Isdera Commendatore 112i
Einzelstück
Isdera steht für: Ingenieurbüro für Styling, DEsign und RAcing. Man muss ein deutscher Ingenieur namens Eberhard Schulz sein, damit man auf einen solchen Firmennamen kommen kann. Commendatore ist alles andere als deutsch, sondern eine Verbeugung vor «il dragone» Enzo Ferrari, der fünf Jahre vor dem Isdera Commendatore 112i verstorben war. Wobei er sich wohl im Grabe umdrehte, als er davon erfahren musste, dass ein nach ihm benanntes Fahrzeug von einem Mercedes-Zwölfzylinder angetrieben wurde. 112i – Einzelstück mit 12 Zylindern und Einspritzung?
Von vorne: Eberhard Schulz, geboren am 23. September 1940, beendete zwar sein Maschinenbau-Studium nicht, baute sich aber ab etwa 1968 im ostfriesischen Klostermoor in einer Grosswaschküche ein eigenes Automobil, der Erator GT(E). Das Mittelmotor-Coupé mit verschweisstem Stahlrohr-Gitterrahmen und einer aufgeklebten Glasfaser-Karosse entstand in Eigenregie und in mindestens drei Stufen, zuerst mit einem 1,6-Liter-VW-Maschine, dann einem 2,3-Liter-V6 aus einem Ford Capri, schliesslich mit dem 5-Liter-V8 von Mercedes (M117). Mit dieser Geschmacksverirrung (wie möchte man Erator sonst übersetzen?) fuhr er für Bewerbungsgespräche bei Mercedes und Porsche vor, wurde von Porsche angestellt, wechselte bald zur 80er-Jahre-Ikone Rainer Buchmann von «bb», konstruierte dort den CW311 (ein Exemplar), zerstritt sich auch mit Buchmann, gründete 1982 ebendieses «Ingenieurbüro für Styling, DEsign und RAcing», bastelte dort den dem CW311 sehr ähnlichen Spyder 033i/036i – und kam dann auf den Imperator 108i, der eigentlich wieder nur ein Aufguss der CW311 war. Immerhin entstanden davon mit verschiedenen Mercedes-Maschinen 30 Stück.
Und dann eben, 1993, der Commendatore 112i. 12 Zylinder vom Stern, mittig verbaut, zugänglich über allerlei Flügeltüren. Zuerst gab es aus 6 Litern Hubraum 408 PS (1480 Kilo), die über ein mit Getrag und Ruf entwickeltes, manuelles 6-Gang-Getriebe die Kraft an die Hinterräder abgab; später wurde ein 6,9-Liter-V12 mit 620 PS (1575 Kilo) installiert, der den Commendatore theoretisch 370 km/h schnell machte. Die Bremsen kamen von Brembo, die Scheinwerfer vom Porsche 968, der Kofferraum hatte 200 Liter Volumen; angeschrieben war der Wagen in seiner ersten Version mit 800’000 deutschen Mark. Dafür gab es aber auch eines der allerersten Aktiv-Fahrwerke, einen bis 400 km/h reichenden Tacho, ein zweifarbiges Leder-Interieur. Eigentlich hätte der Commendatore für Le Mans gemeldet werden sollen, stattdessen musste Schulz Konkurs anmelden; das Gerät kam in Schweizer Besitz und wurde fortan fleissig herumgeschubst (unter anderem auf PlayStation).
Der Isdera Commendatore 112i wird am 13. Februar von RM Sotheby’s in Paris versteigert; er darf den Beginn unserer noch zu erstellenden Serie über erfolglose Super/Hyper-Cars markieren. Andere spannende Fahrzeuge finden Sie in unserem Archiv.
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