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Fahrbericht Mazda 3 Skyactiv-X

Published in radical-mag.com

Der Form halber

Selbstverständlich verfolgt «radical» die Entwicklungen bei Mazda. In diesen Zeiten, in denen alle nur noch Strom im Kopf haben, gehören die Japaner zu den wenigen Herstellern, welche die Entwicklung thermischer Antriebe weiterhin mit viel Geist, Geld und Elan voran treiben, und allein dafür gebührt ihnen schon Respekt und Applaus. Auch der Ansatz ist spannend: in der jüngsten Skyactiv-X-Technologie versucht man die Vorteile von Benziner und Diesel noch mehr miteinander zu verbinden. Das bedeutet bei diesem 2-Liter-Sauger mit 180 PS, dass ein sehr mageres Benzin-Luftgemisch in die Brennräume gelangt (Verdichtungsverhältnis 16,3:1 – wie bei einem Diesel) und dort von einer Mikrodosis Benzin in die unmittelbaren Umgebung der Zündkerze entzündet wird. Die Verbrennung erfolgt somit schlagartig – und vollständig. Das soll den Mazda zu einem niedrigen Verbrauch und in der logischen Folge auch einem niedrigeren CO2-Ausstoss verhelfen. Auf dem Papier sieht das noch nicht weltmeisterlich aus, 4,4 Liter nach WLTP schaffen auch andere Hersteller bei ihren Benzinern, aber die japanischen Hersteller liegen mit ihren Verbrauchsangaben meist deutlich näher an der Realität als etwa bekannte deutsche Marken. Wir konnten auf unserer kurzen Ausfahrt keinen aussagekräftigen Verbrauch ermitteln, doch die 5,2 Liter, die der Bordcomputer trotz eher sportlicher Fahrweise anzeigte, lassen auf ein vernünftiges Resultat im Alltagsgebrauch hoffen.

Der Mazda 3 forciert nun aber die sportliche Fahrweise nicht wirklich. Auch wenn 180 PS noch nach einigermassen viel tönen für einen klassischen 2-Liter-Sauger – die 224 Nm maximales Drehmoment, die erst bei 3000/min anliegen, sind doch etwas bescheiden. Man ist für ein flotteres Vorankommen deshalb bemüht, mit höheren Drehzahlen zu operieren, doch das bringt ausser mehr Lärm auch nicht viel. Den Sprint von 0 auf 100 km/h in 8,2 Sekunden schafft heute jedes zweite kompakte SUV ebenfalls. Ist man gelassener (was die meisten Verkehrsteilnehmer ja sind), dann gefällt der neue Motor mit angenehmer Laufruhe. Und eben: allenfalls mit einem guten Verbrauch. Geschaltet wird manuell über sechs Gänge – aufgefallen ist uns der lange, lange Kupplungsweg, der gerade beim Anfahren für etwas Verwirrung sorgt. Etwas erstaunt waren wir auch vom Fahrwerk: Mazda verzichtet fortan auf die aufwendigere, aber bislang doch feine Mehrlenker-Hinterachse und gibt dem Skyactiv-X-3er «nur» eine Verbundlenker-Achse mit auf die Strasse. Das «bezahlt» man mit doch reichlich Seitenneigung in den Kurven – und dem Gefühl, dass mehr Gelassenheit gefragt wäre. Hat man diesen Zustand des Bäumeumarmenwollens erreicht, dann überzeugt der etwas über 1,3 Tonnen schwere Japaner mit einem sehr komfortablen Fahrwerk, das auch grössere Bodenunebenheiten souverän ausbügelt. Die Devise ist klar: Zurückhaltung wird belohnt. Und folglich können wir auch nicht viel berichten von dieser neuen «G Vectoring Control Plus», die den Kraftfluss auf die Vorderräder mittels gezielter Bremseingriffe unter Kontrolle haben soll.

Es ist allerorten zu lesen, dass der Mazda 3 ein hübsches Automobil ist. Dem können wir prinzipiell zustimmen – und haben nach dieser Ausfahrt doch irgendwie das Gefühl, dass es mehr um die Form als den Inhalt geht. Es waren zwei Teenager mit dabei – und die haben sich schon nach wenigen Sekunden darüber beklagt, dass sie nichts sehen, gefragt. warum sie denn in diesem dunklen Loch hinten sitzen müssen. Da erinnerten wir uns an die legendäre Aussage von Jeremy Clarkson, dass wohl alle Innenraum-Designer schwul sein müssen, weil hinten zu sitzen in noch so manchem Wagen ein Graus sei – und eine solche Gestaltung nur von Menschen erdacht werden konnte, die sicher keine Kinder haben. Als sich der fast 1,90 Meter grosse Berichterstatter dann auch einmal nach hinten setzte, musste er die fehlende Kopffreiheit bemängeln – gutes Aussehen allein ist halt nicht alles. Und 358 Liter Kofferraum-Volumen sind für ein doch 4,46 Meter langes Fahrzeug auch nicht überragend. Andererseits: vorne ist sehr gut, schön gestaltet, eine clevere Mischung aus noch vorhandenen Knöpfen und Schaltern sowie einem sehr breiten Bildschirm, man fühlt sich auf Anhieb wohl. Und der Head-up-Display gefällt mit extrem klarer Darstellung.

Der Mazda 3 lässt uns irgendwie doch ziemlich gespalten zurück. Ja, neue, interessante Technologie – aber nicht gerade überragende Fahrleistungen. Ja, hübsch anzusehen – aber nicht besonders praktisch. Und irgendwie herrscht eine doch erhebliche Diskrepanz zwischen dem schicken Auftritt und dem doch eher rentnergerechten Fahrverhalten. Und ein Schnäppchen ist der Japaner auch nicht, die Preisskala beginnt bei 27’990 Franken, für den 2-Liter sind dann schon mindestens 31’990 Franken zu entrichten, mit anständiger Ausstattung nähert man sich dann schnell einmal den 40’000 Franken. Für so viel Moos kriegt man bei anderen Herstellern dann schon ernsthafte Geräte, die deutlich mehr Fahrspass machen, Megane R.S zum Beispiel, Civic Type R. Es ist halt noch so manches: relativ.

Mehr Mazda haben wir wohl nicht in unserem Archiv. Aber es kommt dann noch der Fahrbericht zum CX-30.

Der Beitrag Fahrbericht Mazda 3 Skyactiv-X erschien zuerst auf radicalmag.