Test Subaru BRZ
Guter Kerl
Und es begab sich dann so, dass wir einen Subaru BRZ vor der Türe stehen hatten. Einfach so, für vier Wochen. Nein, nicht einfach so selbstverständlich, wir haben da ein neues Projekt namens «Hot Roads», da wollen wir ein paar der schönsten Gassen der Schweiz zeigen, Strassen, die noch Fahrfreude bieten können; daraus wollen wir Videos basteln (daran happert es bislang noch, aber: wir lernen). Und für dieses Projektlein ist so ein Subaru BRZ genau das richtige Automobil. Auf seinen vielfältigen Wegen kam er übrigens nach Sant’Agata, nach Stuttgart, an den Porsche-Platz – und auch nach Maranello, der Kenner wird wissen, wo der Wagen hier steht.
Der Subaru BRZ kam zeitgleich mit dem Toyota GT86 im Herbst 2012 auf den Markt. In den vergangenen vier Jahren hat sich an diesen Wagen eigentlich nichts geändert, ein Facelift darf für diesen Herbst erwartet werden. Ob es dann auch mehr Pferdchen gibt, ist ungewiss; wir hatten es auf jeden Fall mit dem manuell über sechs Gänge geschalteten 2-Liter-Boxer mit 200 PS (bei 7000/min) zu tun, der den Subaru auf dem Papier in 7,6 Sekunden auf 100 beschleunigt und den Japaner maximal 226 km/h schnell macht. Das sind nicht Werte, die andere Sportwagen in ihren Grundfesten erschüttern würden, doch diese sowieso nur akademischen Zahlen sind sowieso nicht das, was beim nur 1240 Kilo schweren Subaru im Vordergrund stehen soll.
Schreiben wir es einmal so: innen merkt man dem Subaru sein Alter schon an. Diese Mengen an Plastik würden die Japaner heute wohl nicht mehr verbauen, und auch in Sachen Ergonomie besteht das durchaus Luft nach oben. Andererseits: wir wollen uns auf das Wesentliche konzentrieren, also das sportliche Fahren eines Automobils, und dafür ist der BRZ bestens ausgerüstet. Gute Sitze, mit edlem Seitenhalt (der aber auch auf langen Strecken nicht zu sehr einschnürt), eine schön tiefe Sitzposition (was man ja nicht von allen japanischen Sportwagen behaupten kann). Er hat also alles, was es braucht – und mehr braucht es tatsächlich nicht. Doch: ein g’scheites Navi wäre schön. Wir haben kürzlich eine Strassenkarte der Schweiz gesucht in unserem Büro, irgendwann auch eine gefunden – aus dem Jahre 2002.
Egal: der Subaru ist weiterhin ein Automobil, mit dem man auch gerne mal einen Umweg fährt. Eigentlich ist er überhaupt für den Umweg gebaut. Zwar ist er absolut alltagstauglich, es geht auch eine Kiste Bier in den 243 Liter fassenden Kofferraum, er macht nicht den Schallmaschinen erzeugten künstlichen Lärm anderer Sportwagen, er ist klein und übersichtlich und passt auch ins Parkhaus. Und er ruckelt und zuckelt nicht, wenn man in der Rush-Hour dem restlichen Verkehr hinterher fahren muss. Doch so richtig gefällt es ihm erst, wenn man ihn von der Leine lässt. Doch da muss man auch klar sagen: die Drehmoment-Watsch’n, die moderne Turbos losknallen, die bietet der Boxer-Motor nicht. Sein maximales Drehmoment von auch recht bescheidenen 205 Nm liegt erst zwischen 6400 und 6600/min an, was bedeutet: drehen, drehen, drehen. Ab 4500/min wird es etwas lauter, doch es gibt keinen Knall, sondern einfach sauber immer mehr.
Und es ist auch genau diese lineare Kraftentwicklung, die den heckgetreibenen Subaru BRZ zu einem Spassvogel macht. Ja, man kann getrost das ESP komplett ausschalten, die 200 Pferdchen hat man noch im Griff. Denn auch wenn er hinten kommt (und das kommt er ohen ESP recht schnell), dann kommt er mit Ansage und ganz friedlich, da kann man gut und mit einem zufriedenen Lächeln noch mit Gegensteuer arbeiten. Wir lieben das ja, man fährt das Auto, wird nicht vom Auto gefahren; man vertraut auf sein eigenes Können, nicht auf irgendwelche Computer und Algorithmen. Und es ist eben schön, dass die Japaner den Wagen genau darauf auch ausgelegt haben, bestens ausbalanciert haben (53 Prozent vorne, 47 hinten), so wie sich das gehört; hier merkt man den entscheidenden Unterschied zu Automobilen (wie etwa dem Jaguar F-Type), die ohne Fahrwerk und Ingenieurskunst daherkommen, die nur Show bieten. Da haben wir lieber nur 200 PS und sind etwas langsamer, aber halt eben lieber mittendrin als voll daneben.
Es reicht übrigens alleweil. Man fährt halt konzentrierter, man achtet mehr auf die Linie und die richtigen Bremspunkte, man geht liebevoller mit dem Gaspedal um, man sucht den sauberen Schaltpunkt. Der Sechsgänger hilft dabei, die Wege sind kurz, die Übergänge bei hohen Drehzahlen fein. Und doch ist man noch nicht jenseits aller Gesetzesvorgaben unterwegs, würde man den Porsche 911 Turbo S ähnlich treten und ähnlich treiben, wäre man mit beiden Beinen im Gefängnis. Gut, wir haben da ein paar Gassen gefunden, da würde auch so ein 911er nicht über das angezeigte Limit hinauskommen, aber wir wagen mal die Behauptung: gerade solch kurvenreichen Strecken machen im Subaru mehr Spass als in manchem 500-PS-Tier. Für all jene, die mehr auf Längsdynamik stehen, empfehlen wir den BRZ aber nicht. Dafür gibt er halt auch optisch zu wenig her. Was sich aber, wie auch die etwas gar langweilige Lärmentwicklung, auf dem «aftermarket» durchaus ändern lässt.
Nein, wir können nicht wirklich verstehen, weshalb sich der Subaru BRZ und sein Brüderchen, der Toyota GT86, nicht zu Verkaufserfolgen entwickelt haben. Wir haben in den vier Wochen fast 5000 Kilometer runtergespult, konnten keinerlei Verarbeitungsmängel feststellen, freuten uns über einen auch bei sportlicher Fahrweise vernünftigen Verbrauch von knapp 9 Litern, bogen wann immer möglich von der Autobahn ab, sahen Orte, die wir nicht kannten, speisten deshalb in Restauarnts, die wir wieder besuchen werden. Das allein wäre schon den Preis von ab 35’300 Franken wert. Für den Liebhaber von wahrer Fahrfreude sind BRZ/GT86 weiterhin etwas vom Besten, was es für Geld – auch für viel mehr davon – zu kaufen gibt.
Mehr Subaru gibt es in unserem Archiv. Und mehr Bilder bei «Hot Roads». Hoffentlich bald mal. Und da wären wir dann über die Kooperation mit unseren Lesern hoch erfreut – schreibt Euch doch schon mal Eure liebsten Gassen raus…
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