Audi Tradition: Mit dem Audi 100 Coupé durchs Altmühltal
Es war eine Einladung, die man einfach nicht ablehnen konnte. "Hast du Lust, den Urquattro zu fahren?". Klar hatte ich.
Alleine schon, weil es eine Chance ist, sich einer Marke zu nähern, die zumindest in Bezug auf die 60er und 70er Jahre bei uns in den Chromjuwelen unter dem Radar fliegt. Aber eben mit dem "Quattro", und speziell den Rallye-Erfolgen von Walter Röhrl und Michelle Mouton, fährt Audi in den 1980er Jahren in die Köpfe der jungen Autofahrer — so auch in meinen.
An diesem Tag sollte der Allradantrieb allerdings eine untergeornete Rolle spielen.
Zunächst absolvieren wir einen Rundgang durch die Geschichte der Auto Union. Diese Zeitreise durch die Epochen endet bei drei Modellen, die die Audi Tradition für uns bereit gestellt hat. Das Setup: Zwei Mal Quattro, einmal Audi 100 (C1) Coupė.
Und während sich meine Kollegen darüber einigen, welchen der beiden Audi Quattro man bewegen wolle, ist meine Wahl klar. Das C1 Coupé ist das Objekt der Begierde für die Tour "Rund Ingolstadt".
Manchmal vergisst man Dinge. Oder besser gesagt, sie geraten aus dem Fokus. Aber einmal in den Audi 100 eingestiegen, kommen Erinnerungen hoch. Meine Großeltern fuhren Audi. Ich bin sozusagen in Audi 100 und Audi 80 aufgewachsen. Jetzt kommt also eine neue Perspektive hinzu. Ich kenne diese Autos bisher nur vom Rücksitz aus. Jetzt erlebe ich auch die Fahrerperspektive und ein anderes Modell — denn das Coupé hatte es nie in die Familie oder den erweiterten Freundeskreis geschafft.
Ich schnalle mich an und los geht's. (War ich überhaupt jemals in diesen Modellen angeschnallt?) Alles ist wie gewohnt, Instrumente wie damals, kommode Sitze und Fahrwerk. Autotester würden heute den mangelnden Seitenhalt und das weiche Fahrwerk kritisieren. Ich finde es herrlich, ebenso wie das Fehlen jeglicher Sensorik. Also Fenster runterkurbeln, Ellenbogen raus und los.
Während sich Kindheitserinnerungen mit der Gegenwart im Fahrtwind vereinen, erinnere ich mich an die Worte, die wir auf dem Rundgang gehört haben. Eigentlich hätte es diese Modellreihe und damit auch dieses Auto, das im Volksmund auch gerne "Prokuristen Mercedes" genannt wurde, nie geben dürfen. Es wurde an der VW-Konzernspitze vorbei nach Feierabend entwickelt. Ein Schicksal, das auch die Quattro teilen, denn auch hier hat ein Alleingang in der Audi-Entwicklung ein neues Kapitel in der Audi-Geschichte aufgeschlagen.
Beide Baureihen wurden ein fast sensationeller, richtungsweisender Erfolg und haben Geschichte geschrieben. Die Menschen dahinter: Ludwig Kraus und dessen Nachfolger Ferdinand Piëch. Der Rest ist Motorkultur — in der wir uns gerade parallel zur Altmühl fortbewegen.
Noch ein paar technische Daten. Nein — weder die Leistungsdaten, noch das Fehlen aller elektrischen Hilfen wären aus heutiger Sicht erwähnenswert. Auch das manuelle 4-Gang Getriebe ist nicht außergewöhlich. So gesehen bewegen wir ein Fahrzeug ohne "Boah ey" Eigenschaften. Aber es gibt eine Eigenschaft, die alles in den Hintergrund stellt:
Dieses Auto ist ein Chromjuwel, es ist eben mehr als die Summe seiner technischen und messbaren Eigenschaften. Es erzählt Geschichten aus Entwicklung, Marke und Erlebnissen von Menschen mit diesem Fahrzeug. Heute, an diesem wunderschönen Tag, sind einige dazu gekommen.
Dass Motorkultur von Menschen geprägt wird, können wir am Ziel unserer Tour in ihrer angewandten Form erleben. Der Anlasser eines Wanderers hat den Geist aufgegeben. Das Problem können wir durch gemeinsam eingesetzte Muskelkraft lösen und sehen den Fahrer mit dem selben Lächeln auf den Lippen davon fahren, mit dem wir die letzten Stunden am Steuer saßen. Wir freuen uns mit ihm.
Die Erlebnisse der Anderen kann man auf deren Blogs nachlesen:
- Jens Stratmann - rad-ab.com
- Jan Gleitsmann - autogeil.de (Audi 100) | Urquattro
- Fabian Meßner - Autophorie.de
- Moritz Nolte - automobil-blog.de
- Lisa - The Car Adict