Mohs Ostentatienne Opera Sedan
Der Vorschlaghammer
Man muss es ostentativ, also ganz bewusst herausfordernd, schreiben: Der Konsum von LSD war 1967 in den USA noch ganz legal. Anders lässt es sich fast nicht erklären, dass und wie Bruce Mohs, zuerst Produzent von Wasserflugzeugen, später in Madison, Wisconsin, selbsternanntes Universalgenie, auf die Idee kam, den Ostentatienne Opera Sedan zu konstruieren. Und auch noch vermarkten zu wollen. Was ihn ausser dem Konsum von harten Drogen sonst noch hätte dazu treiben können, wollen wir gar nicht wissen: noch härtere Drogen in Verbindung mit viel Alkohol vielleicht?
Der Mohs Ostentatienne Opera Sedan stand auf einem International-Harvester-Chassis, also einem sehr massiven amerikanischen (leichten) Lastwagen (die bauten auch: den). Auch der Motor stammte von International, ein 5-Liter-V8 mit 193 PS; auf Wunsch wäre auch eine 9-Liter-Maschine mit 250 PS möglich gewesen, doch dieser Plan B wurde nie realisiert, weil überhaupt nur ein Exemplar gebaut wurde. Dies aus gutem Grund, denn das Ding war doch extensive 6,3 Meter lang, hatte einen Radstand von 3,02 Metern, war deutlich über zwei Meter breit und wog mehr als 2,6 Tonnen. Und hatte doch nur eine Tür. Und die dann auch noch: hinten. Man betrat den Mohs Ostentatienne Opera Sedan wie einen Zug-Wagoon, kämpfte sich durch einen mit dicken Teppichen belegten Gang nach vorne, setzte sich dann auf mit Samt bezogene, schwingend aufgehängte Sessel – und hatte ein mit Wallnussholz und 24-karätigem Gold bezogenes Armaturenbrett vor sich. Ach ja, einen Kühlschrank gab es auch noch. Und einen Gaskocher. Für das Crystal Meth?
Allein schon die Reifen: 7,5 x 20. Also: riesig. Und sie waren mit Stickstoff gefüllt (kann man das rauchen?). Mohs führte noch für viele der eigenartigen Konstruktionsmerkmale des Wagens an: Sicherheit. Man darf sich über noch so manches wundern, auch über den Preis von mindestens 19’600 Dollar (damit konnte man 1967 in den USA ein sehr anständiges Haus kaufen), auch über die geplanten drei bis vier Exemplare pro Jahr, die Mohs verkaufen wollte. Wie geschrieben: es entstand ein einziger Ostentatienne Opera Sedan, der stand zwischen 1968 und 2009 im «German Restaurant», das Mohs lange Jahre führte. Und wurde dann restauriert. Und ja: er fährt.
Nicht genug der Misere, Mohs baute tatsächlich noch ein zweites, fast so unfassbares Fahrzeug, den 1972 vorgestellten Safarikar. Der über eine Alu-Karosse verfügte, die mit dem Vinyl-ähnlichen Material Naugahyde überzogen war. Den Fehler mit der einzelnen Tür hinten machte Bruce Mohs nicht noch einmal, beim von einem 6,4-Liter-V8 angetriebenen, 2,5 Tonnen schweren Safarikar liessen sich die Türen auf Schienen seitlich ausfahren. Und das Stahldach liess sich auf Knopfdruck öffnen. Anstelle des Gaskocher kam ein Butan-Ofen zum Einsatz. Vom Safarikar wurden anscheinend drei Exemplare gebaut – ob auch eines verkauft werden konnte, darüber will Bruce Mohrs keine Auskunft geben.
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