Kleine Bestie, Fahrbericht Alfa Romeo GTA 1300 Junior-1714
Fahrbericht Alfa Romeo GTA 1300 Junior
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Den ersten Teil unserer GTA-Story finden Sie: hier.
Es war damit aber noch nicht Ende der Fahnenstange. Zuerst gab es ab 1967 einmal ein paar wenige GTA SA; SA steht für «sovralimentato». Eine eher eigenartige Konstruktion, die sich Chiti da ausgedacht hatte, ein Experiment mit Turboladern (oder vielleicht besser: zwei Verdichtern?). Gleich zwei dieser Dinger setzt Autodelta dem 1,6-Liter auf, doch sie wurden nicht über die Abgasströmung des Motors, sondern über den Ölkreislauf angetrieben; die Lader erhielten den nötigen Volumenstrom von einer durch die Kurbelwelle angetriebenen, ziemlich überdimensionierte Ölpumpe. So sollte der für die Leistungsgewinnung notwendige Ladedruck schneller aufgebaut, die Ansprechzeit der Lader verkürzt werden. Das funktionierte, heisst es, sogar ganz gut, mit 220 PS waren die GTA SA für damalige Verhältnisse extrem potent (Literleistung 146 PS). Und unglaublich durstig: bis zu 90 Liter sollen sie auf 100 Kilometern verbraucht haben. Doch nicht der absurde Durst stand einer grossen Rennkarriere im Wege, sondern der Umrechnungsfaktor, den die FIA dem «sovralimentata» aufbrummte: er musste in der Kategorie der 2-Liter starten, hatte da keine Chance. 10 Stück sollen entstanden sein, doch diese wurden später, heisst es, alle wieder zu «normalen» GTA zurückgebaut.
Viel interessanter war da der GTA 1300 Junior, der 1968 aufgelegt wurde und eine preisgünstige Alternative zum 1,6-Liter werden sollte. Der 1,3-Liter schaffte in seiner zivilen Ausführung 96 PS, das war nicht soviel schlechter als bei seinem grossen Bruder; aus unerfindlichen Gründen war das Gewicht aber unterdessen wieder auf 920 Kilo angestiegen. In der Rennversion, die wir fahren durften, schaffte dieser kleine Motor nach einer intensiven Behandlung durch Autodelta aber sagenhafte 180 PS, auch wurde er wieder auf 760 Kilo abgespeckt, sprich: ein fantastisches Renngerät. Das einen unglaublichen Lärm macht.
Was daran liegt, dass die Sidepipes auf sämtliche Dämpfung verzichten, ihnen nichts im Wege steht, wenn der bis 9300/min drehende Vierzylinder seine ganze Wut in die Welt hinausschreien kann. Der Junior ist noch spassiger zu fahren als sein grosser Bruder, nicht nur, weil er mehr Dampf hat, nicht nur, weil er auf fetten Slicks rollt, sondern vor allem deshalb, weil hier das «cuore sportivo» noch so richtig heftig schlägt. 300 Stück vom GTA Junior wurden in der Rennversion hergestellt, dazu noch einmal 193 als «stradale». Noch heute fahren sie ihrer Kategorie alles in Grund und Boden. Und hätten uns die Alfa-Jungs gelassen, wir würden wohl jetzt noch Runden drehen: der Lärm macht süchtig, jede minime Bewegung am Fahrpedal beantwortet der Junior mit einer kleinen Operette, und wenn man ihn in Balocco auf der einigermassen langen Gegengerade so ein bisschen aufzieht (Alfa empfahl bis etwa 6000/min, aber genau da wurde es ja erst lustig...), dritter, vierter, dann trifft Verdi Wagner und uns mitten ins Hirn.
Alfa stellte uns für diese Testfahrt auch noch einen GTAm zur Verfügung. Der musste den Proberitt allerdings schon nach kurzer Zeit wegen Kreislaufproblemen aufgeben; ne, das Gaskabel riss, ich war es ja selber, beim Zwischengasen, denn ohne bringst Du die Gänge da nie rein. Aber auch der GTAm - das kleine «m» steht für «maggiorata», vergrössert - ist ein unglaublich scharfes Teil, ausgestattet mit einem aussergewöhnlichen 2-Liter, den Autodelta auf 240 PS brachte. Der 2-Liter sollte ja später zur Serie werden, doch für den GTAm verwendete Chiti noch den Block des 1600ers; deshalb mussten die vier Laufbuchsen in einem Stück gefertigt werden, weil zwischen den paarig angelegten Zylindern 1 und 2 bzw. 3 und 4 nicht genug Platz für separate Laufbuchsen war. Andererseits verfügte der GTAm über einen Zylinderkopf mit einem deutlich kleinerem Ventilwinkel (46 statt 80 Grad) als die kleineren Motoren. Für die GTAm wurde auch wieder Stahlblech anstatt Peraluman verwendet, was ihn 900 Kilo schwer machte; von der einstigen Überlegenheit auf der Rennstrecke war nicht mehr viel geblieben, es wurden wohl auch deshalb 1970/71 nur etwa 40 GTAm gebaut. Bei diesem Modell ist das Knurren deutlich tiefer, bei weitem nicht mehr so hektisch wie im GTA 1300 Junior, mehr so Sophia Loren als Monica Bellucci. Keine Ahnung, was dieser Vergleich nun wieder soll, aber ich stell mir die Bellucci irgendwie hysterischer vor als die Loren, doch was versteh ich denn schon von Frauen?
(Ja, wir wissen, dass wir hier etwas wild gemischt haben bei den Bildern, GTA 1300 Junior und GTAm, aber in der Bildergalerie ist alles korrekt angeschrieben.)
Mehr Alfa gibt es im Archiv. Und den ersten Teil der GTA-Geschichte: hier.
Original: radical