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Der Panierer, Porsche 911 Turbo-1779

Published in radical-mag.com

Porsche 911 Turbo

Die Palastrevolution ist in vollem Gange. Von unten greift der Cayman GT4 an, von links die turbogeladenen Carreras und irgendwo aus der Ferne zucken die Hybrid- und Elektro-Blitze. Was also tun, Turbo?

Eh klar, Flucht nach vorne. Sollen sie ihn doch erst einmal kriegen, die Gernegrossen! Exakt zwanzig PS legen die beiden Spitzen der Elfer-Baureihe drauf, 540PS demnach für den Turbo und arge 580PS beim Turbo S. Möglich macht das eine neue Gestaltung der Einlasskanäle, neue Einspritzdüsen und einer höherer Kraftstoffdruck. Am Turbo S haben sie ausserdem den Turbolader gleich ganz neu konstruiert und ihn dabei auch noch ein Stück grösser gemacht. Schliesslich muss man Reserven haben, wenn man auf der Flucht ist.

Dass sie bei Porsche vielleicht ein bisserl übers Ziel hinaus geschossen sind, zeigt der Blick in die technischen Daten. Mit 2.9 Sekunden notiert der Turbo S für den Paradesprint. Nicht nur genug um die hauseigenen Konkurrenz zu panieren, nein, es werden gleich noch Lamborghini Aventador LP700 und Ferrari F12berlinetta vollstreckt. In der Spitze holen die italienischen Supersportler den Turbo dann zwar wieder, 330km/h sind aber dennoch ein Wort. Und ein dutzend Kilo pro Stunde mehr, als es der Vorgänger schaffte. Im kleinen Turbo sind es bloss 320 in der Spitze, man sollte also vielleicht einem S im Windschatten folgen, dann sollte es sich auch auf der Autobahn ohne grosse Peinlichkeiten ausgehen.

Wer ins Winkelwerk abbiegt, braucht ebenfalls keine Angst vor der Niederlage zu haben, denn der Neue verschenkt keinen Meter mehr im tiefen Turboloch, sondern marschiert dank der neuen Dynamic Boost-Funktion verzögerungsfrei aus den Ecken. Wie das? Sie sperren einfach die Drossel nicht mehr zu.
Beim kurzen Gaslupfen versiegt einfach nur die Kraftstoffquelle, während Kolben weiter fröhlich ansaugen und die Luft zu den Ladern schaufeln dürfen. Im Sport- und ganz besonders im Sport Plus-Modus wird das System richtig arg, sagen sie in Stuttgart.

Überhaupt, unglaublich, was es auch sonst an Wahlmöglichkeiten hat. Die Schleuder-, Stabilitäts- und Spasskontrolle PSM kann nun analog zu neuen Carrera nicht nur digital an und ausgeschaltet werden, nein, nun gibt es auch für den Turbo den Sport-Modus in dem das Zügel gelockert, der Drift eingeleitet und der Einschlag dennoch verhindert wird. Weiters wäre der Sport Response-Knopf am Lenkrad, der in Zusammenarbeit mit dem serienmässigen Sport Chrono-Paket alle Systeme auf extra scharf schaltet. Kickdown zum Drücken quasi, für diejenigen, die beim genussvollen Cruisen mit offenem Fenster und wallendem Haar im Komfort-Modus plötzlich vom herannahenden Ferrari überrascht werden.

Und du wirst überrascht werden, weil der neue Turbo eine wahre Sänfte ist. Er bietet mit einem stark überarbeiteten PASM-Fahrwerk noch mehr Komfort als auch schon, die aktive Wankunterdrückung PDCC soll ebenfalls sensibler arbeiten. Noch dazu musst du nicht mal mehr zum Tanken aussteigen, weil sie den Verbrauch um mehr als einen halben Liter gesenkt haben wollen. Kaum mehr als derer neun reichen für 100 Kilometer. Das ist aber auch gut so, schliesslich notiert den Turbo S im Grundpreis bereits weit jenseits der 200.000 Euro. Die genauen Preise gibt Porsche sicher dieser Tage bekannt, wer mag, darf ab sofort bestellen und bekommt dann im Jänner geliefert.

Erkennen kann man den neuen Turbo im Übrigen auch. Der Felgenstern ist ein Stück verdreht im Vergleich zum Vorgänger, es gibt Rückleuchten mit eigener Aura (steht zumindest im Presseumdruck) und die Front wurde an den Look der Carreras angepasst. Natürlich nicht ohne Turbo-typisch dicker aufzutragen – so gibt es gleich zwei Tagfahrlichtstreifen pro Seite.

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