Mein erstes Auto: Fiat Panda 45 - Teil 1
Ich werde versuchen, die Geschichten zu meinen Ex-Wagen aufzuarbeiten ohne Anspruch auf die korrekte zeitliche Reihenfolge. Die Geschichten sind teilweise über 20 Jahre her, da vergißt man schonmal das eine oder andere Detail, aber vorenthalten will ich Euch die Stories keinstenfalls.
Meinen Führerschein habe ich 1986 gemacht. Für mich war eigentlich klar: Mein erstes Auto wird ein VW Käfer. Dachte ich. Doch es kam anders.
Mein Bruder bekam 2 Jahre vorher zu seinem 18. Geburtstag einen Opel Kadett C Bj. 75(?) in lindgrün geschenkt und da wollte ihre Schwester nachziehen. Geschenkt gab es ihr Auto nicht, aber extrem günstig. Einen Fiat Panda 45, EZ 1982, 30.000km auf der Uhr für 3.500 DM. Darf man das ausschlagen? So kam ich zu dem neuesten Auto, das ich jemals besessen habe. 4 Jahre und 30.000km auf der Uhr? Neuwagenkacke! Aber vielleicht war das für den Einstieg gar nicht so schlecht.
Und es war auch garnicht schlecht, daß das ein Fiat war, denn so kam ich zu den Grundfähigkeiten des Schraubens. Das Ding war irgendwann ständig kaputt und ich zahlte viel Lehrgeld, was es bedeutete, Wartungsarbeiten zu verschleifen.
Neuwagen? Egal! Original konnte der nicht bleiben. In der ersten Evolutionsstufe verpaßte ich dem Wagen nen selbstgebauten Kühlergrill auf Basis eines Polo Kühlergrills, den mein Opa irgendwo am Straßenrand gefunden und mir geschenkt hatte. Irgendwie war noch ein Stück BMW Niere mit drin, alles ein wenig zusammengefusselt. Nicht gerade eine Designleistung, Hauptsache anders. Zudem bekam er Engelmann Spiegel, die ich damals bei Albrecht Tuning bestellte. Kennt jemand den Versand noch?
Den Panda konnte ich trotz meiner Größe fahren, bequem war das nicht. also die Sitzschinen nach hinten versetzen. Ich habe das damals nicht selbst gemacht, sondern mein damaliger Nachbar. Der hatte eine kleine Mazda Werkstatt. Kaum zu glauben, aber ich traute mich damals nicht, an einem so neuen Auto diese Veränderung durchzuführen. Ich brachte den Wagen sogar in die Werkstatt zum Kundendienst - jedenfalls so lange, wie noch Geld auf dem Konto war. Ich war damals Schüler mit 15 DM Taschengeld in der Woche.
Kurz nach dem Führerschein ging es dann gleich mit dem Wagen in den Urlaub zum Campen nach Jugoslawien zusammen mit meinem Kumpel Pohli.
Rücksitzbank daheim gelassen, Wagen vollgepackt und ab der Fisch. Der Panda überlebte einen Kontakt mit dem Straßengraben und einzige Panne war der abgefallene Auspuff, den eine Werkstatt da unten für ganz schmales Geld einfach wieder drangebraten hat.
Der Panda war ne arme Sau, ihm wurde wirklich nix geschenkt. Drehzahlorgien gehörten zu Alltag und er mußte natürlich auch im Winter ran - und wir hatten damals harte Winter, wie folgendes Bild beweißt:
Der Rekord lag bei -30°C - jeden Morgen Zittern, ob der Bock bei den Temperaturen anspringt. Natürlich war die Batterie in Styropor eingepackt, eine Pappe vor dem Kühler, die ganzen Hausmittelchen eben.
Für die Sportlichkeit gab’s einen Christbaum an der Front.
Im größten Schneegestöber hatte ich dann auch eine kuriose Panne. Der Wischer - der Panda hat nur einen - wischte nach links, rechts, links, rechts, blieb in der Mitte stehen, um unmotiviert auf die Motorhaube zu fallen. Meine Beifahrerin fischte den Wischer Während der Fahrt dann ins Auto, damit wir ihn nicht verlieren.
Apropos kuriose Pannen: Das war nicht die einzige. An dem Bock war eigentlich immer etwas kaputt. Gebrochene Türscharniere z.B., oder gleich 2x verklemmte sich ein Kipphebel neben einer Stösselstange. Es war ein Drama. Helfer in der Not war meist mein Nachbar. Also nicht der mit der Mazda Werkstatt, sondern Arne, der beim BOSCH Dienst schaffte. Der gab immer Hilfe zur Selbsthilfe. Er gab mir Werkzeug und Anleitungen was ich machen solle. Lief dann unter dem Motto: Schraub mal das, das und das weg und dann holst Du mich wieder. Ich hab von Arne damals wirklich viel gelernt, toller Nachbar!
Auch hatte ich mal ne gerissene Verteilerkappe und habe es gemerkt, was es bedeutet, einen billigen Fiat zu fahren: Für den Wagen gab es laut Microfish 4 Verschiedene Verteiler für das Baujahr 1982 - meiner war nicht dabei. Bis wir die richtige Kappe gefunden haben... Auch zerlegte sich der Verteilerfinger einmal während der Fahrt. Ich habe den abgerissenen Kontakt aber tatsächlich mit einer schraube aus einer Musikkassette wieder fixieren können, so daß ich weiterfahren konnte.
