Sumo auf Speed: Als F-Modell wird der feudale Lexus GS zum Sportwagen für die linke Spur
Er ist schwer wie ein Sumo-Ringer und trägt einen vornehmen Smoking, doch jetzt gibt der Lexus GS auch den Sportler. Denn als Antwort auf BMW M5 und Mercedes E 63 bringt die noble Toyota-Tochter ihre Business-Limousine zum Jahreswechsel auch als F-Modell an den Start.
Wo die Japaner bislang ausschließlich Hybrid-Antriebe angeboten und damit auf die Emissionen geachtet haben, montieren sie zwischen den weiter ausgestellten Kotflügeln nun einen fetten V8-Motor und schüren damit die Emotionen. Denn ein hochdrehendes Fünf-Liter-Triebwerk ohne Lader ist auch in dieser Liga selten geworden. Und Eckwerte von 477 PS und 530 Nm sind eine verheißungsvolle Botschaft für ein sonst bisweilen ein wenig unterkühlte Marke.
Mit Zurückhaltung ist es deshalb beim Lexus GS-F auch nicht sonderlich weit her. Weder beim Auftritt mit den fiesen Kiemen in den Kotflügeln, dem dezenten Spoiler und den vier markanten Endrohren am Heck oder dem mächtigen Diabolo-Grill, der jetzt zum ersten Mal tatsächlich eine teuflische Note hat. Und erst recht nicht beim Antritt. Schließlich bringt der V8 den Luxusliner mit dem gleichen Nachdruck auf Tempo, wie ein Sumo-Ringer seiner Gegner auf die Matte schickt: Während der V8 verstärkt von den 17 Lautsprechern der Mark Levinson-Anlage seine gewaltige Stimme erhebt und die 275er Gummis im Heck ordentlich am Asphalt zerren, schmelzen die 1877 Kilo förmlich dahin und in nur 4,6 Sekunden steht die Nadel bei 100 Sachen. Die 340er-Markierunga auf dem bescheiden ins rechte Eck gerückten Tacho ist zwar ein wenig euphemistisch. Doch mit 270 km/h fährt der Lexus den üblichen Boliden aus der Business-Klasse locker davon – und das ganz ohne aufpreispflichtige Entriegelung.
Zwar machen auch der stärkste V8-Motor und die intelligenteste Elektronik aus einem Schwergewicht keinen Leichtathleten, und bei der Kurvenhatz kann der GS-F seine überzähligen Pfunde deshalb selbst mit elektronischem Torque Vectoring nicht verhehlen. Doch eine spürbar nachgeschärfte Lenkung, ein strammes Fahrwerk und der leidenschaftlichste Motor im aktuellen Lexus-Lineup machen aus dem luxuriösen Langweiler einen Powerplayer, der im Ringen um die Krone der Überholspur ganz vorne mitfährt und auch an einer Umleitung über die Landstraße seine Freude hat. Nicht umsonst haben die Japaner das vornehme Vorstandszimmer auf Rädern auch noch mit sportlicher geschnittenen Sitzen möbliert.
Allerdings hat dieses Vergnügen auch seinen Preis – und zwar gleich doppelt. Beim Händler, weil sich der Tarif verglichen mit dem Basismodell GS 300h mehr als verdoppelt und jetzt bei 99 700 Euro beginnt. Und an der Tankstelle, weil man statt der 4,7 Liter beim GS 300h oder der 5,9 Liter beim GS 450h jetzt mit Prüfstandswerten von 11,2 Litern kalkulieren kann. Macht aber nichts. Denn so erfüllt der GS-F gleich eine doppelte Missionen. Auf der einen Seite bringt er ein bisschen Lust und Leben in die eher langweilige Marke und befriedigt bei den ewig gestrigen die Sehnsucht nach Fahrspaß. Und auf der anderen Seite wird er mit seinem horrenden Preis und seinem dramatischen Durst zum besten Argument, doch einen Lexus mit Hybrid-Antrieb zu kaufen.