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Test Alpine A110 Légende GT

Published in radical-mag.com

Kalte Füsse

Es gibt Dinge, die tut man besser nicht. Dagegen, sich in der Morgendämmerung auf eine verschneite Bergstrasse zu begeben und dort ein bisschen Spass an der Freud’ zu haben, spricht ja eigentlich nichts. Doch man sollte die Alpine A110 dann nicht unbedingt so in eine Schneeverwehung hauen, dass man da selber nicht mehr rauskommt. Wäre da nicht die nette Dame gewesen, die schon zu Unzeiten ihren Hund spazieren führte, hätten wir die Französin wohl nicht mehr vom Fleck gebracht. Wären eingeschneit worden, vielleicht erst im nächsten Frühling wieder entdeckt: tiefgefroren. Von den Füssen her, denn da haben wir eine Schwachstelle der Alpine gefunden: die Heizung ist im Fussraum zu wenig wirksam.

Ach, die Alpine A110, dieses Mal in der hübschen Variante Légende GT (alle anderen hatten wir ja schon, Fahrbericht, First Edition, Pure, A110S, sogar: Track mit Cup). Das ist die Basis-Version beim Motor (also 252 PS), aber mit feinster Lederausstattung und schönen Felgen und gepflegten Farben – mehr so elegant als sportlich. Das passt bestens zur Alpine, sie ist ja so ganz und gar nicht der Rowdy unter den Sportwagen, sondern mehr so die filigrane Schönheit, mehr so ein lauer Frühlingsabend an der Côte d’Azur als ein Pub-Besuch im winterlichen Manchester. Auch von der Légende GT können wir vermelden: sehr, sehr schön verarbeitet, liebevoll die Details, ein Genuss für das Auge. Das Gestühl ist in dieser Variante sicher bequemer als die Sabelt-Schraubstöcke in der First Edition, aber das ist halt immer auch Geschmackssache; wenn man gern etwas flotter zur Sache geht, dann sind die Schalensitze wohl die bessere Wahl, auf der Langstrecke wird man sich wohler fühlen auf dem edlen Leder.

Wir waren jetzt aber da am Berg, auf Schnee. Und das ist mit der Alpine ein herrliches Vergnügen. Klar, sie ist mit Mittelmotor etwas nervös (Gewichtsverteilung: 56 Prozent hinten), doch erstens meldet sie schön an, wenn sie hinten weg will, und zweitens: die Lenkung ist ein Traum. Nicht bloss höchst präzis, man erreicht auch mit nur geringen Bewegungen sofort eine Reaktion – und so lässt sie sich auf glatter Oberfläche ziemlich perfekt nur mit dem Gas lenken. Weil der 1,8-Liter-Vierzylinder aber ein Turbo ist, muss das Maschinchen gut bei Laune gehalten werden; fällt die Alpine ins Loch, dann geht sie dann halt in jene Richtung, in welche die Räder eingeschlagen sind. Aber prinzipiell ist das kein Problem, es lassen sich – bei ausreichend Platz – wunderbar langgezogene Drifts fahren, der Wagen wird erst dann nervös, wenn es der Fahrer wird. Das wir die Französin dann doch zu tief in den Schnee warfen, war ganz einfach Übermut, ein Bedienerfehler. Gut, die geringe Bodenfreiheit hilft dann auch nicht.

Nun fahren aber auch wir nicht den ganzen Tag nur über menschenleere Gassen auf Schnee. Unter allen A110, die wir unterdessen gefahren sind, erscheint uns der Légende GT der alltagstauglichste. Zwar sind die beiden Kofferräume immer noch winzig, auch verbleibt der Innenraum ziemlich eng, doch die edelste Version macht den Piloten irgendwie entspannter, lockerer; wir wissen nicht, ob die Geräuschdämmung besser ist oder die Abgasanlage etwas ziviler abgestimmt, aber wir schätzten gerade auf der Autobahn, wie souverän die Französin auch einfach gleiten kann. Und das dann auch noch mit einem vorbildlichen Verbrauch: hält man sich an die Regeln der Schweizer Rennleitung, dann kommt man auch mit 6,5 Litern aus. Mehr ist aber auch kein Problem.

Die A110 Pure kostet unterdessen ab 63’650 Franken, für die Légende GT sind es 76’000 Franken. Da kommt dann aber eigentlich nichts mehr dazu, im Unterschied zu den Konkurrenten. Uns erscheint der Preis fair – und diese Version der Alpine als sehr begehrenswert. Mehr Fahreindrücke gibt es bei all den anderen Alpine-Tests, die wir schon geschrieben haben (der Vollständigkeit halber nochmals: Fahrbericht, First Edition, Pure, A110S, sogar: Track mit Cup). Andere schöne Geschichten finden Sie immer in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Alpine A110 Légende GT erschien zuerst auf radicalmag.