KTM 1290 Super Duke R
Gezähmte Urgewalt
Motorräder des österreichischen Herstellers KTM waren schon immer etwas eigenwillig. Abgesehen vom markentypischen, schrillen Orange und der eigenwillig kantigen Formsprache bestachen die KTM-Modelle schon immer durch konsequent auf Leistung getrimmte Antriebe. Das gilt gleichermassen für den kreischenden 125 ccm-Einzylinder in der RC-Einsteiger-Rennmaschine als auch für den tosenden V2-Motor in der Super Duke R. Beim schlanken Naked Bike ist der 1301 ccm grosse Zweizylinder auch optisch extrem dominant. Dinge wie Gitterrohrrahmen, Räder, Lenker, Sattel, Auspuff, Federelemente und Einarmschwinge – allesamt vom Feinsten – scheinen mehr als sonst nur Mittel zum Zweck zu sein, damit dieser Motor bewegt werden kann. Einzig die eigenwilligen LED-Scheinwerfer ziehen etwas Aufmerksamkeit auf sich.
Schon 2005 bei der Lancierung der ersten Super Duke setzte der damalige V2 mit seinen 120 PS aus 990 ccm Hubraum bei den Naked Bikes neue Massstäbe. 11 Jahre später sind wir nun bei 177 PS angelangt. Diese Leistung gepaart mit einem Trockengewicht von 195 Kilogramm würde das Fahren der Super Duke R zu einem eigentlichen Ritt auf einer Kanonen-Kugel machen, wäre da nicht die Elektronik, die mittlerweile wahre Wunder vollbringt, wenn es um das Zähmen von brachialer Urgewalt geht. Drive-by-Wire mit drei wählbaren Fahrmodi – wobei „Rain“ die Leistung auf 130 PS zurücknimmt -, dazu eine Traktionskontrolle, die je nach Modus unterschiedlichen Schlupf zulässt und neu ein ABS-System, das auch in der Kurve sicher abbremst, machen dieses PS-gewaltige Biest zu einem problemlos beherrschbaren Allroundbike im Alltagsverkehr.
Zum guten Handling trägt auch der in der Breite um zwei Zentimeter angewachsene Lenker bei, der zudem auch etwas tiefer angebracht ist. Bereits ab 2750 Touren stehen 100 der maximal 141 Nm Drehmoment zur Verfügung. Das ermöglicht erstaunlich tieftouriges Dahintuckern. Wenn nötig, geht es aber nullkommaplötzlich geradlinig die Leistungskurve hoch. Die Super Duke ist damit für jede Strassensituation bestens gewappnet. Geradlinig souverän hält sie auch bei Autobahnfahrten die Spur, wobei ein simpel zu bedienender Tempomat auf Wunsch eisern die Reisegeschwindigkeit hält. Ob das tatsächlich bis maximal 200 km/h notwendig ist, sei dahingestellt. Leichtfüssig sportlich geht es danach den Berg hoch. Trotz mächtigem 1300er-Motor lässt sich das Bike locker in jede noch so enge Kurve legen. Doch einmal mehr bleibt das wagemutige Ausreizen all der sportlichen Hightech-Extras eigentlich nur denen vorbehalten, die sich auf einer Rennstrecke an das Potenzial dieses imposanten Bikes Runde für Runde etwas mehr herantasten können. Alle anderen müssen sich mit dem Wissen darum begnügen.
KTM 1290 Super Duke R
Motor: Flüssigkeitsgekühlter 90°-V2
Hubraum: 1301 ccm
Leistung: 177 PS (130 kW) /9750 U/min
Drehmoment: 141 Nm / 7000 U/min
Verbrauch: 5,8 l/100 km
Sitzhöhe: 835 mm
Trockengewicht: 195 kg
Preis: ab Fr. 18‘590.-
Wir bedanken uns herzlich bei Daniel Huber. Mehr Motorräder haben wir in unserem Archiv.
Der Beitrag KTM 1290 Super Duke R erschien zuerst auf radicalmag.