101.26 Giulietta SZ
Die Seltenen
Es begann mit einem Unfall. Bei der Mille Miglia 1956 hauen die Gebrüder Salvatore und Carlo Leto di Priolo ihre Giulietta Sprint Veloce ins Gelände. Sie bringen ihren kaltverformten Alfa zurück nach Mailand, aber nicht zur Reparatur bei Bertone, sondern stellen ihn Elio Zagato auf den Hof. Zagato nutzt die Möglichkeit und verpasst dem Wagen eine neue Karosserie, ganz aus Alu, windschlüpfrig, er räumt auch sonst alles aus dem Weg, was irgendwie nach Gewicht aussieht – und schon steht ein Fahrzeug zur Verfügung, das mit wohl knapp 800 Kilo Gewicht bestens für die Rennstrecken taugt. Das hübsche, puristische Coupé wurde kurz SVZ genannt, Sprint Veloce Zagato, es sollen über die nächsten zwei, drei Jahre wahrscheinlich weitere 17 Stück entstanden sein; keines gleicht dem andern. (Es ist auch gut möglich, dass man bei Zagato etwas sauer war, weil man bei der Giulietta vorher nicht zum Zug gekommen war, Bertone durfte, Pininfarina durfte, da wollte man halt auch.)
Ende der 50er Jahre wurde das Giulietta-Programm aufgefrischt und neu nummeriert – und da war dann ab 1960 auch Platz für den SZ, Sprint Zagato, der als 101.26 bezeichnet wurde. Der Sprint Speciale, 101.20, hatte sich zwar als schnell, aber nicht besonders rennsporttauglich erwiesen, deshalb sollte der kleine SZ, nur 3,92 Meter lang, 1,54 Meter breit, 1,22 Meter hoch und vollgetankt gerade einmal 888 Kilo schwer (dies mit einem 80-Liter-Tank) die Lorbeeren abholen. Ein reines Rennfahrzeug war der SZ, der eine nur am Heck sanft gewandelte Kopie des SVZ war, trotzdem nicht, es gab Kurbelfenster und auch eine Heizung – Platz war aber nur für zwei, und der Kofferraum war kaum der Rede wert. Als Antrieb diente der bekannte 1,3-Liter mit wohl 100 PS, als Höchstgeschwindigkeit wurden 200 km/h versprochen. Teuer war das Ding auch noch, für die in der Schweiz verlangten 21’500 Franken hätte man sich gleich zwei Giulietta Berlina leisten können. Wohl etwa 170 Giulietta SZ wurden gebaut, das mit den Zahlen ist wie so oft in Italien so eine Sache, aber auch deswegen schwierig, weil Zagato wohl auch profane Sprint Veloce nachträglich in «Coda Ronda» umwandelte.
«Coda Ronda» ist deshalb wichtig, weil es ab 1961 auch den «Coda Tronca» gab, also einen SZ mit «abgeschnittenem» Heck. Weil der kurze SZ vor allem bei höheren Geschwindigkeiten so seine Schwierigkeiten hatte, experimentierte Zagato ein halbes Jahr mit Varianten ganz nach der Aerodynamik-Lehre des Wunibald Kamm – und stellte dann eine 4 Zentimeter niedrigere, aber dafür 14 Zentimeter längere Version vor. Man versprach bei gleichem Gewicht 225 km/h Höchstgeschwindigkeit, ein grossartiger Wert für einen serienmässigen 1,3-Liter. Ein Erfolg wurde der «Coda Tronca» aber trotzdem nicht, es entstanden wohl 30 Exemplare. Aber schön ist sie, diese Giulietta.
Die Übersicht über alle Giulietta: hier. Und unser kleines Alfa-Lexikon: hier.
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