Understatement, 25 Jahre Jaguar R-1695
25 Jahre Jaguar R
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Es war im Mai 1988, als Jaguar zusammen mit dem zu jener Zeit auch für die Motorsportaktivitäten des Unternehmens verantwortlichen Partner TWR (Tom Walkinshaw Racing) Jaguar Sport gründete. Das neue Joint-Venture sollte die besten Talente aus beiden Häusern zusammenführen, um sportliche Topmodelle mit dem Zusatzkürzel R zu entwickeln und gegen starke internationale Konkurrenz auf den Markt zu bringen.
Den Auftakt machten der XJR 3.6 und der XJR-S 5.3 V12 – letzterer mit zunächst 100 limitierten Modellen zur Feier des 1988 errungenen Jaguar-Sieges in Le Mans. Die Fahrzeuge wurden in einem eigens für Jaguar Sport neu errichtetem Werk in Bloxham (bei Banbury) produziert. In späteren Jahren entstanden dort auch die Supersportwagen Jaguar XJ 220 und Jaguar XJR-15. Zum R-Paket des ersten XJR gehörten eine Metallic-Lackierung mit in Wagenfarbe lackierten Anbauteilen aus Fiberglas, eine Audio-Anlage mit sechs Lautsprechern, ein Momo-Sportlenkrad und zusätzliche Holz- und Leder-Applikationen im Interieur. Dazu kamen ein dezenter Aerodynamik-Kit, ein schwarz eingefärbter Kühlergrill mit Jaguar-Sport-Emblem, ein strafferes Fahrwerk mit Bilstein-Dämpfern, eine um 40 Prozent direktere Lenkung sowie breitere Reifen auf Speedline-Alufelgen.
1989 wurde der 3,6-Liter-Motor von einem 4,0 Liter-Aggregat mit neuen Ansaugkrümmern, spitzeren Nockenwellen und optimiertem Steuergerät abgelöst; zugleich erhielt das Top-Modell die eckigen Scheinwerfer des XJ Sovereign. Mit im Vergleich zu heute bescheiden anmutenden rund 220 PS und maximal 377 Nm Drehmoment schaffte ein solcher XJ gut 220 km/h. Nur jeweils wenige 100 Exemplare des XJR aus der Serie XJ40 wurden gebaut – entsprechend selten und unter Sammlern begehrt sind sie heute.
Der erste XJR-S.
Der erste XJR.
Neben dem bis 1994 gebauten XJR 4.0 kam ebenfalls 1989 der XJR-S 6.0 V12 neu hinzu. Das bis 1993 fortgeführte Coupé trat an die Stelle des 299 PS starken 5,3-Liters und erhielt 1991 eine zusätzliche Kraftspritze von 318 auf 332 PS. Solch ein XJR-S war leiser und komfortabler als jeder Porsche oder Ferrari – jedoch nur halb so teuer. Als ärgster Rivale des Jaguar galt – wenn überhaupt – ein BMW 850i. Das Faszinierende an diesem 255 km/h schnellen R-Vertreter war die zwar brutale, aber dennoch kultivierte Leistungsentfaltung. Eine Klimaanlage, ein RDS-Radio und sogar elektrisch verstellbare Lordosenstützen unterstrichen seinen durchaus vorhandenen Luxus-Charakter.Der erste XJR-S.
Der erste XJR.
1995 entschied sich Jaguar dann, sowohl den Namen Jaguar Sport als auch die Kooperation mit TWR einzustellen. Der parallel dazu neu vorgestellte XJR der neuen Serie X300 mit 4,0-Liter-Reihensechszylinder aus der Motorenbaureihe AJ16 lief bereits im eigenen Werk vom Band. Es war der erste Jaguar R mit mechanischem Roots-Kompressor (Eaton M90), dem man dank des besseren Ansprechverhaltens einem Abgas-Turbolader vorgezogen hatte. Mit dem vergleichsweise milden Ladedruck von 0,69 bar erzielte der komplett aus Aluminium gegossene Vierventiler eine Leistung von 320 PS. Ausreichend für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,3 Sekunden. Damit war der Brite zwar nicht ganz so schnell wie die Konkurrenz, gab jedoch - bei ebenbürtigem Handling – seine Leistung kultivierter auf die Strasse.
In den folgenden Jahren baute Jaguar das R-Programm konsequent aus. Alle Modelle verbanden stets die identischen Attribute: aussergewöhnlich hohe dynamische Performance, aufregende Design-Details und ü̈ber einen Kompressor aufgeladene Motoren.
1997 folgte als nächstes Highlight der XJR aus der Baureihe X308 – nun bereits mit einem aufgeladenen AJ V8 anstelle des früheren Reihensechszylinders. Genau diesen 363 PS starken Motor erhielt ein Jahr später dann auch der erste XKR (X100). Mit dem 1998 auf dem Genfer Salon vorgestellten Dampfhammer feierte Jaguar die endgültige Rückkehr in den Reigen der schnellsten Sportwagen der Welt. Und gab zugleich eine zeitgemässe Antwort an all jene, die noch an grossen V12-Saugmotoren festhielten. Zugleich stellten beide R wie alle ihre Markenkollegen ihre Potenz mit viel Understatement zur Schau: Bis auf Kühlluftschlitze in der Motorhaube, Spoilerlippen am Heck, eigenständigen Alu-Felgen und dezenten Supercharged-Schriftzug deutete nichts auf die unterschwellige Potenz hin.
Der erste XJR-S.
2002 reihte sich eine R-Version des Jaguar S-Type in die Riege der sportlichen Speerspitzen aus Coventry ein. Die von einem 4,2-Liter-V8 mit Eaton M112 Kompressor angefeuerte Limousine schickte 410 PS auf die Hinterachse und sprintete in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Sie stand auf 18 Zoll grossen Felgen und fiel äusserlich nur durch geschmackvolles Spoilerwerk und einen Kühlergrill mit Maschendraht-Einsatz auf. Spätere Versionen schöpften dank einer Änderung am Lader aus zusätzlichen 20 PS.Dank der erstmals 2003 eingesetzten Aluminium-Architektur legte der XJR der Baureihe X350 (2004-2009) gegenüber dem von 1997 bis 2003 produzierten Vorgänger in punkto Performance deutlich zu. Die Leistung stieg auf 395 PS, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schrumpfte auf 5,3 Sekunden. Das bereits ab 2000 eingesetzte CATS-Fahrwerk (Computer Active Technology Suspension) sorgte darüber hinaus für ein sportlicheres Fahrwerkhalten ohne Einbussen beim Jaguar-typischen Abrollkomfort.
Der 2008 ausgelaufene S-Type R erhielt 2009 einen würdigen Nachfolger in Gestalt des 510 PS starken XF mit 5,0-Liter-V8 mit Kompressor. Der gleiche Motor wanderte dann kurz darauf auch in den noch heute angebotenen Jaguar XKR der Baureihe X150.
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Original: radical