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Fahrzeugvorstellung: Pierres `78er Toyota Corolla

Published in oldtimer-nrw.net

Es fing alles damit an, dass mein guter Kumpel Daniel mir Ende November 2012 eine Ebay-Auktion schickte und sagte er hätte da einen kleinen Schatz gefunden. Zu sehen war ein Toyota Corolla KE30 aus dem Jahre 1978. Mein erster Eindruck war: „Ohje, was für eine Baustelle!“

Der Wagen befand sich in einem nicht wirklich guten Zustand und war an mehreren Stellen durchgerostet. Die beiden Endspitzen der hinteren Kotflügel, der linke Seitenschweller, sowie der vordere Holm waren arg betroffen. Der Lack war rotorange und gefiel mir absolut nicht, ausserdem war er in einem ebenso schlechten Zustand wie die Karosserie selbst. Also war ich erstmal wenig begeistert von dem Fahrzeug. Dazu kam noch, dass das Auto nahe der tschechischen Grenze, also über 600km weit weg stand. Das Einzige was mir gefiel war der aktuelle Preis, der bei ca. 500,-€ stand, allerdings lief die Auktion noch gute 7 Tage.

Daniel redete mir während dieser 7 Tage immer wieder mal ins Gewissen und schickte mir Bilder von anderen KE30 Modellen, die nicht mehr ganz im originalen Zustand waren und machte mir damit das Auto immer mehr und mehr schmackhaft. Irgendwann habe ich dann 1.000,-€ drauf geboten und als das Ende der Auktion kam ersteigerte ich das Auto letztendlich für ganze 976,-€. Daraufhin war ich erst einmal glücklich und geschockt zugleich, denn ich hatte weder einen Anhänger noch ein geeignetes Zugfahrzeug, noch einen Führerschein für Anhänger.

Also musste ich mir irgendwie einen Fahrer organisieren, ein Zugfahrzeug und einen Anhänger leihen. Fahrer wurde mein Papa, das Zugfahrzeug kam von meinem Onkel, der Anhänger wurde bei einem Dienstleister offiziell geliehen. So machten wir uns an einem Wochenende mitten im Dezember auf den Weg. Als wir nach einigen Stunden dort ankamen lag in der Ortschaft Schnee, es war arschkalt und stockdunkel. Der damalige Besitzer sagte uns, dass er keine Zeit habe das Auto fertig zu machen und er ihn deswegen verkaufen würde. Desweiteren würde der Wagen nicht richtig laufen, es wäre aber nix Wildes, mit einem bisschen Gefummel am Vergaser würde es aber schon wieder gehen.

Zum Glück stand der Wagen an einem Hang, sodass wir ihn ohne große Mühen auf den Hänger rollen lassen konnten. Als wir dann gut 24 Stunden später, mittlerweile völlig fertig, wieder in Kamp-Lintfort ankamen, brachten wir den Toyota zu meinem Kollegen Jimi. Jimi ist ein Schrauber der alten Schule und er war von Anfang an davon überzeugt diesen Wagen wieder ans Laufen zu bekommen. Und tatsächlich, er schraubte ein wenig am Motor rum und Zack! sprang der Motor an und lief wieder. Das sorgte natürlich direkt für gute Laune bei allen Beteiligten.

Danach ging einige Zeit ins Land. Mein Kollege Jimi war mit seinem neu gekauften Haus zu Gange und der Wagen blieb erst einmal in der trockenen Garage stehen. Nun war es Zeit sich nach einem guten Schweißer für die anstehenden Karosseriearbeiten umzusehen. Leider war ich damals an den Falschen geraten. Dieser hatte mehr kaputt gemacht, als zu reparieren. Die rostigen Partien wurden von ihm nicht etwa rausgetrennt, sondern es wurden einfach neue Bleche drüber geschweißt ohne sie der Karosserieform anzupassen. Da ich damals jung und naiv war, war ich damit erst einmal glücklich.

Solange, bis meine Kollegen Jimi und Daniel die Arbeiten gesehen haben. Es war gelinde gesagt eine Katastrophe, die mein ohnehin schmales Konto um 500,-€ erleichtert hatten. Für mich natürlich ein herber Rückschlag. Nach dieser Erkenntnis stand das Auto ein, zwei Jahre in der Garage. Diese Zeit habe ich genutzt um jede Menge Teile zu kaufen. Als erstes kam ein neuer Vergaser, ein Alu-Kühler, zwei neue Innentürgriffe, passende Felgen, Nabe und Lenkrad und neue Teile um den Motor wieder richtig ans Laufen zu bringen. Bis auf den Motorblock ist die Technik fast komplett getauscht worden. Viele Teile suchte ich mir aus Australien, Amerika, Japan und Thailand zusammen. Mit der Zeit hatte ich Einiges an neuen und auch gebrauchten Teilen gesammelt, nur die Karosse war immer noch kaputt.

Irgendwann lernte ich dann über einen anderen sehr guten Kumpel, einen Karosseriebauer und Lackierer kennen. Ich merkte gleich, er hatte Bock das Ding fertig zumachen und das mit viel Liebe zum Detail. Ich freute mich wahnsinnig, als der Tag kam an dem der Wagen wieder in meiner Garage stand. Gute 3 3/4 Jahre nach Kaufdatum und zum allerersten Mal sah man Licht am Ende des Tunnels.

