Kauft Rennwagen!
The next big thing?
(Wir haben einen ähnlichen Artikel schon vor vier Jahren einmal geschrieben. Hätten wir damals das Spaziergeld gehabt und auf uns selber gehört, dann würden wir heute wohl den Blick über eine feine Sammlung schweifen lassen können und uns selber auf die Schultern klopfen. Aber ist halt nicht so, deshalb wiederholen wir uns hier – und gehen einen Schritt weiter. Oder vielleicht: zurück?)
Am 7. Juli haut uns Artcurial in Le Mans mal wieder eine Auktion um die Ohren, auf der es nur so wimmelt vom Feinsten. Wunderbare Sachen, ach, hätten wir doch nur das Spaziergeld für den Lamborghini Miura, den Countach «Periscopo», die drei Porsche 911 Carrera RS 2.7 und ganz besonders den Carrera RSR 3.8, den BMW 3.0 CSL, den Alfa Romeo GT Sprint Veloce…
Es gibt da auch das ganz grosse Obendrüber, wir haben es schon kurz beschrieben: Ferrari 365 GTB/4 Competizione, Gruppe 4, aus dem Jahre 1971. Herrlich. Wir sehen aber etwas anderes, eine interessante Entwicklung. Denn Artcurial, die ihr Näschen schon seit Jahren ein bisschen näher am Wind haben als andere Auktionshäuser, schon manch einen Trend losgetreten haben und auch die Möglichkeiten haben, gewisse Fahrzeuge, Marken oder ganze Segmente zu pushen, hat in Le Mans eine erstaunliche Anzahl und Vielfalt von Rennwagen im Angebot. Eigentlich ja nichts Neues, Rennwagen, nein: Renn-Sportwagen aus den 50er und 60er Jahren gingen schon immer bestens, ganz besonders, wenn Ferrari draufstand. Und wenn die Dingers auch noch eine gute Historie haben, dann gehen die wie warme Semmeln. Was auch ganz anständig läuft, wenn auch (noch) nicht so vollkommen abgehoben: Formel 1. Das war lange, lange ein Geschäft nur für Insider. Die 3, 4 Dutzend Jungs, die mit solchen Geräten spielten, sie verkauften und meist auch gleich noch selber bewegten, waren viele Jahre ein verschworener Zirkel, die Freimaurer unter den Oldie-Spezialisten. Es braucht auch eine ganz spezielle Liebe zum Objekt, denn ältere Formel 1 sind ja zumeist Einzelstücke, jedes Blessürchen geht massiv ans Portemonnaie, man organisiert sich selbst oder in Clubs, oder dann gibt es Spezial-Programme wie jenes von Ferrari, das die Besitzer von alten F1 hegt und pflegt wie Schosshündchen. Denn, eben: es geht um vielviel Geld, weniger beim Kauf (alte F1 waren bislang verhältnismässig günstig, wenn man berücksichtigt, wie selten sie sind, wie grossartig ihre Technik, ihre Historie), aber dafür beim Unterhalt. Dieses Spiel hat Bewegung aufgenommen, wird aber wohl nie Tummelwiese für die breite Masse werden.
Artcurial kann in Le Mans davon nichts bieten, keinen Formel 1, keinen Le-Mans-Sieger aus den 50er Jahren, sondern versucht es mit: Breitensport. Witzigen, coolen Geräten, mit denen man für relativ bescheidenes Geld so richtig viel Spass haben kann. Schön schräg ist zum Beispiel dieser 65er Ford Anglia. Diese Fahrzeuge waren damals ziemlich schnell und schafften reichlich Klassensiege – und man kann davon ausgehen, dass auch dieses gute Stück Spass macht. So ab etwa 15’000 Euro dürfte man dabei sein – das ist doch schon einmal ein gutes Argument, oder?
Gar als «no reserve» wird der Datsun 1600 Sports (besser bekannt als «Fairlady») angeboten. Einverstanden, er ist mit 95 PS auch nicht wirklich übermotorisiert, doch man sieht diese Japaner in Europa nur ganz selten. Und als Sportgerät aufgerüstet dürfte er gerade bei Oldtimer-Rallies ziemlich viel Freud’ machen.
