Open Menu
Open Menu
 ::

Audi RS2 – eine Erfahrung

Published in radical-mag.com

Früher

Der RS2 war damals, ab Februar 1994, das allererste Audi-RS-Modell, entstanden noch in Zusammenarbeit mit Porsche. Der bei Audi weiterhin so hoch geschätzte Fünfzylinder kam damals mit 2,2 Liter Hubraum auf eine Leistung von 315 PS, der High-Performance-Kombi auf ein Leistungsgewicht von 5,1 kg/PS. In 5,4 Sekunden schaffte er – vielleicht – den Sprint von 0 auf 100 km/h, das doofe Gedöns mit den elektronisch abgeriegelten 250-km/h-Höchstgeschwindigkeit gab es damals noch nicht, er durfte 262 km/h rennen, der Audi RS2.

In der Pressemitteilung von 1994 stand, dass der an der Entwicklung beteiligte Walter Röhrl so urteilte: «Das Auto ist sehr gutmütig und wunderbar einfach zu fahren. Du gibst Gas und der RS2 mit seinem permanenten Allradantrieb fährt sauber der Lenkung nach.» Da geben wir dem grossen Meister Recht (wie immer…), im Gegensatz zum elektronisch vermaledeiten aktuellen RS4 macht der über 20-jährige RS2 tatsächlich das, was man will, fährt so schnell dorthin, wie man ihn ebendort haben will. Röhrl: «Der Avant RS2 untersteuert im Grenzbereich leicht. Dann nimmt man einfach das Gas weg und das Auto ist wieder auf Kurs.» So haben wir es doch auch gelernt, oder?

Was wir von den unterdessen über 20 Jahre alten Röhrl-Kommentaren heut’ nicht mehr unterschreiben mögen: «Das Ansprechverhalten des Turbotriebwerks ist sensationell, vor allem aus dem unteren Drehzahlbereich heraus.» Nedu, so richtig abgehen tut der RS2 nicht, es waren wohl eher 315 Ponies als Pferde. Aber das sind die Zeichen der Zeit: was sind wir verwöhnt unterdessen mit gewaltigem Drehmoment und Wahnsinnskräften. Auf dem Papier sind die 410 Nm bei 3000/min des RS2 zwar schon grossartig, auch die 400 Nm, die zwischen 2800 und 4000/min immer bereitstehen, tönen nach viel. Sind sie aber nicht, ein moderner RS4 geht da ganz anders zur Sache. Und dann ist da noch ein tiefes, tiefes Loch… Auch die Bremsen packen heute ganz anders zu als die einstigen Porsche-Hochleistungsdingers, da liegen Welten in diesen 20 Jahren. Wenigstens da…

2200 Stück wollte Audi einst bauen und zum Preis von damals happigen 98’900 Mark verkaufen. Es wurden dann bis 1996 insgesamt 2891 Exemplare; vor allem die Schweizer kauften das Teil wie irr, Allrad, Kombi, teuer, das sind halt die Insignien, auf die die Eidgenossen stehen. Heut sind sie selten geworden, die RS2, manch einer endete an der Wand oder im Tal, deshalb sind die Gebrauchtwagenpreise – erstaunlich tief, für 40’000 Franken gibt es anständige Exemplare. Man darf davon ausgehen, dass so ein RS2 eine gute Investition ist, noch tiefer werden die Preise nicht sinken – und bereits findet man auch selbsternannte Sammlerstücke zu absurden Preisen.

Wir wollen ihn empfehlen, den Avant RS2 (to be honest: der Autor dieser Zeilen kennt das Fahrzeug ja schon seit seiner Premiere, er hat damals, 1994 , auch einen Test geschrieben; den er leider nicht mehr findet). Röhrl hatte in seiner Einschätzung recht: «Ich sehe in der heutigen Zeit einen der größten Vorteile dieses Modells darin, dass es mehr wie ein normales Familienauto ausschaut, jedoch die Fahrleistungen eines reinrassigen Sportwagens bietet. Der RS2 ist eine echte Sportwagenalternative mit viel Platz für Personen und Gepäck. Motorleistung, Fahrverhalten, Bremse – das ist ein homogenes Ganzes, da passt alles zusammen.» Er mag nicht so grob abgehen wie ein neuer RS4, aber dafür kann mit ihm noch: Auto fahren.

Ein paar wenige andere Audi finden sich auch in unserem Archiv.

Der Beitrag Audi RS2 – eine Erfahrung erschien zuerst auf radicalmag.