Es war Anfang Juli, wenn ich mich nicht täusche, und Anfang September stand ein großes japanisches Autotreffen in Oschersleben an wo ich unbedingt mit meinem neuen Wagen hin wollte. Aber mir fehlte es an Zeit, da ich zu der Zeit beruflich nur am Wochenende zuhause war. So verbracht ich meine Wochenenden in meiner Garage statt mit meiner Freundin und versuchte das Auto irgendwie, wie ein viel zu großes Puzzle zusammen zu setzen. Das ging ca. 4, 5 Wochen so, aber ich war darin nicht wirklich gut und viel zu langsam und die Zeit drängte. Irgendwann bot sich Jimi an, ich solle ihm einfach die Schlüssel da lassen und er sagte es wieder: „bekommen wir schon irgendwie hin, das du dahin fahren kannst!“

So weit so gut, das Auto wurde gottseidank eine Woche vor Veranstaltungsbeginn fertig und musste „nur“ noch angemeldet werden. Aber auch das funktionierte nicht wirklich reibungslos. Da ich mittlerweile in Dortmund gemeldet war, das Auto aber in Kamp-Lintfort steht, konnte es nicht über meinen Namen in Kamp-Lintfort angemeldet werden. So war ich gezwungen den Wagen auf den Namen meiner Mutter anzumelden. Es ist also quasi ihr Wagen.

Meine erste richtige Fahrt seit knapp 4 Jahren war dann die 400km Tour nach Oschersleben. Und das alleine, bzw. mit meiner Freundin auf dem Beifahrersitz. Die Fahrt verlief auch zu unser aller Überraschung echt gut, ohne größere Schock Momente oder irgendwelchen Mucken vom Motor. Er hatte zwar etwas zu wenig Standgas, aber das ließ sich recht schnell beheben.

Es dauerte aber nicht lange und ich wollte mehr. Das Auto sah gut aus und kam auch in Oschersleben sehr gut an, aber er war irgendwie noch viel zu Original! Zwar hatte er schon Alufelgen von einem alten Nissan Skyline, sonst war er aber viel zu unauffällig. Ein älterer Herr brachte mich auf den Gedanken einen Streifen an die Seiten zu kleben. Ich dachte kurz darüber nach wie es aussehen könnte und da ich alle Chromteile wie Stoßstangen und Aussenspiegel in schwarz lackieren lassen hab, dachte ich mir warum nicht auch ein schwarzen Streifen? So kam der Wagen zu seinem heutigen Design.

Aber auch das war mir noch zu wenig, denn mit diesem viel zu großen Lenkrad im Innenraum und diesen übertrieben hohen Radkästen hätte es auch ein Bus sein können. Also musste das Auto tiefer! Dies gestaltete sich erstmal schwieriger als gedacht, da das Fahrzeug zu alt ist, kann man nicht einfach in den Laden gehen um sich ein Gewindefahrwerk zu kaufen. Sowas muss man sich entweder kostenintensiv anfertigen lassen oder die andere Variante ist der Eigenbau. Das Ergebnis ist jedenfalls nun ein Tiefgang von rundum 8cm.

So blieb das Auto dann auch erstmal gut 2 Jahre. Zwischendurch wurden immer mal irgendwelche Kleinigkeiten gemacht: ein neues Corolla-Zeichen im Grill, neue Schrauben im Motorraum. Hier mal irgendwas lackiert, da mal wieder nen Satz Felgen gekauft, aber der Wagen war erstmal fertig, Fahrtüchtig und sah gut aus. Aber ich wollte immer einen etwas größeren Motor. Da kommt Daniel wieder ins Spiel er schickte mir irgendwann eine Annonce aus Kleinanzeigen mit einem 1.6l Motor mit 5 Gang Getriebe und 89ps.

Kurze Zeit später war ich auch Besitzer dieses Motors. Die Zeit drängte, es waren noch gut 4 Monate bis wieder in Oschersleben das große Treffen statt fand. Da wollte ich dieses Mal mit deutlichen Veränderungen auftauchen. Ich will die Haube auflassen können ohne mich schämen zu müssen. Also ging es wieder los: an einem Wochenende kam der Motor wieder raus. Ein Termin mit dem Lackierer wurde gemacht. Dazu wurden Zylinderkopf, Vergaser, Getriebe, diverse Anbauteile Trockeneis gestrahlt, damit alles schön sauber ist. Dann war die Frage: wie lackieren? Er sagte: „Mach ihn weiss!“ Meine Reaktion: Weiss? Neee, viel zu aufwendig zu putzen! Da es so schnell keine wirkliche Einigung gab wurde kurzerhand abgestimmt. Das Ergebnis: der Motor wird weiss mit Goldapplikationen und somit war das Thema dann auch durch. Aber ich muss zugeben, dass war eine gewagte aber überragende Idee.

Und es stehen noch immer ein paar Projekte an. Es soll im Innenraum noch was passieren und es werden neue Felgen kommen und auch am Motor wird sich nochmal etwas ändern!