Während der Fahrt über Kopfsteinpflaster löste sich einmal die Motorhaubenverriegelung und die Haube schlug mit einem großen Knall auf die Windschutzscheibe. Glücklicherweise ohne direkte Unfallfolge. Nur löste sich die Verklebung der Haube, das Untergestell und das Haubenblech waren getrennt. Ein Gestaltungsanlaß
Ich besorgte mir eine durchgerostete Schrotthaube, spachtelte die Durchrostungen zu und spachtelte eine Zastrow Hutze auf die Haube. Bei mir hatte die sogar einen Sinn, sie deckte den Lüftungskasten ab - ich hatte kein Laub mehr in der Lüftung. Damit die Haube zukünftig hält, kamen Haubenhalter zum Einsatz. Ich habe aus einem alten Reifen 2 Stücke rausgesägt als Abdeckung.
1987 fuhr ich erneut mit dem Wagen zum Camping in den Urlaub. Da hatte ich den heftigsten Unfall mit dem Wagen. Eigentlich wollten wir uns für die Fahrt 2 Tage Zeit nehmen, aber da es aus Eimern schüttete, entschieden wir uns, durchzufahren. Falscher Fehler. Im heftigen Gewitter fuhr ich mit 80 in eine viel zu enge Kurve. In der lag auch noch Dreck und irgendwie war’s das mit dem Lenken, ich schoß einfach geradeaus in den Straßengraben.
Ein anderer Urlauber zog uns mit dem Abschleppseil raus, wir dachten, das war es jetzt, aber Pustekuchen! Der Vorderwagen war so verzogen, daß die Antriebswelle nicht mehr packte.
Wir fanden jemand, der uns bis zur nächsten Tankstelle schleppte. Mein Kumpel, der mitfuhr, trampte zum Urlaubsort und holte einen anderen Kumpel, der da ebenfalls Urlaub machte und der schleppte mich in eine Werkstatt.
Da wurde der Wagen abenteuerlich wieder instand gesetzt. Wir kamen zur Abholung, da machten sie gerade die Abnahme: Sie nahmen eine Schnur zum Messen des Abstands der beiden Radnaben auf der heilen Seite und verglichen das mit der Schnur auf der anderen Seite. Schien einigermaßen zu passen, der Wagen fuhr auch wieder. Dieser Unfallschaden war nun aber ein Grund stetiger "Freude". Kotflügel war auch geknickt und bei einem "richtigen" Auto hätte man den Kotflügel einfach gewechselt - beim Panda sind die aber verschweißt. Also kamen Tonen von Spachtel zum Einsatz. Der Wagen wurde immer bunter.
Unter em Wagen röhrte inzwischen eine Abarth Auspuffanlage, die ich günstig gebraucht geschossen habe. Im Auto waren 3 billigste Verstärker mit tausenden Billigboxen verbaut. Eine grausame Zusammenstellung, die laut aber alles andere als Klangvoll war.
Auch hatten wir damals alle CB Funk im Auto und da der KLE ja zum Übertreiben neigt, kam auf das Dach eine 2,71m hohe Glasfaserantenne. Herrlich, wenn die bei der Einfahrt in Tankstellen immer über die Tankstellendecke ratterte
Der Wagen rannte für seine 0.9l Hubraum und 45 PS aber echt gut, ich hab ihm nix geschenkt. Der Tacho ging bis 160km/h und bergab auf der Autobahn reichte der nicht im Geringsten, ich hab die Skala regelmäßig erweitert. So langsam ging mir auch das Ersparte aus, so daß ich die Wartung immer weiter schleifen lassen habe. Das quittierte der Motor auch irgendwann. Nicht nur das ich eine oder zwei Kopfdichtungen zusammen mit Arne wechseln mußte, irgendwann kam Tag X, bei dem der Motor bei Höchstdrehzahl plötzlich das Geräusch wechselte. Angehalten, Motor aus und nachgesehen. Da war so ne Öllache unterm Motor. Wo kommt die denn her? Nun, ein Pleuel hatte sich von der Schale getrennt und war stumpf durch die Motorwand geknallt und hatte in größeres Loch hinterlassen.
Das Ganze passierte auf der Rückfahrt von einem Volleyballspiel. Ein Mannschaftskamerad schleppte mich nach Hause. Also er wollte es jedenfalls. Man weiß: Beim Abschleppen das Seil immer auf Spannung halten. Also mußte ich viel bremsen, denn es ging viel bergab. Und irgendwann trat ich dann ins Leere. Totalausfall der Bremse. Handbremse war eh am Sack - was tun, es ging wieder bergab und ich setzte gerade an, den abschleppenden Wagen zu rammen. Ich habe ihn überholt. Das Seil riß ab und schlug dem abschleppenden Wagen eine Delle in die Tür. Gut, daß jener Wagen schon 3 Wochen alt war. Die Reparatur versuchten wir als Abschleppkosten über einen Schutzbrief abzurechnen, immerhin übernahm die HUK damals zumindestens einen Teilbetrag.
Auslöser für den Bremsenausfall: Zu alte Bremsflüssigkeit. Die hat gekocht und es war dadurch Luft im System. Wartungsstau lohnt sich nicht, my Darling...
Demnächst geht es weiter mit dem 2. Teil der Story zu dem Wagen.
Original: Fusselblog