Fahnenträger, Jeep Wrangler und Co 2326
Jeep Wrangler und Co
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Wenn man von offroadtauglichen Fahrzeugen spricht, dann fallen oft Namen wie die G-Klasse von Daimler (das entsprechende Münz vorausgesetzt), den Land Rover Defender (dessen letztes Stündchen geschlagen hat) oder - ja, Jeep. Besonders der Jeep Wrangler ist für Hardcore-Offroader die Waffe der Wahl wenn es darum geht, im Gelände so weit wie möglich zu kommen. Auch heute noch ist der Wrangler (egal in welcher Konfiguration oder welches Sondermodell) sehr, sehr geländetauglich. Er ist sozusagen der Fahnenträger der Offroad-Jünger. Puristisch und doch einigermassen modern, hoher Alltagsnutzen und auch auf der Strasse nicht mehr so ein Schlagloch-Suchgerät wie einst. Einst, ja das waren die Zeiten des Willys-Jeep, mit welchem die USA in den Krieg zogen. Das waren auch die zivilen Varianten wie der CJ-5 und der etwas grössere CJ-7. Ich selbst bewegte eine Zeit lang einen CJ-7 als Alltagsauto, ich habe das Teil geliebt. Dies, obwohl er soff wie ein Loch. Nur dann federte, wenn er wirklich nicht darum herum kam. Die Lenkung bot etwa so viel Feedback wie ein Mürbeteig beim kneten, die Heizung war - vorhanden. Windgeräusche? Keine! Es war immer ein Orkan, egal bei welchem Tempo. Trotzdem habe ich meinen Jeep geliebt, aber faustgrosse Rostlöcher im Chassis machten der Sache ein Ende - wie man so schön sagt: bis dass der TÜV euch scheidet...
Nun aber zurück zu den aktuellen Wranglern. Die können immer noch gnadenlos Klettern, Kraxeln, Waten - Überhängend oder noch steiler ist kein Problem. Und ja, Windgeräusche gibts immer noch, die Lenkung ist immer noch so gefühlvoll wie ein eingeschlafener Arm. Aber, alles ist doch deutlich besser geworden. Es ist ein gutes Mass an Luxus an Bord, nicht so viel, dass sich die Puristen angewidert wegdrehen, aber doch so viel, dass die Passagiere trocken bleiben, nicht frieren müssen und auf Gestühl sitzen, dass mit modernen Sitzmöbeln schon einmal im selben Raum war.
Wir sind schon länger keinen Wrangler mehr gefahren, umso erstaunter meinten Fahrer und Beifahrer nach den ersten paar Kilometern: hey, das Ding macht ja echt Spass. Ja, irgendwie hat es Jeep geschafft, dass man im Wrangler Freude am Fahren erlebt. Weit abseits von Ideallinie, Burn-Outs oder Driftwinkel. Der Wrangler gibt dem Fahrer etwas, dass in unserer Welt sehr selten geworden ist: das Gefühl, dass er der Chef ist. Dass der Wagen alles kann, wenn es der Fahrer auch kann. Keine Offroad-Fahrprogramme, nur ein mächtiger Hebel mit dem man den Allrad zuschaltet oder die Untersetzung einlegt. Der Rest liegt im Geschick des Piloten, da gibt es keine Computerprogramme für Sand, Schlamm oder Felsen (aber eine Bergabfahrhilfe, okay). Wie erfrischend in einer Zeit, in der Autos mehr über den Fahrer und die anstehende Strecke wissen, als der Fahrer selbst. Natürlich gibt es moderne Features. Was haben wir gelacht, als der Jeep in einer sehr engen, etwas dunkleren Passage das Licht automatisch eingeschaltet hat. Klar ist die Automatik auf der Strasse bequem. Wenns aber hart auf hart kommt, hilft dir nur eines: Hirnschmalz.
Etwas anderes hat uns dann auch noch beeindruckt. Der Trail rund um den Vulkan auf Sizilien war nun nicht gerade sehr einfach. Nicht so selktiv wie der Rubicon-Trail, aber doch gespickt mit einigen echten Hindernissen, Wasserdurchfahrten und sehr felsigen Abschnitten. Dass der Wrangler das schafft, war keine grosse Überraschung. Aber, dass auch der Plastik-Offroader Renegade oder der Grand Cherokee problemlos durchkamen, war dann doch erstaunlich. Und dies ohne, dass man den Autos spezielle Reifen verpasst hätte. Klar, die Computerprogramme zur Steuerung des Allrads sind in diesen Fahrzeugen mittlerweile so gut, dass man echt keine Scheu vor schwierigen Trails haben muss. Zumindest, wenn man sich beim Kauf für die richtige Vsion entschieden hat. Denn Geländeuntersetzung gibt es teilweise nur bei den Trailhawk-Modellen, die zur Vergrösserung der Rampenwinkel auch ein anderes Design haben. Trotzdem, die Schlamm- und Flussdurchfahrten mit Hochleistungs-Sommerreifen, das war schon beeindruckend.
Jeep macht also einen grossen Spagat, will für Outdoor-Fans die Marke werden. Und die Amerikaner in italienischem Besitz profitieren derzeit auch. Davon, dass es den Land Rover Defender bald nicht mehr gibt. Davon, dass eine G-Klasse oder ein Range Rover fürs Fussvolk kaum bezahlbar sind. Und viele SUV einfach nur nett anzusehende Vehikel sind, teilweise aber nicht einmal mehr über 4x4-Technik verfügen. Und sich von ihren tief montierten Front- und Heckschürzen bereits am Trottoirrand entledigen. 32,8% beträgt das Verkaufsplus im laufenden Jahr gegenüber 2014, bisher wurden 3100 Fahrzeuge in der Schweiz abgesetzt. Und auch weltweit läuft es der Marke ganz hervorragend, erstmals wurden mehr als eine Million Fahrzeuge pro Jahr produziert. Und ganz ehrlich: nach meinem CJ-7 könnte ich mich durchaus wieder einen Jeep verlieben, in den 4x4-Fahnenträger namens Wrangler.
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