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Test Ford Tourneo Courier

Published in radical-mag.com

Freundeskreis

Wir machen jetzt hier auf Lebensberatung. Wenn Sie also gerade umgezogen sind, frisch geschieden, vielleicht etwas kontaktscheu oder überhaupt etwas einsam, dann sollten Sie sich einen Hund anschaffen. «Hündeler», wie sie in der Schweiz heissen, plaudern gern, natürlich am liebsten über den eigenen Fifi, aber dann ist das Eis ja schon mal gebrochen, man kommt einfach ins Gespräch. Mögen Sie aber lieber Katzen oder haben einfach keine Zeit für drei zweistündige Spaziergänge jeden Tag, dann empfehlen wir zwei Alternativen, die auch nicht ganz so zeitaufwendig sind. Erstens: ein Anhänger. Ja, so ein Ding, auf dem Sie hinter dem Auto etwas transportieren können – Sie werden erstaunt sein, wie viele Menschen etwas rum- oder weggekarrt haben wollen, Sie werden mit Garantie innert weniger Tage auch von Wildfremden angesprochen, ob man nicht vielleicht einmal, eben. Oder dann zweitens: Kaufen Sie sich einen Ford Tourneo Courier.

Es ist ja nun nicht so, dass ich hier bei mir im Dorf zu wenige Kontaktmöglichkeiten hätte. Und weil ja immer wieder nette Fahrzeuge vor meiner Haustür stehen, legen manche Familienväter den wochenendlichen Spaziergang gerne so, dass sie dann und wann einen Blick auf meinen aktuellen Fuhrpark werfen können. Man kommt dann schnell und gut ins Gespräch, manch einer hat dann auch das dringende Bedürfnis, mir seine Meinung zu E-Autos kundzutun (meist: Vorurteile), doch es gibt hin und flieder auch gute Diskussionen. Als da nun der auffällig grüne Ford rumstand, hatte ich noch mehr Besuch als sonst – und wurde doch öfter gefragt, ob ich nicht vielleicht. Klar, der Junior brauchte den Tourneo fürs Fussball, da geht ja dann mal gut die halbe Mannschaft plus die Ausrüstung rein. Und die Tochter liess sich gerne mit ihrer ganzen Clique in den Ausgang chauffieren; zurück mussten sie dann selber schauen, unsere beiden Bio-Rhythmen vertragen sich nicht wirklich. Aber auch sonst durfte ich öfters das Taxi machen, habe jetzt neue, auch nette Bekannte.

Jetzt einmal abgesehen davon, dass der Ford Tourneo Courier in der Ausstattung Active schon sehr auffällig ist: er ist auch ziemlich cool. Es ist mir sowieso ein Rätsel, warum es immer weniger Autos mit Schiebetüren gibt, die sind derart praktisch bei diesen (immer weniger werdenden) Hochdachkombis, dass man nicht auf sie verzichten möchte. Hinten gibt es zudem ein riesiges (und entsprechend schweres) Scheunentor, so lassen sich die 570 Liter Kofferraum auch bestens nutzen. Klappt man die Rücksitze weg, dann sind es mächtige 2161 Liter, da ist man dann schon auf Lieferwagen-Niveau. Damit das klar ist: der Tourneo ist die Personenwagen-Variante, es gibt dann auf der gleichen Fiesta/Puma-Plattform auch noch den Transit, das ist dann das Nutzfahrzeug mit bis zu 2,9 Kubikmeter Ladevolumen. Courier, Connect und Custom geben die Grösse an bei den Ford, der Courier ist mit 4,34 Meter Aussenlänge der Kleinste unter diesen grossen Lademeistern.

Angetrieben wird er vom bekannten EcoBoost-Dreizylinder mit einem Liter Hubraum und 125 PS. Man könnte nun meinen, das sei etwas schwächlich für ein doch über 1,5 Tonnen schweres Gefährt, das zudem noch fast 500 Kilo zuladen darf. Dem ist aber nicht so, in Verbindung mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kommt der Ford ganz flott voran – und ist dabei erfreulich komfortabel. Was er natürlich nicht ist, ist ein Sportwagen, der über 1,8 Meter hohe Aufbau neigt sich bei flüssiger Kurvenfahrt ganz schön zur Seite, man bremst sich dann selber schnell ein. Was uns jetzt nicht wirklich überzeugt hat, das war der Verbrauch: Nach WLTP sollten es 6,7 Liter sein, wir schafften es aber nie unter 8. Schade eigentlich, dass es für den Tourneo Courier den 100-PS-Diesel, der für den kleinen Transit erhältlich ist, nicht auch gibt, er würde gut zum Charakter des Fahrzeugs passen.

Auch nicht mehr wirklich auf der Höhe der Zeit ist das Bedienkonzept. Zwar gibt es da auch einen mittigen Touchscreen, doch der ist vergleichsweise klein – und ziemlich unübersichtlich. Gewisse Heizungs- und Lüftungsfunktionen müssen in Untermenus gesucht werden, etwa der Umluftschalter oder die Sitzheizung. Das Navi fährt gern neben der Strasse, aber immerhin sind Updates over the air möglich. Dafür sitzt man gut, relativ hoch, ziemlich bequem, auch hinten. In der Schweiz gibt es den Tourneo Courier ab 28’185 Franken (in Deutschland ab 25’450 Euro), für den Active werden dann 31’185 Franken fällig. Das ist doch auf jeden Fall ein gutes Angebot, das Verhältnis von Preis zu Platz ist herausragend. Und sowieso, gute Freunde zu haben, das lässt sich nicht in Geld messen. Noch mehr kann allenfalls nur ein Hund bieten.

Mehr Testberichte finden sich in unserem Archiv. In Zukunft wird sich radical bei diesen Tests auf reine Stromer beschränken, zuerst müssen wir aber noch ein paar Verbrenner abarbeiten.

Der Beitrag Test Ford Tourneo Courier erschien zuerst auf radicalmag.