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Test Citroën SpaceTourer

Published in radical-mag.com

Kein Netflix-Abo?

Das war dann schon etwas komisch: wenn man dann die Adaptive Cruise Control auf, sagen wir mal: 120 km/h stellte, dann wurde der Citroën SpaceTourer zuerst einmal langsamer. Manchmal fing er sich nach ein paar Sekunden wieder und beschleunigte auf die angeforderte Geschwindigkeit, aber manchmal dauerte es so lange, dass wir dann doch lieber selber eingreifen wollten. Nein, es war nicht so, dass wir zu nah auf den Vordermann auffuhren (so etwas macht man mit einem SpaceTourer eh nicht) oder sonst der Abstand zu irgendetwas nicht gewährleistet gewesen wäre; es war unerklärlich. Und irgendwie ein wenig: mühsam. Wie wir ganz allgemein immer mehr Mühe haben mit all diesen unnötigen Assi-Systemen, dieser Zwang des Spurhalters, der Regensensor, der schon beim geringsten Spritzerchen in wilde Hektik verfällt. Immerhin haben sie bei Citroën die Licht-Automatik unterdessen so weit im Griff, dass der Scheinwerfer bei Gegenverkehr tatsächlich abblendet. (Haben wir eigentlich schon mal geschrieben, dass uns das autonome Fahren allein schon rein technisch als quasi unerreichbar erscheint? Ok, schon öfter…immer öfter?)

Man würde sie eigentlich gerne benutzen, diese ACC, denn der Citroën SpaceTourer ist ein ausgezeichneter Reisewagen. Klar, geradeaus muss er mit seinem Radstand von 3,28 Metern unbedingt können (wir hatten einen XL, es gibt noch einen XS, 2,93 Meter Radstand), doch er ist halt schon auch sehr komfortabel (und das ohne Advanced Comfort beim Fahrwerk), rollt einfach einher, in aller Ruhe (was dann aber wieder zu Advanced Comfort gehört) und mit diesem so angenehm weichen Gestühl. Wobei: das mögen anscheinend nicht alle, dass man so quasi einsinkt. Das ist aber wohl eine subjektive Empfindung, die einen schätzen es (ist bequem, gibt guten Seitenhalt), andere halt nicht so (ist ja wie früher…). SUV-Liebhaber würden sich aber sicher mit der hohen Sitzposition anfreunden können – und trotz 5,3 Metern Länge ist der Citroën erfreulich übersichtlich. Sofern man denn den langen Radstand im Auge behält; als XL ist er schon ein Koloss, enge Parkhäuser meidet man da besser. Die Höhe von 1,90 Meter ist da aber im Vergleich zu anderen Kleinbusen ein Vorteil.

Gefragt haben wir uns allerdings, was die Sitz-Konfiguartion bei unserem Testwagen darstellen wollte. Vorne zwei Einzelsitze, hinten je 2+1-Plätze, doppelt. Die mittlere Reihe lässt sich so, also kleines Bänkchen und Einzelsitz, auch verschieben, doch wenn man in der Mitte anständig sitzt, wird es hinten eher knapp. Und wenn es hinten bequem sein soll, wird es mittig eng. Und richtig viel Kofferraum ist dann zu acht auch nicht mehr, auf jeden Fall nur knapp genug für acht Damen-Handtaschen. Die Frage ist auch ein bisschen: Sind sechs Kinder noch zeitgemäss? Gibt es noch Menschen ohne Netflix-Abo (ja)? Andererseits: die Vielfalt an Kombinationen ist heftig, es dürfte nicht ganz einfach sein, sich das zu seinen individuellen Bedürfnissen passende Gerät zu konfigurieren (XS 4,61 Meter, M 4,96 Meter, XL, eben: 5,3 Meter – und alle mit 5, 6, 7 oder 8 Plätzen). Schiebetüren sind immer. Und so ein bisschen in den Wagen reinklettern muss man auch. Dort wiederum wird man aber gut empfangen, Kleinbus-Groove war einmal, heute sieht das so aus wie in einem Personenwagen, einfach noch etwas grosszügiger; beim SpaceTourer gibt es zudem noch Ablageflächen und -Behältnisse ohne Ende, allein im Türfach versorgt man eine halbe Kiste Bier. Gern würden wir auch noch etwas zum Kofferraum-Volumen berichten, dafür gibt es keine Angaben in Litern – maximal stehen 3,51 Meter Laderaum zur Verfügung, das müsste für das Gröbste reichen. Wir haben das ja schon einmal beschrieben, solche «Transporter» bescheren einem viele Freunde (nachzulesen: hier).

Gut versorgt waren bei unserem Testwagen in Sachen Antrieb mit dem 2-Liter-Diesel, der 180 PS leistet und 400 Nm maximales Drehmoment abdrückt bei 2000/min, dies auf die Vorderräder und über einen 8-Gang-Automaten. Damit soll das Ding, das weniger als 1,8 Tonnen wiegt (und mehr als eine Tonne Zuladung hat), in 8,8 Sekunden auf 100 sprinten und maximal 185 km/h schnell rennen; die Zahl bei der Beschleunigung erscheint uns jetzt doch sehr optimistisch. Dafür trifft es Citroën beim Verbrauch erstaunlich gut: 6,1 Liter werden angegeben, 6,8 Liter waren es im Test. Was für ein Fahrzeug dieser Grösse alles andere als schlecht ist. Wobei: Wir fuhren nie mit voller Beladung – und wenn man dann schneller fährt als 120, dann steigt der Verbrauch schon ziemlich rapide an. Aber eben, so fährt man eigentlich nicht mit dem SpaceTourer. Für den es übrigens noch eine interessante Option gibt, einen 4×4 von Dangel, für einen allerdings auch satten Aufpreis von fast 10’000 Franken. Damit wird er dann zum wahren Sport & Utility-Vehicle…

Als kurzer 5-Sitzer mit dem 120-PS-Diesel ist der Citroën ab 41’160 Franken zu haben, in der Stierkämpfer-Ausstattung. Unser XL mit dem 180-Pferder kostet dann in der sehr gehobenen Shine-Ausführung ab 58’260 Franken; da muss man dann aber nicht mehr viel dazubestellen (ausser vielleicht das City-Paket mit den Piepsern für 300 Franken). Das ist nicht viel mehr als für einen Multivan von Volkswagen (nice story, übrigens) mit dem 150-PS-Diesel, doch dem fehlen 30 PS und jede Menge Ausstattung, sprich: der Franzose ist deutlich günstiger. Ob er deswegen auch die bessere Wahl ist, das wissen wir jetzt auch nicht so recht; optisch zumindest ist der SpaceTourer schon noch etwas gewöhnungsbedürftig. Doch das ist wie mit den weichen Sitzen…

Mehr Citroën haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Test Citroën SpaceTourer erschien zuerst auf radicalmag.