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Seat Ibiza Cupra

Published in radical-mag.com

Spieltrieb

Es ist dann schon: lustig. Die Fahrfreude halt, die einem ein Fronttriebler geben kann. Völlig unsachgemäss haut man das Gerät in die Biegung, zu schnell, er schiebt, er regelt, und schiebt noch ein bisschen mehr, und er regelt noch mehr. Viel zu früh pinselt man wieder runter – und irgendwie reisst es das Teil in und um den Bogen. Mit Fahrkunst hat das nicht sehr viel zu tun, es ist eine Mischung aus Grip, Elektronik und brachialer Gewalt, es ist auch etwas Hoffnung dabei, dass das irgendwie funktionieren wird und nicht komplett wider der Physik ist. Aber so fährt man heut’ Fronttriebler. Und es macht auch ja Spass. Und recht flott unterwegs ist man auch noch.

Der Ibiza Cupra ist ein hervorragendes Beispiel für diese «moderne» Interpretation von Fahrfreude. Sehr anständig motorisiert, 192 PS aus 1,8 Liter Hubraum, ein erstaunliches maximales Drehmoment von 320 Nm zwischen 1450 und 4200/min. Das zieht den 1260 Kilo schweren Spanier ziemlich spektakulär nach vorne, bis 235 km/h, in 6,7 Sekunden auf 100. Und er macht das auf eine erfreulich souveräne Art, er ist ein liebes, braves Automobil, wenn man Mineralwasser kaufen will, er ist ein bisschen ein perverses Schweinchen, wenn man mit dem Messer zwischen den Zähnen den Berg erklimmt. Aber wir mögen das ja, diese zwei Seelen in einer Brust. Und der Vordermann muss seinen heckgetriebenen BMW mit deutlich mehr Leistung und weitaus höheren Basiskosten schon ziemlich gut im Griff haben, damit der freche Zwerg den Rückspiegel nicht formatfüllend beleidigt.

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Gut, das kennen wir alles auch aus dem Polo GTI, auch das manuelle, sehr sauber geführte 6-Gang-Getriebe, und der Ibiza Cupra macht das weder besser noch schlechter als sein Brüderchen. Aber dafür günstiger: ab 23’950 Franken ist er zu haben, das deutsche Produkt kostet mindestens 24’700 Franken. Wie das ausstattungsbereinigt und mit allfälligen Rabatten aussieht, wollen wir derzeit gar nicht wissen, das ist ein sehr spezielles Kapitel. Und es könnte auch der Grund sein, weshalb der Schweizer Importeur dem Polo GTI eine limitierte 230-PS-Variante spendiert hat, die wir ja auch schon vorgestellt haben.

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Aber zurück nach Spanien. Der Ibiza ist ja optisch ein gefälliges Fahrzeug, und das gilt selbstverständlich auch für den einigermassen zurückhaltend aufgemotzten Cupra. Aber obwohl er auf 17-Zöllern steht – irgendwie ist das, für’s Aug’, ein bisschen zu hoch, da hätte man für den sportlicheren optischen Eindruck schon noch ein zwei, drei Zentimeter an der Bodenfreiheit schrauben können. Andererseits gefällt der Seat dafür mit einem hohen Komfort-Niveau, was ja nicht bei allen diesen Kraftzwergen als gegeben vorausgesetzt werden darf. Die Frage ist dann aber auch wieder: will das typische Cupra-Kundschaft so? Wohl eher nicht, dem Junglenker ist es wohl ziemlich egal, wenn es ihm die Plomben aus dem Gebiss schüttelt; schon mit den dritten Zähnen sind wohl nur wenige potenzielle Käufer unterwegs. Wir loben das enge Gestühl, wir loben die Ergonomie aus den mächtigen Regalen der Volkswagen-Gruppe, und für all das anscheinend fortschrittliche Connectivity-Gedöns mag sich interessieren, wer will; wir nicht. Überzeugt hat uns dafür die gefühlt gute Verarbeitung.

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Auch der Ibiza ist unterdessen auf über 4 Meter angewachsen – ohne deswegen jetzt ein Raumwunder zu werden. Hinten ist es ziemlich eng, vielleicht eher etwas für Kinder; der Zustieg auf die billigen Plätze ist bei Dreitürer mehr so etwas für Äffchen. Und auch der Kofferraum ist nicht überbordend in seinem Fassungsvermögen, 292 Literchen müssen reichen; dazu kommt noch eine hohe Ladekante, über die man schon besagtes Mineralwasser hieven muss. Doch auch da darf man davon ausgehen, dass solche Nebensächlichkeiten dem Cupra-Kunden genau so sind, also: nebensächlich. Wohl im Gegensatz zum Sound, der durchaus noch ein bisschen sportiver sein dürfte, für unseren Geschmack. Das mittig angebrachte Endrohr sieht aber gut aus.

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Er stand zwei Wochen bei uns im Test, der Seat Ibiza Cupra. Und wir haben ihn auch fleissig bewegt, was wir nicht von jedem Testwagen behaupten können, etwa der, nein, lassen wir das. Und er gehört zu jenen Fahrzeugen, mit denen man nicht immer die ganz direkte Linie wählt, wenn man wieder mal Mineralwasser bunkern muss. Was man unbedingt als hohes Lob sehen soll. Auch an der Tankstelle wird man dafür nicht bestraft, zwar sind die 6 Liter nach normierter Theorie mit dieser Praxis schnell einmal Makulatur, doch die 7,5 Liter, die der Seat in unserem Test verbrauchte, darf man in Anbetracht der eingeforderten Leistungen als sehr akzeptabel bezeichnen.

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Mehr Seat haben wir im Archiv.

Der Beitrag Seat Ibiza Cupra erschien zuerst auf radicalmag.