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Trident Clipper

Published in radical-mag.com

Ach…

Das mit TVR ist ja auch so eine Sache. Die Briten sind ja gerade daran, wieder einmal aufzuerstehen. Nachdem Les Edgar 2013 die Markenrechte aufgekauft und 2017 einen in Zusammenarbeit mit Gordon Murray entwickelten Sportwagen vorgestellt hatte. Unterdessen schreiben wir 2020, noch kein einziges Exemplar der 500 versprochenen und anscheinend ausverkauften Griffith hat bislang einen Kunden erreicht – und es bestehen unterdessen ziemlich ernsthafte Zweifel darüber, ob das überhaupt je geschehen wird. Nun denn, finanzielle Engpässe, Übernahmen und sonstige Probleme kennt TVR, 1947 in Blackpool gegründet von TreVoR Wilkinson, seit dem ersten Tag des Bestehens, das wird die Engländer jetzt auch nicht aus der Bahn werfen. Schafft es Les Edgar nicht, dann schafft es vielleicht ein anderer Investor – oder dann halt auch nicht. Haben wir in diesem Zusammenhang schon erwähnt, dass wir TVR ganz grossartig finden – und uns wirklich sehr freuen würden, wenn der Griffith mit seinem 5-Liter-Cosworth-V8 tatsächlich gebaut werden würde?

Hier sei aber erzählt von einer der vielen Krisen. 1962 hatte die Grantura Engineering die Konkurs-Reste von TVR übernommen und den Grantura sowie die Griffith 200 und 400 weiter gebaut. 1965 war die Grantura Engineering zahlungsunfähig, doch vorher hatte man noch Trevor Fiore beauftragt, eine neue Karosserie für den Griffith 200 zu zeichnen. Fiore machte, er liess bei Fissore in Turin auch einen Prototypen mit Alu-Aufbau auf einem verlängerten TVR-Chassis basteln, der dann 1965 auf dem Genfer Salon tatsächlich ausgestellt wurde, mit der Bezeichnung Trident.  Als die Gebrüder Lilley 1965 die TVR-Produktionsanlagen samt Markenrechten übernahmen, hatten sie das Gefühl, dass auch der Trident inbegriffen sei, doch dem war nicht so, weil ein TVR-Händler mit dem schönen Namen Bill Last (der über seine Firma Viking Performance auch etwas mit Elva zu tun hatte) sich die entsprechenden Rechte gesichert hatte.

Last gründete die Trident Cars. Ab 1967 begann er zuerst in Woodbridge, dann in Ipswich mit der Serienfertigung eines Coupé, das sich mehr als nur ein bisschen am Fiore-Entwurf orientierte (von dem unterdessen auch ein Cabriolet und ein Roadster existiert haben sollen – oder waren es drei Coupé und ein Cabriolet?). Anstelle des TVR-Chassis wurde ein verlängertes Gestell des Austin-Healey 3000 verwendet (ab 1969 dann: Triumph TR6), für den Vortrieb sorgte der 289er-Ford-V8 (wie in der kleinen Cobra) mit etwa 275 PS; ein Exemplar soll auch mit einem 300 PS starken 5,6-Liter-Chrysler-V8 ausgestattet gewesen sein. Vielleicht waren es auch: zwei. Oder: keines. Das war alles ganz nett, optisch, technisch, doch der Clipper war halt ein Gebastel – sein Fahrverhalten galt als sehr problematisch. Wie viele dieser Clipper zwischen 1965 und 1974 tatsächlich gebaut wurden, weiss niemand, die Schätzungen schwanken zwischen 30 und 39 Exemplaren. Trident baute noch andere Fahrzeuge, den Venturer (1969-1974 sowie 1977/78) und den Tycoon (1971-1974) und nochmals einen Clipper (1976-1978), doch der grosse Renner war keines dieser Modelle. Und auch über die Gesamtproduktion aller Trident klaffen die Zahlen weit auseinander, eine Quelle geht von bis zu 225 Exemplaren aus, der sehr umtriebige Markenclub kommt auf gerade einmal 85 Stück.

Mehr so schräges Zeugs haben wir hier: Die Aussergewöhnlichen. Anderes hier: das Archiv.

Der Beitrag Trident Clipper erschien zuerst auf radicalmag.