News-Letter November 2020
Die Neuheiten
Irgendwie wollen (und müssen) wir die Neuheiten ja auch verarbeiten. Das ist zum grössten Teil zwar öd (neue Farben!), aber halt schon irgendwie auch von Interesse. Ausserdem kriegen wir so vielleicht selber besser mit, was denn passiert, wer jetzt neue Farben hat oder noch eine Chromspange unter dem auf dem linken Aussenrückspiegel angebrachten Blinker. Es gibt in diesem News-Letter November 2020 jeweils ein paar Zeilen und ein einziges Bild (oder mehr), was frisch ist, kommt oben, alle andern wandern nach unten.
–
Alfa GT Electric von Totem
Kann man diese Bausätze für E-Autos eigentlich irgendwo in China online bestellen? Es tritt wieder einmal so ein Holla-die-Waldfee-Start-up an, die Welt zu verändern, haut ein 330 Kilo schweres Batteriepaket mit einer Kapazität von 50,4 kWh, das für eine Reichweite von 360 Kilometern sorgen soll, auf vier Räder – und schwupp, schon haben wir einen neuen Autohersteller namens Totem. Der Chef da, ein gewisser Riccardo Quaggio – nomen est omen? – sieht aus, als ob er erst seit ein paar Tagen den Führerausweis hat. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass er seine Mixer-Technik in etwas verlötet, was einst ein wunderschönes Bertone-Coupé von Alfa Romeo war. Dafür betreibt er einen gewaltigen Aufwand, vom Giulia-Chassis und -Aufbau bleiben noch 10 Prozent über, dafür gibt es eine Karosserie-Beplankung aus Karbon, Brembo-Bremsen, 525 PS, fast 1000 Nm maximales Drehmoment. Und einen klinischen Sound- und Vibrations-Generator; gegen Aufpreis wird Quatscho sicher auch noch Originalfürze von ehemaligen Alfa-Piloten aus der Klimaanlage entweichen lassen. Die Frage ist: warum muss dafür eine Giulia sterben? Warum haben die Italiener dafür nicht irgendeine Pagode oder so zerbröselt?
–
Ford Mustang Mach 1
Im August 1968 führte Ford für den Mustang die Option «Mach 1» ein. Es war kein festes Modell, sondern in erster Linie Optik und etwas Kosmetik am Fahrwerk; die «Mach 1» waren mit verschiedenen Motorisierungen erhältlich. Doch das Publikum liebte die Option, kaufte wie wild (1969 wurden insgesamt 72’458 «Mach 1»-Pakete verkauft). Mit etwas Verspätung (den 50. Geburtstag hat man knapp verpasst) bringt Ford nun einen neuen «Mach 1», ja, auch wieder viel Optik, verbessertes Fahrwerk, aber auch ein eigens kalibrierter 5-Liter-V8 mit 460 PS und 529 Nm maximalem Drehmoment. Der Mach 1 ist zudem der erste in Serie gefertigte Mustang in Europa, der mit einem manuellen TREMEC-Sechsganggetriebe ausgerüstet wird und über Rev-Matching sowie ein für die Rennstrecke optimiertes Ölkühlsystem verfügt; man kann auch den 10-Gang-Automaten wählen, aber das würden wir als Fehler bezeichnen.
–
Renault Twingo Electric
Die dritte Generation des Renault Twingo, gemeinsam mit Smart entwickelt, konnte nie an den Erfolg des so grossartigen Ur-Modells anknüpfen. Jetzt schicken die Franzosen ihren Winzling aber als reinen Stromer in den Markt – und da sind die Chancen vielleicht besser. Gedacht ist der elektrische Twingo als reines Nahverkehrsmittel, die Batterie ist mit einer Kapazität von 21 kWh doch eher klein (und soll trotzdem für bis zu 190 Kilometer Reichweite sorgen), die Leistung mit 82 PS und 160 Nm auch nicht gerade wild. Der unterhalb des Zoe angesiedelte Twingo Electric erhält dessen Ladesystem – und dürfte preislich sehr spannend werden.
–
VW Golf R
Der R ist seit bald zwei Jahrzehnten der böse Wolf unter den VW Golf. Früher mit sechs Zylindern und 3,2 Liter Hubraum, heute mit dem bekannten 2,0-Liter-TSI, der in der jüngsten Version mit 320 PS und 420 Nm antreten darf, was den neuen R zum stärksten Serien-Golf aller Zeiten macht. Das bedeutet dann 4,7 Sekunden auf 100km/h und mit dem R-Performance-Paket bis zu 270km/h. Im Kampf-Paket sind ein grösserer Dachspoiler, 19-Zoll-Felgen und zwei spezielle Fahrprogramme dabei, einmal «Special» mit einer weichen Dämpferabstimmung, die besonders gut auf die Nordschleife abgestimmt ist (wo der VW Golf R mit einer 7:51-Minuten-Runde in BMW M-Territorium eindringt), dazu ein Drift-Modus. Denn der schnellste Golf kann die Kraft nicht nur variabel von vorne nach hinten verteilen, sondern über torque vectoring erstmals auch quer. Optisch ist der R zwar ebenfalls gut zu unterscheiden dank grösserer Lufteinlässe; innen sind die R-Insignien erstaunlich sparsam verteilt.
–
Lamborghini Huracan Evo Fluo Capsule
Yup, hier geht es tatsächlich nur um neue Farben, Verde Shock (Grün), Arancio Livrea (Orange), Celeste Fedra (Blau), Arancio Dac (Orange) und Giallo Clarus (Gelb). Diese werden für einen gröberen Kontrast kombiniert mit Dach, vorderen Stossfänger und Seitenschwellern in Mattschwarz. Innen ist auch alles: schwarz.
–
Mehr Neuheiten gibt es immer auch unter: Neuheiten.
Der Beitrag News-Letter November 2020 erschien zuerst auf radicalmag.