Lanzante-Porsche 911 TAG Turbo

Formel 1 für die Strasse

Lange, lange hielt sich das Gerücht, dass Porsche tatsächlich einmal einen 930 Turbo mit dem von Hans Mezger entwickelten 1,5-Liter-V6-Turbo-Motor aus der Formel 1 ausgerüstet hatte. Kurz, zur Erinnerung: 1981 sprach Ron Dennis Porsche an, ob man in Stuttgart nicht vielleicht einen neuen Turbo-Motor für die Formel 1 entwickeln wolle. Porsche sagte zuerst nein, doch Dennis verpflichtete Niki Lauda als Fahrer, hatte viel Sponsoren-Geld von Marlboro – und konnte dann auch noch Mansour Ojjeh und seine Techniques d’Avant Garde Group S.A. (TAG) überzeugen, die Entwicklung des Aggregats zu finanzieren. Da konnte Porsche dann nicht mehr nein sagen, McLaren-TAG-Porsche gewann 1984 12 von 16 Rennen, Lauda wurde Weltmeister, 1985 gab es weitere sechs Siege, Prost wurde Weltmeister, genau wie auch 1986. 1987 war die beste Zeit vorbei, Prost gewann noch drei Rennen, aber gemäss Notizen des grössten Porsche-Kenners Karl Ludvigsen wurde bereits im März 1987 darüber nachgedacht, den TAG-Turbo in einen 911er einzubauen. Und tatsächlich, das Fahrzeug existiert, es war nach Abschluss der Zusammenarbeit ein Geschenk von Porsche an McLaren. 2012 wurde es einmal aus der Versenkung geholt, für einen internen McLaren-Anlass, seither ist es wieder verschwunden.

Von diesem sagenumwobenen 930-TAG-Turbo wusste auch Dean Lanzante, eine der bekanntesten Figuren im englischen Rennsport- und Hypercar-Business. Gerne hätte Lanzante dieses Einzelstück gekauft, doch weil das nicht möglich war, dachte er darüber nach, selber einen solchen 911 zu bauen. Wundersamerweise waren noch elf Motorenblöcke des TAG-Porsche-Motors vorhanden, die konnte Lanzante erwerben – Schritt 1 war schon mal vollbracht. Mit Hilfe von Cosworth wurden die 1,5-Liter-Turbo so präpariert, dass sie strassentauglich waren, sie sollen irgendwo zwischen 500 und 750 PS haben – und sind doch 130 Kilo leichter als der ursprüngliche 3,3-Liter-Boxer, den sie ersetzen. Geschaltet wird über ein manuelles 6-Gang-Getriebe, eingebaut wird diese ganze Geschichte in klassische 930 Turbo, die aber selbstverständlich noch durch eine intensive Kur müssen, bevor sie als tauglich erachtet werden. Nein, über Geld spricht man in diesem Zusammenhang nicht.

Wir zeigen hier AP87 – jeder Motor ist so benannt, wie er zuletzt zum Einsatz kam, hier als Alain Prost, 1987 (Grosse Preise von Ungarn und Japan, die genaue Bezeichnung des Motors heisst TTE P01 051). Als Basis dient ein 88er 911 Turbo (Chassis-Nummer WP0JB0936JS050399), der in den USA gefunden wurde. Mintgrün war keine typische Farbe für diese 930er, doch der Kunde wollte das so, auch die goldenen Ruf-Felgen waren sein Wunsch. Nun, viel Spass scheint er dann doch nicht gehabt zu haben an seinem Spielzeug, es steht jetzt (Februar 2025) bei Broad Arrow, Private Sales mit nur gerade 300 Meilen auf dem Tacho zum Verkauf. 2,2 Millionen Pfund wären gefragt.

Andere seltene Porsche 911 gibt es hier, ein paar Singer haben wir auch. Und sonst ist auch noch das Archiv.

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