BMW i8
Das perfekte Auto zur falschen Zeit
Stellen sie sich vor sie wären ein alteingesessener und mächtig beliebter Automobilhersteller. Sie würden ein wunderschönes Coupé auf den Markt bringen. Es wäre mit den feinsten und besten Leichtbaumaterialien der Welt gebaut um möglichst wenig Gewicht und höchste Steifigkeit zu verbinden. Dazu käme viel Handarbeit, weil die ohnehin feine Qualität der Verarbeitung herausragend gut werden soll. Weiters ein Antrieb, toll im Klang, stark im Antritt und doch leicht, klein und unglaublich sparsam. Was, wenn man das Coupé auch noch an den Strom hängen könnte und die täglichen Fahrten vollelektrisch erledigen könnte? Was, wenn dieses Auto die Antwort auf sämtliche Fragen wäre, die der Mobilität gegenwärtig gestellt werden? Was, wenn das Auto so clever, so relevant und vielleicht das seiner Zeit am weitesten vorausfahrende wäre?
Die Kunden würden Schlange stehen. Oder?
Offensichtlich nicht. Denn seit fünf Jahren baut BMW ein solches Auto. Den i8. Nun ist seine Produktion eingestellt. Ohne Nachfolge.
Was ist also schiefgelaufen? Es dürfte im Wesentlichen drei Dinge sein. Erstens denke ich, dass jede Marke ihr ganz eigenes, natürliches Preislimit hat. Darüber wird es schwierig Autos zu verkaufen. Und ein BMW für über 150.000 EUR liegt, so sehen wir es zumindest, an der absoluten Obergrenze für die Münchner.
Der zweite Punkt bestätigt den Ersten. Man kann eine solche Summe beispielsweise für einen M8 verlangen, weil er ein bloßes Derivat eines bereits existierenden – weitaus erschwinglicheren – Produkts ist. Die zusätzlichen Grenzkosten für die Herstellung des Vorzeigemodells sind entsprechend niedrig. Es bleibt also kein finanzielles Risiko, selbst wenn er sich nicht in großen Mengen verkauft. Der M8 bietet sogar die Chance, dass sich die anderen 8er in seinem Glanz sonnen können und vielleicht der ein oder andere mit M-Paket in seinem Windschatten verkauft werden. Aber eine eigene Baureihe? Alles ohne Baukasten, ohne Kompatibilität, alles nur Sonderbau? Wenn sich das dann auch nicht verkauft, dann ist das Loch im Portemonnaie plötzlich heftig groß.
Der letzte Punkt – und wahrscheinlich das größte Problem des BMW i8 – ist der Anspruch der Kunden. Ein Sportwagen darf keinen Dreizylindermotor aus einem 116i haben. Ein fetter V8, mindestens aber einen seidenfeinen Reihensechszylinder, darunter geht es einfach nicht. Die Realität ist aber eine ganz andere, nur das die Nörgler das nie erfahren haben, weil das eigene Ego im Weg stand.
Und so war der BMW i8 das perfekte Auto zur falschen Zeit.
In ein paar Jahren, vielleicht sogar schon in der nächsten Generation Sportwagen, werden nicht nur V12 und V8 dahingerafft sein. Es werden elektrische unterstützte Antriebe kommen, es werden innovative Leichtbaumaterialien eingesetzt, es werden intelligente Konzepte kreiert. Wir werden sie beklatschen. Wir werden sie wunderbar finden. Weil sie wunderbar fahren. Weil sie besser fahren, als die Modelle, die sie ersetzt haben. Und spätestens dann wird dem ein oder anderen klar, dass BMW das alles schon einmal am Start hatte.
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