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Triumph Bonneville T120 Black

Published in radical-mag.com

Spazierfahrt

Seit 1914 werden auf dem ausgetrockneten Salzsee von Bonneville im US-Bundesstaat Utah mit motorisierten Fahrzeugen Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. So auch vor 60 Jahren vom Triumph-Testfahrer Johnny Allen. Mit einer 650er-Twinzylinder schraubt er den Rekord für Motorräder auf den beachtlichen Wert von 214,5 mph hoch (ca. 345 km/h). Bei der Maschine handelte es sich um einen Ur-Prototypen der späteren Triumph Bonneville, die 1959 auf den Markt kam. Das Modell war überaus beliebt und wurde über die Jahre stetig weiterentwickelt bis Triumph 1983 wegen Zahlungsunfähigkeit schliesslich die Werkstore schliessen musste. Noch im selben Jahr kaufte Bauunternehmer John Bloor für 150’000 Pfund die Markenrechte sowie das alte Werksgelände. Doch erst sieben Jahre später präsentierte Bloor an der Motorradaustellung in Köln stolz die neuen Dreizylinder-Modelle Trident 900 und Trophy 900 von Triumph, die fortan in einem neuen, auf die grüne Wiese gestellten Werk gefertigt wurden. Es folgten weitere eigenwillige, aber überaus erfolgreiche Dreizylinder-Modelle wie die Rocket III und die Speed Triple. Diese ebneten den Weg für eine weitere Herzensangelegenheit von Bloor: der Wiederbelebung der Bonneville. 1990 präsentierte er an der Intermot in München unter dem Label «Modern Classics» im alten Look die „moderne“ T100 Bonneville. Diese verfügte zuerst einem 790 ccm-, ab 2005 einen 865 ccm- und jetzt als Triumph Bonneville T120 Black neu mit einen 1200 ccm-Parallel-Twin-Motor.

Um den stetig verschärften Abgasnormen zu entsprechen, musste zuerst 2007 der Vergaser einer elektronisch gesteuerten Benzineinspritzung weichen und nun folgt vorne am neuen 1200er-Motor ein kleiner Wasserkühler. Doch weil bei der Bonneville Design König ist, klafft hinter den Zylindern, wo einst der Vergaser war, nicht etwa ein schnödes Loch, sondern eine Benzineinspritzung mit Drosselklappen im Vergaser-Look. Und die wuchtigen Zylinder werden immer noch zusätzlich durch schmucke Kühlrippen gekühlt. Nur beim genauen Hinsehen erkennt man zudem das Fehlen des Gaskabels. Bei der neuen Bonneville wird zeitgemäss elektronisch via Drive-by-Wire Gas gegeben. Unübersehbar – was gut ist – , aber dezent in der Umsetzung sind LED-Tagfahr- und Rücklicht. Auch ermöglichen digitale Displays in den klassischen Rundinstrumenten zusätzliche Infos wie zum Beispiel die Wahl des Fahrmodus, «Rain» oder «Road». Dabei würde sich der zahmere «Rain»-Modus eigentlich durch die neu dazugekommene Traktionskontrolle erübrigen, zumal die mittlerweile 80 PS Leistung durchaus kraftvoll, aber alles andere als sportlich giftig auf die Strasse gebracht werden. Längst überfällig war dagegen der Einbau eines ABS-Bremssystems, das nun standardmässig dabei ist.

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Rein äusserlich hat der Einzug – oder besser gesagt Nachzug der Moderne auch bei der vierten Neuauflage des „Modern Classic“ Bonneville wenig Spuren hinterlassen. Geradlinig simpel vereint sie nach wie vor mit einem schlichten Stahlrohrrahmen einen klassischen Twin-Motor, zwei Räder, Ledersattel, Tank, Lenker und Schweinwerfer. So hat mein Sohn im Kindergarten Motorräder gezeichnet.

Einmal in Fahrt fallen bei der neuen Motorisierung weniger die zusätzlichen 12 PS (neu 80 PS) auf, sondern vielmehr das um rund 50 Prozent angewachsene Drehmoment von maximal 105 Nm. Dieser Maximalwert wird bereits bei brachialen 3100 Umdrehungen freigesetzt (früher 5800/min). Damit rückt die Bonneville vom Fahrerlebnis her immer mehr in die Ecke der grossen Bikes aus Milwaukee. Auch die behäbige Bonneville will nicht am Limit gefahren werden. Vielleicht ist es wegen der aufrechten Haltung mit nostalgischem Blick über die zwei klassischen Rundinstrumente oder vielleicht auch wegen des vor allem im unteren Drehzahlbereich so angenehmen Blubbern des Twin-Motors, auf diesem Motorrad rücken Dinge wie Topbeschleunigung und die Spitzengeschwindigkeit in weite Ferne. Stilvoll und entspannt von A nach B kommen, heisst die Devise, und auf der Landstrasse sich auch mal Zeit für einen Blick auf die nahen Berge oder die satten Wiesen neben der Strasse gönnen.

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Triumph Bonneville T120 Black
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Parallel-Twin
Hubraum: 1200 ccm
Leistung: 80 PS / 6550 U/min
Drehmoment: 105 Nm / 3100 U/min
Verbrauch: 4,7 l /100 km/h
Sitzhöhe: 785 mm
Trockengewicht: 224 kg
Preis: Fr. 12‘800.-

Wir bedanken uns einmal mehr bei Daniel Huber für diesen Text. Mehr Motorräder haben wir in unserem Archiv.

Der Beitrag Triumph Bonneville T120 Black erschien zuerst auf radicalmag.