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Opel Mokka

Published in radical-mag.com

Das Designerstück

Es ist nicht immer einfach mit den Plattformen. Die Autos können ihre Wurzeln nie wirklich verstecken und am Ende ist dann doch alles irgendwie: gleich. Für Opel war das immer ein Problem. Wenn auch etwas anders gelagert. Denn Opel hatte die Plattformbrüder zumeist nie als Konkurrenz auf den eigenen Märkten. Sie waren aber in anderen Teilen der Welt im Verkauf, folglich musste das Auto überall funktionieren. Zumindest in der Theorie. Am Ende verkauften sie sich dann nirgends besonders gut. Aber das Thema ist ja bekanntlich abgehakt. PSA ist da und Tavares dürfte den ersten Besen mittlerweile verschlissen haben, doch er fegt weiter und weiter.

Und sie kommen in Fahrt. Waren Zafira Life und Combo noch Schnellschüsse, so ist vor allem der Corsa nicht nur Hoffnungsschimmer, sondern auch Umsatzbringer. Selten hat man von einem Opel direkt nach Marktstart schon so viele Exemplare auf der Strasse gesehen. Es (oder: er) scheint zu funktionieren.

Nun also: der neue Opel Mokka.

Vielleicht das viel wichtigere Auto in Zeiten, in denen alle schmal denken und breit fahren wollen. Schon vom Vorgänger – und der war eine dieser unsäglichen Weltauto-Design-und-Qualitätswürste, die sich Opel in der Vergangenheit in den eigenen Stall holen musste – verkaufte sich blendend. Und das obwohl uns wirklich nichts nichts nichts einfallen würde, was man gut an ihm hätte finden können.

„Mutig und klar“ sei der Neue, so spricht es Oberboss Lohscheller und Designpimp Adams in den Pressetext ein. Bei uns klingeln direkt alle Alarmglocken, denn sonst spricht nur Wagener von Mercedes von Klarheit bei Design. Und beim Schwaben ist es dann gleich so sinnlich, dass überhaupt nicht mehr klar ist, ob da nun A-, B-, C-, D-, oder S-Klasse vor einem steht.

Die Rüsselsheimer laufen (bislang zumindest) keine Gefahr irgendwelcher Verwechselungen. Denn der neue Opel Mokka sieht wirklich gut aus. Und das ist ja eher selten im Opel-Modellprogramm. Er ist frei von Groteskem, wie es Audi und BMW gerade zeigen. Er ist weniger glattgelutscht wie der Benz. Von VW wollen wir nicht sprechen, deren zerfließende Kühlergrafiken und traurigen Lampendesigns lassen uns schlicht ratlos zurück.

Der Opel Mokka hingegen wirkt reduziert und definiert. Keine unnötigen Details an denen sich das Auge stören könnte, stattdessen Mut zur Kante und zum Weglassen. Prägendstes Detail aussen ist das Opel Vizor. Eine schwarze Blende, in Chrom gerahmt, die den Kühlergrill ersetzt und auch die Scheinwerfer rahmt. Sie zitiert nicht nur legendäre Modelle wie etwa den ersten Manta, sie bietet auch funktionales. Denn hinter dem Visier finden (zukünftig?) etwa die Sensoren für die Fahrerassistenzsysteme Platz.

Im Interieur zeigt ich im neuen Mokka ein ähnliches Bild der Reduktion. Statt eines grossen Armaturenbretts spannt sich ein riesiger gewölbter Bildschirm vor den Passagieren. Das Opel Pure Panel soll eine Konzentration auf das Wesentliche ermöglichen und dabei dennoch bestens unterhalten und informieren. Mit bis zu 12 Zoll vor dem Fahrer und 10 Zoll für das Navi ist die Grösse der Anzeigen führend für das Kompakt-SUV-Segment. Auch bei Themen wie Matrix-LED-Licht, Komfortsitze mit Volllederausstattung und umfassende Fahrerassistenz führt der Opel Mokka.

Und es ist vielleicht wirklich das Interieur, dass den viel grösseren Schritt für Opel macht. Wenn man jetzt vom klobigen Uralt-Lenkrad absieht, dass man ja durchaus auch hätte tauschen können, ist der Innenraum ein echter Wahnsinn. Modern, edel, vor allem aber sehr gut abgestimmt. Denn die „Flächigkeit“ funktioniert nicht immer. Sehen sie sich mal den Golf 8 an zum Vergleich.

Am Ende bleibt für Opel ein, vielleicht zwei Probleme. Erstens: es wird über den Preis gehen müssen. Der Mokka steht 1:1 auf der gleichen Basis wie der Corsa(-e) und damit auch 208, 2008 und diverse Citroën und DS. Er ist also entsprechend langweilig und auch nicht besonders aufregend bei den technischen Daten (136PS, 50kWh, 100kW DC-ladefähig, 11kW AC-ladefähig). Er darf also auch nicht viel mehr kosten. Wo wir bei Problem zwei wären. Wenn er nicht viel mehr kostet als der Corsa, dann wird selbigen niemand mehr kaufen. Denn der Mokka ist schlicht das deutlich schönere und vor allem optisch modernere Auto. Man darf dann für Opel nur hoffen, dass die Marge trotzdem noch passt. Denn die ganzen Displays und das feine Design sind ja sicher nicht gerade billig gewesen.

Aber man scheint noch zu kalkulieren in Rüsselsheim. Denn Preise gibt es noch keine.

Der Beitrag Opel Mokka erschien zuerst auf radicalmag.