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Das Leben ist anderswo (2), Biscuter, 1953-1960-1649

Published in radical-classics.com

Biscuter, 1953-1960

Biscuter - die Fortsetzung.

(Hier der erste Teil.)

Dass er sich das leisten konnte, hatte unter anderem einen Grund: Biscuter. Schon in den 20er Jahren hatte Voisin einen Kleinstwagen konstruiert, der über zwei Motoren eines Motorrollers - das Ding hiess «Scooter»... - angetrieben wurde. Dieses Fahrzeug, Sulky genannt, ging allerdings nicht in Produktion. Nach dem 2. Weltkrieg nahm Voisin die Idee aber wieder auf und präsentierte 1949 auf dem Pariser Auto-Salon auf dem Stand von Gnôme et Rhône ein Gefährt, das über gleich zwei 60-Kubik-Motörchen verfügte und deshalb den Namen «Biscooter» trug. Stolze 1500 Bestellungen wurden noch auf der Ausstellung unterschrieben, doch Gnôme et Rhône wollten den Wagen trotzdem nicht produzieren, weil unterdessen der Citroën 2CV und der Renault 4CV auf dem Markt waren.

Doch Voisin fand in einer Gruppe katalanischer Industrieller doch noch einen Abnehmer - die Katalanen hatten das Gefühl, der Biscooter sei genau und unbedingt das Fahrzeug, das es brauche, um Spanien zu motorisieren. Es wurde die Auto Nacional SA gegründet, 1953, in San Adria de Besos. Und noch im gleichen Jahr wurde das erste Fahrzeug unter dem Namen «Biscuter» auf dem Salon von Barcelona vorgestellt, unterdessen angetrieben von einem Hispano-Villiers-Motor mit 197 ccm, der gewaltige 9 PS stark war. Und sogleich wurde mit der Produktion begonnen, unter dem Namen Biscuter Autonacional Voisin. Gabriel Voisin kassierte - ansonsten hatte er gar nichts mehr mit dem Wagen zu tun. Darüber war er vielleicht froh: sofort nach dem Erscheinen erhielt das Fahrzeug den Übernamen «zapatilla», Pantoffel, und bald schon gab es auch das geflügelte Wort «hässlich wie ein Biscuter».

Es darf tatsächlich behauptet werden, dass der Biscuter auf das Wesentliche reduziert war. Gestartet wurde der Einzylinder-Motor über einen Seilzug-Handstarter, einen Rückwärtsgang gab es nicht. Den brauchte es auch nicht, der Biscuter wog nur gerade 200 Kilo, man konnte ihn auch in den und aus dem Parkplatz schieben. Oder ihn durch Anheben rangieren. Türen gab es nicht, und Fenster auch nicht. Eine weitere Besonderheit: der Antrieb erfolgte auf das rechte Vorderrad. Aussergewöhnlich aber auch, dass der Biscuter vollständig aus Aluminum bestand, zumindest zu Beginn; später wurde profanes Stahlblech verwendet.

Oh. nein, es ist nicht so, dass die Biscuter kein Erfolg waren (sie finanzierten immerhin Gabriel Voisin das Leserbrief-Schreiben): zwischen 1953 und 1960 wurden immerhin etwa 12'000 Exemplare produziert. Und auch verkauft. Es gab neben der Pantoffel, offiziell als Biscuter 100 bezeichnet und doch immerhin 75 km/h schnell, später auch noch den viersitzigen Kastenwagen 200 C Comercial. Und ein Coupé, als F bezeichnet und mit einer Kunststoff-Karosse versehen. Und schliesslich noch den Sport, auch Pegasin genannt, weil er aussehen wollte wie ein Pegaso, aber einfach ein Cabrio war von unfassbarerer Hässlichkeit. Überlebt bis in die heutige Zeit haben nur etwa 250 Stück von all diesen Biscuter.

Am 15. und 16. Februar versteigert RM Auctions in Madison, Georgia, die Sammlung von Bruce Weiner, der in den vergangenen 15 Jahren die weltweit sicher aussergewöhnlichste Kollektion von Kleinstwagen zusammengebracht hat. Rund 200 Fahrzeuge, ausschliesslich Microcars, kommen unter den Hammer, darunter auch diese einmalige Ansammlung von Biscuter.


Biscuter Sport, Pegasin, 1957

Sensationell: der Sportwagen, bekannt als kleiner Pegaso - Pegasin.

Biscuter 200-I Furgoneta, 1958

Der Kastenwagen von 1958. Text: pru, Fotos: Courtesy of RM Auctions

Original: radical

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