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Mini Urbanaut

Published in radical-mag.com

Astronaut, Urbanaut, Sauerkraut?

Es klingt fast, wie das Intro zu einer Science Fiction Serie: «Im Rahmen der #NEXTGen 2020 öffnet die BMW Group Türen, die sonst verschlossen bleiben würden. Sie zeigt neue Technologien und Fahrzeuge und gibt ganz konkrete Beispiele, wie die Mobilität der nächsten Generation aussehen kann – und aussehen wird.» Man dringt also in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Also zumindest gilt das für uns Normalsterbliche, die nicht in Forschung, Entwicklung oder Design bei der BMW Group arbeiten. Und vielleicht sind wir bei radical-mag gerade auch darum etwas arg irritiert, als wir die Bilder vom Urbanauten sahen. Nein, das ist keine neue Spezies, die in einer anderen Galaxie entdeckt wurde, sondern eine Weltpremiere der Marke MINI.

Ist das wirklich noch MINI? Wir erkennen beim MINI Urbanaut nur noch die runden Scheinwerfer und den sinnfreien hexagonalen Kühlergrill als Reminiszenz an das Original von 1959. Ansonsten wirkt dieser Monolith auf Rädern eher wie ein VW ID. BUZZ auf Esoterik Tripp, und mit 4,46 Metern Aussenlänge ist er auch näher am Hannoveraner Nutzfahrzeug als am britischen Kleinwagen. Scheinbar geht es MINI Chef Designer Oliver Heilmer auch gar nicht mehr um das, was den Mini früher ausgezeichnet hat: das unvergleichliche Fahrgefühl. Vielmehr geht es ihm ums Parkieren in der Stadt – und den Innenraum, denn nach seiner Interpretation braucht Generation Z zukünftig im Auto ein «Daybed» statt Sportsitze, «Street Balcony» mit aufstellbarer Frontscheibe statt Spoiler und ein «Cosy Corner» statt Sportlenkrad. Und natürlich wird elektrisch gefahren und wenn gewünscht auch noch autonom.

Das ist sicherlich auch die bessere Wahl, denn der Urbanaut macht nur wenig Lust, selbst ins eckige Lenkrad greifen zu wollen, womöglich fällt dann noch die Palme aus der Halterung. Quel malheur! Doch soweit wird es gar nicht erst kommen, denn wenn die BMW Group ein Auto «Vision» nennt, hat es nichts mit einem Fahrzeug zu tun, was wir in den nächsten Jahren in ähnlicher Form auf der Strasse sehen werden. Doch wenn man den Informationen der Münchner Presseabteilung Glauben schenken darf, gibt der Urbanaut einen Ausblick auf die zukünftige Designsprache der Marke MINI: Durch Reduktion ohne Verzicht wieder mehr Emotionalität schaffen. Aha! Also weniger Lichtkanten, weniger verspielte Elemente innen wie aussen, back to the roots. Das macht Hoffnung, denn die comicartig überzeichnete Gestaltung der aktuellen MINIs hat das Retro Design der Marke doch in eine gewisse Sackgasse geführt.

Und was sagt uns das Onebox Design des Urbanauts? Eingeschworene Mini-Fans müssen jetzt stark sein, denn in München spricht man davon, dass es möglicherweise am Ende dieser Dekade ein Wiederaufleben der Minivan Trends im Markt gibt. Ernsthaft? Auch wenn Alec Issigonis immer den «Clever Use of Space» propagierte, scheint uns diese Zukunft der einst glorreichen Kleinwagen Marke fragwürdig. Wirklich Rollende Chillout Areas mit dem Schwingenlogo? Aber dieser Weg scheint klar vorgezeichnet, denn erst kürzlich verkündete man, dass ab 2030 sowieso alle MINIs nur noch elektrisch rollen, dass neben dem Countryman ein weiteres kleines Crossover Modell entwickelt wird und dass Cabrio und Clubman auf der Kippe stehen.

Wir bedanken uns bei Axel Griesinger für diesen Einblick. Sinnvollere Ansätze findet man alleweil in unserem Archiv.

Der Beitrag Mini Urbanaut erschien zuerst auf radicalmag.