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Faraday Future

Published in radical-mag.com

Fetter Furz

Was wurde im Vorfeld alles geredet und geschrieben und gemutmasst über Faraday Future, Tesla-Konkurrent, die Zukunft des E-Autos, Smartphone auf Rädern, sogar Apple wurde ins Spiel gebracht. Und jetzt? Alles nur warme Luft. Und ausserdem ein Dilettantismus, der der ganzen Geschichte einen sehr absurden Anstrich gibt.

Aber der Reihe nach. In den vergangenen Monaten wurde vor allem in den amerikanischen Medien heftig darüber spekuliert, wer denn hinter Faraday Future stehen könnte. Für den gestrigen 4. Januar war eine Pressekonferenz angekündigt, im Vorfeld der CES, auf der das Geheimnis gelüftet werden sollte. Doch schon in den Tagen zuvor bröckelte die Fassade, es war schnell klar, dass Faraday rein gar nichts mit Apple zu tun hat, sondern der chinesische Milliardär Jia Yueting dahinter steht. Der musste Farbe bekennen, als er von der Regierung des Bundesstaates Nevada Fördergelder in der Höhe von 330 Millionen Dollar erhielt, um eine neue Fabrik mit 4500 Arbeitsplätzen aufbauen zu können. Theoretisch hätte das FF mit seiner einen Milliarde Kapital ja aus dem eigenen Säckel bezahlen können, aber man kennt das ja auch von anderen Auto-Herstellern – man nimmt von der Kommune, was man halt kriegen kann. Tesla, übrigens, hat das ja genau gleich gemacht.Faraday-Future-FFZERO1-4

Nun, die Regierungsvertreter von Nevada werden nun aber schlaflose Nächte haben, nachdem sie gesehen haben, was FF als erstes Fahrzeug plant: ein einsitziger Pseudo-Rennwagen mit 1000 PS soll es werden. Ganz klar die Zukunft des E-Autos – oder vielleicht auch nicht? Es bleibt einzig Sarkasmus, wenn man betrachtet, was da entstehen soll, ein gepimpter BMW i8 für Singles, unsäglich teuer – und unsäglich unnötig. Dazu hässlich wie die Nacht, Design wie in den 50er Jahren, aufgemotzt durch ein Innenleben, das aussieht wie eine überdimensionale Spielkonsole. In dieser Nische aller Nischen lassen sich weltweit vielleicht zwei Handvoll Fahrzeuge verkaufen – und dafür braucht es sicher keine 4500 Arbeitsplätze in der Wüste von Las Vegas.

Faraday-Future-FFZERO1-2

Man kann nur hoffen, dass der FFZERO1 – welch toller Name! – einfach nur ein Teaser ist, ein Ablenkungsmanöver, dass bei FF still und heimlich wunderfeine E-Autos entwickelt werden, die tatsächlich Potenzial haben. Doch diese Hoffnung ist verschwindend gering, wer solch ein Gerät auf die Räder stellt, der hat keinen guten Plan, sondern einen Sprung in der Schüssel. Dass im Vorfeld aus Versehen auch noch die iOS-App, mit der das Fahrzeug vorgestellt werden sollte, an die Öffentlichkeit gelangte, zeugt davon, wie dilettantisch bei FF gearbeitet wird. Andererseits: solche «Leaks» passieren ja auch Herstellern, die «das Beste oder nichts» für sich propagieren… (dazu gleich mehr).

Andere Exoten gibt es in unserem Archiv.

Der Beitrag Faraday Future erschien zuerst auf radicalmag.