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The next big thing
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Am 10. Mai haut uns RM Auctions in Monaco mal wieder eine Auktion um die Ohren, auf der es nur so wimmelt vom Feinsten. Wunderbare Sachen, ach, hätten wir doch nur das Spaziergeld für den Facel Vega, den Miura S, den Bizzarrini, die Flaminia, den 959, den Carrera RS 3.6, den Siata, die Rallye-Fulvia...
Und doch: es fehlt der ganz grosse Obendrüber. Das Ding im zweistelligen Millionenbereich. Gut, das ist dieser herrlichherrliche Maserati 450S Prototyp von Fantuzzi aus dem Jahre 1956, der auf bis zu 5,5 Millionen Euro geschätzt wird. Doch das sind ja nur Augentropfen zu den Beträgen, die in jüngster Zeit für Benzen und Ferrari abgedrückt wurden. Aber vielleicht ist halt Europa nicht der richtige Ort für die wahrlich absurden Beträge?
Wir sehen aber etwas anderes, eine interessante Entwicklung. Denn RM Auctions, die ihr Näschen schon seit Jahren ein bisschen näher am Wind haben als andere Auktionshäuser, schon manch einen Trend losgetreten haben und auch die Möglichkeiten haben, gewisse Fahrzeuge, Marken oder ganze Segmente zu pushen, hat in Monaco eine erstaunliche Anzahl und Vielfalt von Rennwagen im Angebot. Eigentlich ja nichts Neues, Rennwagen, nein: Renn-Sportwagen aus den 50er und 60er Jahren gingen schon immer bestens, ganz besonders, wenn Ferrari draufstand. Und wenn die Dingers auch noch eine gute Historie haben, dann gehen die wie warme Semmeln.
Der Fantuzzi-Maserati gehört auch in diese Kategorie. Dann hat es aber noch was ganz Hübsches aus dem gleichen Segment: eine Alpine M64 von 1964. Vier Zylinderchen, 1,1 Liter Hubraum, 115 Pferdchen. Aber genau dieses Ding, Chassisnummer 1711, gewann 1964 seine Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans, 17. Gesamtrang, 292 Runden, fast 4000 Kilometer. Wunderschönes Auto, so richtig schräg - und mit einem Schätzpreis von ab 150'000 Euro auch noch so einigermassen vernünftig.
1956 Maserati 450S Prototyp, Fantuzzi: ab 4 Millionen...
1964 Alpine M64: ab 150'000 Euro...
Doch die schöne Alpine hat uns vom Thema abgebracht. Wobei, wir verbleiben doch noch kurz. Denn da gibt es in Sachen scharfer Sportwagen noch diesen Ferrari Dino 206 S Spider von 1966, ein absoluter Traum, mit einem Schätzpreis ab 1,5 Millionen Euro auch ein bisschen teurer. Denn da gibt es in Sachen scharfer Sportwagen noch diesen Alfa Romeo Tipo 33/2 Daytona von 1968, ein absoluter Traum, mit einem Schätzpreis ab 1,1 Millionen Euro auch ein bisschen teurer. Weitere schräge Renngeräte sind dann aber der Lola T260 Can-Am Spyder von 1971 (hey, mindestens 750 PS - und das für geschätzte 250'000 Euro), der Mirage M12 Group C Sports Prototype von 1982 (540 PS, zwei Stück exisitieren, trotzdem nur 250'000 Euro), der Aston Martin AMR1 Group C Sports Prototype von 1989 (vier Stück gebaut, einer von 2 «lightweight», 723 PS, mit einem Schätzpreis ab 700'000 Euro auch ein wenig teurer).1956 Maserati 450S Prototyp, Fantuzzi: ab 4 Millionen...
1964 Alpine M64: ab 150'000 Euro...
Aber da haben wir ihn schon, den Trend: noch nie kamen derart viele spezialisierte Renngeräte in einer einzigen Auktion unter den Hammer. Es ist deutlich zu sehen, dass RM Auctions «den Markt testen» will, wie das in der Branche so schön heisst. Dafür bietet sich das Umfeld in Monte Carlo selbstverständlich an. Doch das Auktionshaus spielt seine Karten auch sehr clever, allein schon die schiere Masse ist eine klare Aussage; die Qualität des Materials eine andere.
Kommen wir zum Punkt: Formel 1. Das war bisher ein Geschäft für Insider. Die 3, 4 Dutzend Jungs, die mit solchen Geräten spielten, sie verkauften und meist auch gleich noch selber bewegten, waren bislang ein verschworener Zirkel, die Freimaurer unter den Oldie-Spezialisten. Es braucht auch eine ganz spezielle Liebe zum Objekt, denn ältere Formel 1 sind ja zumeist Einzelstücke, jedes Blessürchen geht massiv ans Portemonnaie, man organisiert sich selbst oder in Clubs, oder dann gibt es Spezial-Programme wie jenes von Ferrari, das die Besitzer von alten F1 hegt und pflegt wie Schosshündchen. Denn, eben: es geht um vielviel Geld, weniger beim Kauf (alte F1 waren bislang verhältnismässig günstig, wenn man berücksichtigt, wie selten sie sind, wie grossartig ihre Technik, ihre Historie), aber dafür beim Unterhalt.
Doch jetzt dringt RM Auction in dieses Geschäft ein. Selbstverständlich auch mit einem Ferrari, das ist ein sicherer Wert. Es handelt sich dabei um einen 89er, die erste Barnard-Konstruktion in Maranello, damals gefahren von Gerhard Berger (und später auch Alain Prost, der in diesem Fahrzeug seine ersten Ferrari-Runden drehte). Ab 600'000 Euro ist man dabei; die Mitgliedschaft bei «Ferrari F1 Clienti» ist im Verkaufspreis nicht inbegriffen.
1956 Maserati 450S Prototyp, Fantuzzi: ab 4 Millionen...
Spannender empfinden wir zwei andere Formel-1-Fahrzeuge aus den 80er Jahren. Da wäre einerseits der Tyrell 010 von 1980, andererseits, noch besser, der Renault RE30B von 1982. Der Tyrell, gefahren unter anderen von Derek Daly in Monaco, soll ab 215'000 Euro bringen. Der Renault, in acht Rennen von René Arnoux bewegt, drei Mal auf der Pole, ist dann das wahre Schnäppchen: Schätzpreis 130'000 bis 160'000 Euro. Sie sehen, wohin der Hase läuft - und warum.Es geht noch weiter: im Angebot steht auch noch der Brabham-Repco BT20 von 1966, mit dem Dennis Hulme 1967 Wetmeister wurde. Traumhafte Historie, auch ein wunderschönes Fahrzeug, mit einem Schätzpreis ab 580'000 Euro nicht wirklich günstig. Wäre es ein Sportwagen, würde Ferrari drauf stehen, dann würden wir hier von einem zweistelligen Millionenbetrag sprechen.
Unser Liebling: der Hesketh 308 von 1974. Ja, der erste Hesketh, ja, gebaut für James Hunt - wir kennen die Geschichte des Wagens aus dem Film «Rush». Zu haben ab 350'000 Euronen. Wir wagen die Behauptung: der bringt deutlich mehr. Wir wagen noch eine Behauptung. Rennwagen, vor allem Formel 1 mit guter Historie, sind «the next big thing». Wer das entsprechende Kleingeld hat, der sollte sich seine Gedanken machen. Schad, dass wir dieses Problem nicht haben...
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Original: radical