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Test DS4 Crossback

Published in radical-mag.com

Fisch oder Vogel?

Beim DS4, als er noch ein Citroën war, hatten wir nie so recht verstanden, weshalb er nicht von Anfang an als SUV konzipiert worden war. Doch die Franzosen, ansonsten doch recht gut im Erkennen von Trends, hatten 2011 halt die SUV-Blase unterschätzt, gar nicht erst erkannt, glaubten mehr an die Crossover, und so war der DS4 weder Fisch noch Vogel. Ein zwar durchaus adrettes Gefährt, aber irgendwie: so ein wenig sinnbefreit. Dass er sich trotzdem erstaunlich gut verkaufte, lag wohl in erster Linie am Design. Das ihm nach dem sehr, sehr sanften Facelift von vergangenem Jahr ja nicht abhanden gekommen, im Gegensatz zur Bezeichnung Citroën, die er jetzt nicht mehr trägt. Aber viel wichtiger: mit dem Zusatz Crossback will der DS4 jetzt doch auch so ein bisschen ein SUV sein. Den Unterscheid machen drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit und eine noch einigermassen zurückhaltende Plastikbeplankung.

Nur so ein bisschen ein SUV ist der DS4 Crossback in erster Linie deshalb, weil Allradantrieb – wie bei allen PSA-Produkten – nicht ist. Als Goodie für die Stadtindianer, die auch einmal ein kleines Abenteuer erleben wollen, gibt es neben mehr Luft unter den Wagen immerhin eine intelligente Traktionskontrolle, welche die Traktion auf losem Untergrund – und ganz besonders auf Schnee – verbessern soll. Wir müssen zugeben: wir haben davon gar nichts gespürt. Was aber in erster Linie daran liegt, dass wir uns sowieso fragen, was dieser 4×4-Boom in der Schweiz soll, die Tage mit schneebedeckten Strassen im Flachland lassen sich an einer Hand abzählen – und trotzdem wurden 2016 bislang unfassbare 44,2 Prozent der Neuwagen mit Allradantrieb verkauft. PSA hat da (zumindest in der Schweiz) ein Problem, das aber wohl den sehr feinen Peugeot 3008 härter treffen wird als den DS4 Crossback.

Beim Fahrverhalten merkt man nicht viel von der neuen Persönlichkeit des Crossback. Er bleibt in erster Linie komfortabel, federt und dämpft sehr angenehm – die Zeiten der französischen Sänften sind andererseits längst vorbei, der Crossback kann trotz verhältnismässig hohem Aufbau durchaus auch ganz sportlich um die Kurven wedeln. Als etwas eigenartig empfanden wir aber die Lenkung, die einen ziemlich hohen Kraftaufwand braucht – und etwas gar heftig wieder in die Mittelposition zurückdrängt. Wir wissen nicht so genau, was DS dem Fahrer damit suggerieren will. Die Bremsen sind bestens, haben keinerlei Probleme mit dem über 1,5 Tonnen schweren Franzosen.

Im Test stand die neue Top-Motorisierung des DS4 Crossback, ein 180 PS starker 2-Liter-Diesel mit 400 Nm maximalem Drehmoment. Gegen oben soll da erst über 200 km/h fertig sein, die 0 auf 100 km/h will der Selbstzünder in 8 Sekunden schaffen. Dieser Motor wird ausschliesslich in Verbindung mit einem 6-Gang-Automaten angeboten – und bildet eine sehr souveräne Einheit. Die Gangwechsel sind kaum spürbar, das feine Drehmoment sorgt jederzeit für ein flottes Vorankommen. Dass die PSA-Diesel zu den ruhigsten und sparsamsten auf dem Markt gehören, ist nichts Neues, auf dem Papier will der Franzose mit einem Normverbrauch von 4,3 Litern glänzen. Nun, es wurde dann mehr, genau 6 Liter im Schnitt. Das darf man weiterhin als gut bezeichnen, denn er verführt den Piloten schon schon dazu, die Kraft hin und wieder ausschöpfen zu wollen – und dann ist man dann schon flott unterwegs. Und schön geschmeidig.

Dazu passt selbstverständlich das Innenleben des Franzosen. Das Bedienkonzept wurde beim Facelift von diversen Knöpfchen und Schalterchen befreit, es läuft nun fast alles über den grossen Bildschirm. Und das beherrscht man quasi auf Anhieb, es sei die Logik dahinter gelobt. Gegen Aufpreis gibt es das bekannt feine DS-Leder, in dem rund 8 Stunden Handarbeit stecken, schöne Nähte und anderes, was das Auge erfreut. Das Verarbeitungsniveau ist wirklich hoch (und passt damit zur Sitzposition), die Franzosen beweisen, dass sie auch Premium können. Auch wenn die dreckigen Stiefel, die man im Crossback ja eigentlich tragen muss, nicht so recht dazu passen wollen. Aber die kann man ja auch im Kofferraum unterbringen, der zwar leider nur über eine hohe Kante zugänglich ist, aber dafür gute 359 Liter fasst. Wie überhaupt die Platzverhältnisse sehr anständig sind, auch hinten fühlen sich Passagiere nicht unwohl, Kniefreiheit gibt es allerdings als Kopffreiheit. Kinder beklagen die schlechte Sicht nach aussen – und dauernd durch das feine Panoramadach schauen wollen sie ja auch nicht.

Der neue DS4 Crossback ist ab 26’550 Franken zu haben, in der Basis mit einem 130 PS starken 1,2-Liter-Benziner (wie üblich nennen wir hier ausschliesslich die Preise ohne allfällige Rabatte). Der Aufpreis gegenüber dem DS4 beträgt also 1600 Franken. Den 180-PS-Diesel erhält man nach den jüngsten Preisanpassungen ab 32’600 Franken – und damit ist er so ein bisschen das Schnäppchen unter den Premium-SUV-Crossover.

Mehr DS Automobiles und selbstverständlich auch Citroën haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Test DS4 Crossback erschien zuerst auf radicalmag.