Für Arbeit und Abenteuer: Der Ford Ranger ist eines der letzten echten Männer-Autos
Zum Teufel mit der Emanzipation! Natürlich dürfen Frauen nicht nur Kleinwagen fahren. Doch selbst wenn sie die Kinder im SUV zur Schule kutschieren, mit Vans die Raumfahrt auf die Straße holen und zur Not sogar mal einen Sportwagen steigen, bleibt eine Nische, die bis heute den Männern vorbehalten ist: Der Pick-Up. Denn kein Auto riecht so sehr nach dem Schweiß körperlicher Arbeit, nach Freiheit und Abenteuer und nach all den anderen Idealen, die man für gemeinhin als männlich bezeichnet, wie der moderne Pritschenwagen. Nirgendwo wissen sie das besser als bei Ford – schließlich verkauft der Konzern daheim in Amerika Jahr für Jahr viele Hunderttausend Exemplare des F-150 und steht damit seit Jahrzehnten an der Spitze der Zulassungstabelle. Ganz so weit ist es in Europa noch nicht, und kleiner sind die Autos bei uns natürlich obendrein. Doch auch hier wächst der Markt und Ford fährt mit dem Ranger ganz vorne mit. Damit das auch so bleibt, wenn jetzt zahlreiche Konkurrenten von Fiat bis Mercedes neu in die Ein-Tonnen-Klasse stürmen, haben die Amerikaner ihre Euro-Pritsche zur Mitte der Laufzeit gründlich überarbeitet. Zu Preisen ab 27 846 Euro gibt es den kultigen Kleinlaser deshalb ab sofort mit frisch geschminkter Front, aufgemöbelten Innenraum, mehr Elektronik und optimierten Motoren.
Auf den ersten Blick nimmt der Ranger damit ein wenig Abschied vom Abenteuerleben und rückt näher an die Zivilisation. Nicht nur die Optik wirkt moderner und lockt mit reichlich Lametta, sondern vor allem Ausstattung und Assistenzsysteme zielen auf Weicheier und Großstadtcowboys: Tempomat mit Abstandsregelung, Helfer für Spurwechsel und Spurführung, eine elektrische Servolenkung mit viel Unterstützung beim Rangieren und mehr Präzision bei hohen Geschwindigkeiten oder die Parksensoren und die Rückfahrkamera – mit fast so viel Technik wie der Kuga kann den dicken Ranger bald jedes Kind durch enge Gassen zirkeln. Und mit der aktuellen Ausbaustufe des Infotainmentsystems Sync findet man nicht nur bis in den hintersten Winkel der Wildnis, sondern surft dort auch noch auf dem kinderleicht integrierten Smartphone: So wird Ranger Jim plötzlich zum Space Cowboy.
Doch der Eindruck vom modernen Auto für moderne Menschen ist vorschnell – und falsch. Man darf sich nicht von Glanz und Gloria des Designs von der vielen Elektronik täuschen lassen. Sondern sobald man mal ein paar Meter gefahren ist, erlebt man den Ranger auch weiterhin als den rustikalen Kumpeltyp, der einen mit reichlich Platz für Leute und Ladung durch dick und dünn begleitet. Dabei helfen Motoren, die zwar ein bisschen kerniger klingen als in Kuga & Co und den Ranger bisweilen so kräftig durchschütteln, dass man den Termin beim Chiropraktiker gleich wieder stornieren kann. Doch dafür haben sie jede Menge Kraft und dank Start-Stopp-Automatik sowie neuer Achsübersetzungen bis zu 17 Prozent weniger Durst. Schon der Basis-Diesel kommt bei 2,2 Litern Hubraum jetzt auf 130 PS und vor allem auf 330 Nm. In der zweiten Ausbaustufe stehen für diesen Motor bereits 160 PS und 385 Nm im Datenblatt. Und wer es wirklich wissen will in der Wildnis, der fährt am besten mit einem 3,2 Liter großen Fünfzylinder, der 200 PS und 470 Nm auf die großen Räder wuchtet. Klar, mit einem Sprintwert weit jenseits der zehn Sekunden wird man kaum ein Ampelduell gewinnen. Doch wenn der Ranger mit bis zu 175 km/h über die Autobahn rennt, fühlt man sich selbst auf der linken Spur nicht fremd und freut sich zum Schutz des Punktekontos plötzlich auch über die Verkehrszeichen-Erkennung.
Was noch hilft bei Arbeitseinsatz vor allem abseits des Asphalts, das ist der zuschaltbare Allradantrieb, der für die beiden stärkeren Motoren Standard ist. Ein kleiner Dreh auf der Mittelkonsole, schon schließt sich die Kupplung zur Vorderachse und der Ranger wühlt sich auf allen Vieren durch das Unterholz, dass es eine wahre Freude ist – zur Not sogar mit einer Getriebeuntersetzung. Dass dabei der Wendekreis deutlich größer wird und sich das Auto in engen Kurven ordentlich verspannt, muss einen nicht weiterstören. Im Gelände ist das kein Problem und in der Stadt kann man ja wieder auf Heckantrieb wechseln und den mit drei unterschiedlichen Kabinen für zwei bis Fünf Personen angebotenen Koloss schon etwas handlicher bewegen. Schließlich warten dort ganz andere Abenteuer auf den rustikalen Arbeiter.
Apropos Abenteuer: Die erste abenteuerliche Reise hat der Ranger übrigens schon hinter sich, bis er beim Händler steht. Denn gebaut wird der Pick-Up nicht in Köln oder Detroit, sondern bei Pretoria in Südafrika. Die Selbstabholung im Werk ist da nur was für echte Männer.