Aston Martin DB7 V12 Zagato
Aufgespritzte Lippen
Es war, vielleicht, wieder einer dieser Zufälle, an denen die Automobil-Geschichte so reich ist. Im Sommer 2001 begab es sich, dass der damalige CEO von Aston Martin, Ulrich Bez, beim Concours d’Elegance in Pebble Beach neben Andrea Zagato sass. Am 19. August, so heisst es, haben die beiden Herren beim Nachtessen zum ersten Mal miteinander über die Erneuerung der schon traditionellen Zusammenarbeit zwischen Aston Martin und Zagato gesprochen. Das zentrale Thema war der DB7, der schon seit 1994 auf dem Markt war, unterdessen mit dem 6-Liter-V12-Motor zwar angemessen motorisiert war und erst kurz zuvor ein neues Interieur erhalten hatte, aber halt doch eher schon am Ende seines Lebenszyklus stand.
Schon kurz nach diesem Gespräch zeigte der Zagato-Chef-Designer Norihiko Harada Bez und dessen neuem Design-Direktor Henrik Fisker erste Entwürfe. Auf der IAA im September 2001 wurden weitere Gespräche geführt und eine Vereinbarung getroffen, Anfang 2002 erfolgte die endgültige Abnahme. Und kurz darauf wurde ein erster Prototyp bei Zagato gebaut, der von den Aston-Martin-Mitarbeitern später auf den Namen «Georgia» getauft wurde. Zusammen mit drei anderen Vorserien-Fahrzeugen erhielt «Georgia» auch einige technische Anpassungen, bessere Bremsen etwa und ein verbessertes Fahrwerk, eine kürzere Übersetzung für eine bessere Beschleunigung (es kamen nur manuelle Getriebe zum Einsatz) und vor allem eine stärkere Version des V12, der neu auf 435 PS und ein maximales Drehmoment von 556 Nm bei 5000/min kam. So aufgerüstet schaffte der Aston Martin DB7 V12 Zagato den Sprint von 0 auf 60 Meilen in 4,9 Sekunden und rannte maximal 296 km/h schnell.
Obwohl der Radstand leicht gekürzt (von 2,59 auf 2,53 Meter) und auch sonst noch so manches in Sachen Leichtbau unternommen wurde, wog das Zagato-Modell stolze 1850 Kilo (und damit 100 Kilo mehr als der ursprüngliche DB7). Er wurde auch nicht in Mailand gebaut, sondern in Bloxham – die Alu-Anbauten wurden aus Italien angeliefert. Man darf sich schon etwas wundern, dass Henrik Fisker, für sein feines Händchen und seine eleganten Entwürfe bekannt, den Zagato einfach so durchwinkte; der Wagen wirkte mit seinen Verbreiterungen, dem langen vorderen Überhang mit dem riesigen Grill und dem eigenartigen Heck doch ziemlich grobschlächtig. Aber vielleicht waren es auch nur die Zeichen der Zeit, Silikon begann gerade seinen Siegeszug durch Brüste und in Lippen. Er war nur in drei Farben verfügbar, Aqua Verde, Zagato Nero und Mercury Grey, hatte kein «Double Bubble»-Dach; witzig war immerhin die nach unten öffnende Ladeluke, die an den DB2 erinnern sollte. Obwohl 200 Bestellungen eingingen, wurden zwischen 2002 und 2004 nur 99 Exemplare gebaut; ein Stück wurde für die eigene Sammlung zurückbehalten. Der Verkaufspreis lag bei satten 166’000 Pfund.
Wir haben ja schon reichlich: Aston Martin. Und es wird noch mehr Zagato geben. Bis dahin empfehlen wir ansonsten unser Archiv.
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