei absolut akzeptablen 7 Litern.

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Dort im Schwarzwald, wo wir weniger auf den Verbrauch als auf das Fahrverhalten geachtet haben, erfreuten wir uns an der präzisen Lenkung, dem feinen Bremsen, dem neutral ausgelegten Fahrwerk, das einer einigermassen flotten Kurvenfahrt nicht abgeneigt ist (dann in Fahrmodus Dynamic). Man muss es aber klar sehen: der Volvo will in Sachen Fahrdynamik nicht mit BMW oder Audi mithalten (kann es auch nicht), dann wirkt er dann schon träger als seine deutschen Konkurrenten. Andererseits: das Sportive wohnt ja nicht im Geiste eines solch grossen Kombi, das tut man sich ja dann mit dem mitgeführten Fahrrädern oder so an. Doch keine Angst, das Gesicht schläft dem Piloten nicht ein, der V90 kann in diesem Bereich alles vielviel besser als jeder andere Schwede vorher. Die Zeiten, als so ein Volvo mehr Gummikuh als Automobil war, sind mit der neuen SPA-Plattform ad acta gelegt worden.

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Richtig gut: das Bediensystem. Einverstanden, wir haben schon etwas Erfahrung damit aus diversen XC90 und auch von den ersten Fahreindrücken mit V90/S90 (da haben wir eh vieles schon geschrieben, was wir hier nur bestätigen können, zu lesen: hier), doch man hat das Ding mit dem mächtigen Touchscreen schnell im Griff. Ausgezeichnetes Navi, in das man einfach auch den Namen des Restaurants eingeben kann. Und es würde ja noch so manches zu spielen geben auf dem Touchscreen, Kopplung mit dem iPhone und so, doch da erschliesst sich dem Schreibenden der Sinn weiterhin nicht. Es geht, können wir berichten, die Beifahrer waren froh um die freie Schnittstelle und Bluetooth und den ganzen Karsumpel; unsereins erfreut sich mehr an der herausragenden HiFi-Anlage von Bowers & Wilkins, doch das ist noch einmal eine andere Geschichte, die wir mit Marc Sway beplaudert haben unterwegs. Zum Sounderlebnis passt irgendwie auch, dass der 2-Liter-Motor kaum je ein in den Innenraum dringendes Lebenszeichen von sich gibt. Und auch bei Tacho 251 halten sich Wind- und Abrollgeräusche in sehr engen Grenzen. Effiziente Klimaanlage, quasi zugfrei.

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Gut, von so einem Volvo V90 T6, der in der von uns gefahrenen Inscription-Ausstattung dann doch ab stolzen 78’500 Franken kostet, darf man schon so einiges erwarten. Wir wagen die Behauptung: die kann der Schwede absolut erfüllen. Er ist optisch eine wohltuende Alternative zu den immergleichen deutschen Produkten, er ist auf der Langstrecke der fliegende Teppich, er ist in vielen Bereich moderner als seine Konkurrenten. Und es ist schön, dass sich Volvo nach dem schon feinen XC90 mit einem weiteren erstklassigen Produkt zurückmeldet.

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Mehr Volvo haben wir in unserem Archiv. Und es kommt dann noch so einiges mehr zu #volvov90roadtrip.

Der Beitrag Test Volvo V90 erschien zuerst auf radicalmag.