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Squire 1,5-Litre Corsica

Published in radical-mag.com

Der Herausragende

Mit 16 wusste Adrian Squire, geboren 1910, schon ganz genau, was er wollte. Er hatte bereits einen sechsseitigen Prospekt entworfen für das Fahrzeug, das er dann einmal bauen würde. Er begann ein Studium, doch heuerte bald schon bei Bentley an, mit 19 hatte Squire einen guten Job bei MG. Mit 21 gründete er die Squire Car Manufacturing Company, das Geld kam von einem reichen Freund, die Geschäftsidee war interessant: Squire wollte gebrauchte Sportwagen kaufen und dann wieder verkaufen, vom Gewinn wollte man sich die eigene Produktion finanzieren. Das Unternehmen bezog ein Haus mit Werkstatt in Henley-on-Thames, wo Squire in aller Ruhe an seinem Traum arbeiten. Doch er merkte schnell, dass er nicht die Ressourcen hatte, um das neue Auto komplett selber zu konstruieren. Bei British Anzani, einem Ableger des italienischen Motoren-Hersteller, fand er einen 1,5-Liter-Vierzylinder, der eigentlich für Frazer-Nash konstruiert, aber nie eingesetzt worden war. Das kompakte Maschinchen leistete etwa 60 PS, doch Squire wollte viel mehr, als wurde noch ein Kompressor zugebaut, die Leistung steig auf 110 PS. Das war zwar heftig für damalige Verhältnisse, doch der Anzani R1 sollte sich als Schwachstelle des zukünftigen Gefährts erweisen, die Zuverlässigkeit liess zu wünschen übrig.

Doch was der Squire sonst bot, war schlicht grossartig. Squire wusste von Anfang an, dass er einen tiefen Schwerpunkt brauchte, um auf die von ihm gewünschten Fahreigenschaften zu kommen. Er konstruierte einen «underslung»-Stahlrahmen mit einem einstellbaren Fahrwerk, dazu kamen die Abstand grössten Bremsen jener Jahre. In einem Vergleichstest mit einem Alfa Romeo 8C 2300 und einem Bugatti 55 war der kleine Engländer bei den Fahrleistungen nicht unterlegen, bremste aber deutlich besser. Allerdings war er aber auch sehr teuer, 950 Pfund für das «rolling chassis» waren mehr als für den Alfa und den Bugatti – wünschte man auch noch den Drophead-Coupé-Aufbau von Vanden Plas, stieg der Preis auf heftige 1350 Pfund. Als der Squire 1934 mit kurzem und langem Radstand auf den Markt kam, war das Interesse sehr gering, auch wenn das Fahrzeug eine grossartige Presse erhielt. Wahrscheinlich entstanden nur gerade neun oder zehn Squire bis 1937, acht davon sollen noch existieren. Adrian Squire kam 1940 bei einem deutschen Luftangriff ums Leben.

Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, Chassis-Nummer #1063, ist der einzige Squire mit Corsica-Aufbau. Die Engländer hatten wir hier auch schon, ein Bugatti Type 57 SC, sie beschäftigten keine eigenen Designer, sondern hörten in erster Linie auf die Sonderwünsche ihrer Kunden. Geoffrey Munro wünschte sich ein Drophead Coupé – wie es ganz genau aussah, wissen wir leider nicht, denn ein ehemaliger Besitzer bestellte in den 80er Jahren eine komplette Restauration. Und liess das Design nach seinen ganz eigenen Art-Deco-Vorstellungen anpassen. Ob das dem Squire wirklich geholfen hat, darf man durchaus in Frage stellen – wohl deshalb wird der «Corsica» bei der Versteigerung Mitte Februar 2025 von Broad Arrow auch nur auf 400’000 bis 600’000 Dollar geschätzt.

Wir haben noch mehr solch feines Material in unserem Archiv. Und überhaupt: Kauft Vorkriegs-Klassiker!

Der Beitrag Squire 1,5-Litre Corsica erschien zuerst auf radicalmag.