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Nuova, Test Fiat 500 Twinair 2290

Published in radical-mag.com

Test Fiat 500 Twinair

Noch nicht erstellt
Was haben wir gelacht als uns Fiat vor einigen Monaten den Fiat 500 wegen einem Satz neuer Scheinwerfer und Heckleuchten als Nuova 500 verkaufen wollte. Und gleichzeitig sind wir ja auch eigentlich begeistert, dass es die Italiener schaffen ein und dasselbe Auto acht Jahre lang hervorragend zu verkaufen. Klar, es gab in dieser Zeit mehr Sondermodelle als Berlusconi-Affären, aber der 500er wurde immer gut nachgefragt. Und drum ist es fast schon verständlich, dass man den Cinquecento nur sehr, sehr behutsam überarbeitet hat. Aber das Ding dann gleich Nuova 500 zu taufen war dann schon wieder frech. Wie gesagt, das dachten wir. An der Fahrvorstellung des kleinen Italieners konnten wir nicht teilnehmen. Oder wollten wir nicht? Vergessen, egal. Nun aber stand so eine Knutschkugel zum Test an, ausgerechnet mit dem doch sehr speziellen Zweinzylinder-Motor mit einem Hubraum von 0,9-Liter. Die erste Version der Twinair-Maschine ist uns noch in bester Erinnerung. Satte Leistung, satte Vibrationen und ein Durst wie eine ganze Bunga-Bunga-Kolonie. Wir attestierten dem kleinen Motor durchaus Charakter, aber die Nachteile überwogen, damals.

Nun ist einiges anders. Fiat hat es geschafft aus dem ungehobelten Klotz einen doch ansprechend laufruhigen Motor  zu machen. Das merkt man vor allem bei tiefen Drehzahlen und wenn der Motor am Rotlicht oder an der Bahnschranke automatisch ausgeht und wieder anspringt. Die erste Version liess die Fahrgastzelle erschüttern, als würde man einen alten Einzylinder-Diesel in Gang setzen, das ganze Gartenhäuschen wurde erst einmal heftig durchgeschüttelt. Solches Gebaren ist dem neuen 500er fern. Echt, wir hätten nicht gedacht das Fiat das schafft. Wir ziehen nicht den Hut aber heben erfreut die Augenbraue.


105 PS leistet der Zweizylinder nun in der Topversion, damit geht der gerade mal 1000 kg schwere Italiener ziemlich gut ab. Auch, weil sich das manuelle Sechsganggetriebe einfach und mit wenig Kraftaufwand bedienen lässt. Er ist also deutlich komfortabler geworden, der 500er. Dasselbe Bild auch bei der Federung. Der Cinquecento rollt deutlich eleganter ab als seine Vorgänger. Insbesondere das Heck gibt Stösse nicht mehr an die Passagiere weiter. So wird der Fiat auch auf schlechten Strassen zum angenehmen Begleiter. Das beste daran ist, dass er deswegen kaum weniger sportlich ist. Das Handling ist nach wie vor einwandfrei, behände nimmt der Fiat Kurven aller Art. Schade dass man acht Jahre auf diesen Komfort warten musste.





Drückt man die Sporttaste am Armaturenbrett, wandelt sich der Fiat von der Knutschkugel also zum Spassmobil. Weil nur bei gedrückter Sporttaste stehen die vollen 105 PS zur Verfügung (sonst 98 PS) und die Gasannahme wird deutlich spontaner. Da geht der Italiener dann richtig schön zur Sache und dank der verbesserten Lenkung macht es Freude, denViersitzer, den es auch als Faltdachvariante (500 C) gibt, zu dirigieren. Ach ja, das ist ja noch der Verbrauch. Da gibts erwartungsgemäss nicht beues. 5,6 Liter pro 100 Kilometer waren es im Schnitt und damit über ein Liter mehr als versprochen. Aber das kennen wir ja schon...

Natürlich hat man bei Fiat auch die ganzen Infotainment- und Sicherheitssysteme überarbeitet. Insgesamt will man den Wagen in 1800 Punkten verbessert haben. Davon ausgenommen ist leider die Höhenverstellung der Sitze. Nach wie vor kippt das Sitzkissen einfach gegen hinten ab, grossgewachsene finden sich so in einer etwas unnatürlichen Sitzposition wieder. Unverändert auch das Kofferraumvolumen des Viersitzers. Sind alle Sitzplätze belegt, passen nur 185 Liter in den Kofferraum, legt man die Rückenlehnen der Fondsitze ab, sind es immerhin 550 Liter.

Der Fiat 500 mit Twinair-Motor ist ab 15790 Franken zu haben, unser Modell mit 105 PS ab rund 19000 Franken. Das sind faire Preise für ein nach wie vor kultiges und mittlerweile sehr ausgereiftes Auto, das nach wie vor die Blicke auf sich zieht. Ausser den beiden Zweizylinder-Benzinern steht auch noch ein Vierzylinder zur Wahl. Den eher etwas langweiligen 1,2 Liter mit
69 PS gibt es ab 14490 Franken. Bald einmal muss sich Fiat aber daran machen, einen echten, neuen Nachfolger des 500 zu entwickeln. Sicher keine leichte Aufgabe.

Mehr Fiat gibt es im Archiv.



Text: CHa, Fotos: Werk.