Der Mini Marcos GT 1300 von 1966 ist ja zwar «nur» ein Mini, aber halt ein sehr, sehr schneller. Obwohl nur ein 1300er, geht er über 200 km/h, das Fahrwerk verspricht extreme Agilität: ein wahrer Kurvenräuber. Weil Marcos aber in den vergangenen Jahren vor allem unter britischen Sammlern wieder an Bedeutung gewonnen hat, ist dieses Teil nicht ganz günstig: ab 40’000 Euro.
Nochmals Marcos, jetzt aber deutlich flotter: Dieser Mantis GT3 aus dem Jahre 2001 verfügt über einen über 500 PS starken Ford-V8 und kann es jederzeit mit den Porsche seiner Zeit aufnehmen. Es wurden damals fünf Stück entsprechend dem FIA-GT3-Reglement aufgebaut. Erfolg hatten sie zwar keinen, aber laut snd sie. Und cool. Und mit einem Schätzpreis ab 60’000 Euro im Vergleich zu den Porsche ein wahres Schnäppchen.
Gut, ein Ferrari kostet immer etwas mehr. Und wenn es ein seltenes Stück ist, dann wird der Betrag dann halt siebenstellig. Doch dieser 308 GTB, der von Michelotto nach dem Gruppe-B-Reglement aufgebaut wurde (insgesamt sollen 15 Stück entstanden sein), hat einen guten Auftritt. Und dürfte reichlich Fahrspass machen.
Auch nicht ganz günstig ist die Alpine Renault A110 Gruppe 4 «BIS» «Compétition Client» aus dem Jahr 1977. Damals wurden 13 Stück vom Werk aufgebaut, davon gingen neun Exemplare an Kunden. Dieses gerät verfügt über einen 1800er-Motor, ist – mit kundiger Hand – so richtig schnell. Und leider mit einem Schätzpreis ab 220’000 Euro auch nicht mehr so ganz günstig.
Auch sehr schön und irgendwie verhältnismässig günstig: der Toyota Celica, den Sainz/Moya 1991 bei der Rallye Akropolis auf den zweiten Platz fuhren. Er hat zwar eine sperrige Bezeichnung (Toyota Celica ST 165 TC 4-55), aber der Allradler geht selbstverständlich bestens. Und erscheint mit einem Schätzpreis ab 150’000 Euro als ein interessantes Projekt.
Das perfekte Teil, um damit zum Einkaufen zu fahren: Mitsubishi Pajero L040 Paris-Dakar. Man könnte damit dann einfach in gerader Linie fahren. Dieses Ding ist mit einem 360 PS starken 2,2-Liter-Turbo ausgerüstet, fuhr 1994 die echte Paris-Dakar – und wäre wohl für etwa 40’000 Euro zu haben.
Auch von diesem Talbot Sunbeam Lotus glauben wir, dass er nicht überbezahlt ist mit einem Schätzpreis ab 40’000 Euro. Zwar er ist er «nur» der zivile Bruder eines veritablen Renngeräts, 2308 Stück wurden davon gebaut, motorisiert von einem etwa 230 PS starken 2,2-Liter-Lotus-Motor. Ach ja: Heckantrieb, wie es sich gehört.
So richtig wild ist der D.B Monomil aus dem Jahr 1954. Damals wurde damit die erste Rennserie weltweit mit identischen Fahrzeugen ausgetragen, später fuhren viele Monomil in der Formel Junior. Schätzpreis: ab 25’000 Euro, das kann man eigentlich gar nichts falsch machen.
Und zum Schluss kommen wir noch zu unserem Liebling: der 79er Ford Zakspeed Capri Gruppe 5. Ja, das kostet nun wieder viel Geld, der Schätzpreis liegt bei 550’000 bis 750’000 Euro, auch der Unterhalt wird nicht ganz ohne sein. Aber dafür kriegt man jede Menge Rennsport-Geschichte, denn dieses Gerät wurde als «Super Capri» berühmt. Ausgerüstet mit einem rund 500 PS starken 1,4-Liter-Turbo-Motor, konnten diese Ford mit den Porsche K3 mithalten und verwiesen BMW in die Schranken. Dieses Fahrzeug, 002/79, wurde 1979 von Harald Ertl gefahren, erhielt 1980 einen 1,75-Liter-Motor und schaffte sieben Siege. 1982 übernahm dann «Berglöwe» Herbert Stenger den «Super Capri» und wurde prompt Europameister. Und: der Wagen sieht einfach nur gut aus.
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