Fiat 508 «Balilla»
Volkswagen
Vom Fiat 508, der im Frühling 1932 in Mailand vorgestellt worden war und dessen Serienfertigung im Juli anlief, wurden bereits in den ersten sechs Monaten über 12’400 Exemplare verkauft. Und das, obwohl der Preis mit 10’800 Lire doch eher stattlich war; der Durchschnittsverdienst eines italienischen Arbeiter betrug damals 450 Lire im Monat. Angeboten wurden eine zweitürige Limousine (Balilla Berlina), ein flotter Roadster (Balilla Spider) und ein Lieferwagen (Balilla Camioncino). Mit seinen freistehenden Scheinwerfern, dem charakteristischem Kühlergrill, den elegant geschwungenen Kotflügeln und den ausgeprägten Trittbrettern folgte der Fiat Balilla stilistisch dem Trend der Zeit, doch unter der Haube arbeitete fortschrittliche Technik, etwa hydraulische Stossdämpfer, eine 12 Volt-Anlage und hydraulische Bremsen. Das war damals für einen Wagen seiner Grösse (3,14 Meter) aussergewöhnlich, genau wie der mit 2,25 Metern lange Radstand und die fehlenden Überhänge der Karosserie; dank geschickter Raumnutzung fand aber doch eine ganze Familie Platz. Angetrieben wurde die erste Generation des als Balilla berühmt gewordenen Wagens von einem seitengesteuerten Vierzylindermotor, der aus 995 cm3 Hubraum 20 PS bei 3400/min schaffte. Das reichte für eine Höchstgeschwindigkeit von beachtlichen 80 km/h.
Im Januar 1933 folgte der zweisitzige Spider 508S Balilla Sport mit einem schönen Kleid von Ghia. Sein Vierzylinder leistete beachtliche 30 PS bei 4000/min und schaffte eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h. Eine umlegbare Windschutzscheibe sorgte für eine erfrischende Brise, das Leergewicht von nur 600 Kilo für gute Fahrleistungen. Ein Jahr später verordnete Fiat dem Balilla Sport eine weitere Leistungskur, der kleine Vierzylinder wurde von stehenden auf hängende Ventile umgerüstet und quittierte das mit sechs zusätzlichen Pferdestärken. Eingebaut wurde der 36 PS-Motor auch im Balilla Berlinetta – die Coupé-Version der Baureihe.
1934 wurde die zweite Serie des Fiat Balilla aufgelegt. Kennzeichen der Baureihe waren unter anderem ein auf 2,3 Meter gewachsener Radstand sowie ein Vierganggetriebe mit synchronisiertem 3. und 4. Gang. Der Motor schaffte nun 24 PS bei 3800/min und wurde in der viertürigen Limousine (Besonderheit: fehlende B-Säule) sowie im zweitürigen Spider. Vom Spider gab es ab 1935 auch eine Art Renn-Version, bekannt auch als Coppa d’Oro, die mit ihrem schlankerem Aufbau noch eleganter wirkte (und die wir hier auch hauptsächlich zeigen). Der kurze Radstand, die für damalige Zeiten breite Spur und sein niedriger Schwerpunkt prädestinierten ihn für Renneinsätze: 1935 gewann bei der Mille Miglia ein 36 PS starker Balilla mit Gigi Villorese am Steuer den Sieg in der Klasse bis 1,1 Liter Hubraum. Und kein Geringerer als Amédée Gordini eilte mit einem selbst präparierten Fiat 508 S auf Europas Rennstrecken von Erfolg zu Erfolg – er hat den Motor in Eigenregie auf 46 PS gebracht.
Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurde der italienische Kleinwagen von vielen Unternehmen in Lizenz gebaut, etwa von NSU in Deutschland oder Simca in Frankreich. Der Fiat 508 Balilla wurde 1932 bis 1937 produziert, es entstanden 113’145 Exemplare.
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