Open Menu
Open Menu
 ::

Ein Retter, Test Jeep Cherokee 2.2 D 2288

Published in radical-mag.com

Test Jeep Cherokee 2.2 D

Noch nicht erstellt
Dem Fiat-Konzern- also der Fiat Chrysler Automobiles - geht es derzeit gar nicht schlecht, global gesehen. Nicht unschuldig daran ist die Marke Jeep, die sich hervorragend verkauft - und so zum Beispiel indirekt Alfa rettet. Und nein, die Jeep der Neuzeit haben nichts mehr mit den hemdsärmligen Armee- und Arbeitsfahrzeugen zu tun. Der Autor, selber einst Besitzer eines CJ-7, hat die Weiterentwicklung der Marke zu einem Adventure- und Lifestyle-Brand mit Argusaugen mitverfolgt. Denn die Jeep-DNA ist nun mal das Gelände. Und, soviel ist klar, Offroad können auch die neusten Modelle noch. Zumindest wenn man sich für die richtige Variante der Modellreihe entscheidet. Im Fall des Cherokee wäre das der Trailhawk. Im Test stand aber ein Limited, also das Luxusmodell der Cherokee-Baureihe. Neu gibt es in diesem Modell einen 2,2 Liter grossen Vierzylinder-Diesel, der satte 200 PS leistet und maximal 440 Nm an den Getriebeeingang schickt. Gekoppelt ist der Motor an eine Neunstufenautotamik. Auf dem Papier ist der Cherokee damit bestens motorisiert. Aber in der Realität? Dort auch, zumindest wenn er einmal in Schwung ist. Denn all die Leistung und das Drehmoment merkt man dem Jeep zum Beispiel beim Anfahren nicht an. Es fühlt sich etwas zäh, gar etwas widerwillig an, wie sich der Cherokee im Fahrt bringt. Das mag auch am Gewicht liegen. Denn der Fünfsitzer wiegt leer 1935 kg. Da relativieren sich die Papierangaben dann wieder. Aber eben, einmal in Fahrt ist der Cherokee wirklich sehr angenehm zu fahren, beschleunigt durchaus vehement. Allerdings wird er Diesel im oberen Drehzahlbereich ziemlich laut. Beim Cruisen aber ist er angenehm zurückhaltend. Denn anders als die Modelle welche bin in die Neunzigerjahre produziert wurden hat er aktuelle Cherokee eine funktionierende Federung, eine Lenkung die das tut, was der Fahrer will. Einzig die ewige Schalterei der Automatik ist gewöhnungsbedürftig, aber wohl nötig um auf einen geringen Verbrauch zu kommen. Und der ist zwar nicht sensationell tief, 6,8 Liter pro 100 Kilometer sind für die Fahrzeugmasse und -Masse ein guter Wert. Auch wenn Jeep einen offiziellen Verbrauch von lediglich 5,7 L/100 km nennt.


Das Ambiente ist sehr gediegen. Schöne, bequeme Ledersessel (allerdings ohne jeglichen Seitenhalt), wirklich gelungene Ergonomie und eine gute Übersicht machen das Fahren mit dem Cherokee einfach. Wobei, Ergonomie, da haben wir dann noch einen Punkt gefunden, der uns nicht passt. Die beiden Hebel für Blinker und Scheibenwischer sind nicht nur grausam klobig sondern auch schlicht zu kurz. Wenn ein ausgewachsener Mann mit seinen Fingern kaum an die Hebel kommt, ohne die Handstellung am Lenkrad zu verändern, wie soll dann eine zierliche Frau den Blinker betätigen? Hier könnte man mit einfachen Mitteln nachbessern. Der Rest passt, Navi- und Infotainmentsystem mit Touchscreen sind einfach zu bedienen, Gefallen hat uns auch die schnelle Routenneuberechnung sowie der etwas amerikanisch-basslastige Sound aus der Audioanlage.





Wie erwähnt ist der Federungskomfort gut, dafür die Seitenneigung des Aufbaus bei schneller Kurvenfahrt dafür massiv. Aber, das stört irgendwie nicht, denn der Cherokee vermittelt mit keiner Faser, dass er ein Sportfahrzeug sein will. Vor allem beim Reinbremsen in Kurven spürt man die grosse Fahrzeugmasse. Man hört von alleine auf, den Jeep zu arg in die Kurve zu klopfen.

Falls der Untergrund mal garstiger wird, stehen verschiedene Fahrprogramme zur Verfügung, welche dem Fahrer helfen sollen, durch den Dreck oder den Schnee zu kommen. Diese funktionieren ganz hervorragend, wie sich bei den ersten Fahrtests bei der Einführung des Modells gezeigt hatte. Im Alltag braucht man die verschiedenen Programme höchst selten. Für diejenigen denen es mit Geländefahrten ernst ist, steht auch ein Modell mit Geländeuntersetzung zu Wahl. Doch diese Klientel wird wohl eh zum bereits erwähnten Trailhawk greifen. In dieser Fahrzeugklasse wohl öfters gebraucht wird hingegen eine Anhängerkupplung. 2,5 Tonnen darf der Cherokee ziehen, das ist ganz schön viel. Unser Fazit: der Cherokee mit dem fetten Diesel macht seine Sache eigentlich ganz gut. Wer mit der speziellen Optik klarkommt findet im Jeep ein Fahrzeug etwas ausserhalb der Norm, mit hoher Langstreckentauglichkeit (Tankinhalt 60 Liter, also fast 1000 km Reichweite) und unbestrittenen Qualitäten abseits der Strasse. Aber man muss auch bereit sein, ziemlich tief in die Tasche zu greifen. Unser Testwagen mit Vollaustattung, einem ganzen Paket an Fahrassistenzsystemen war mit 61'300 Franken angeschrieben. Der Charakterdarsteller ist als nichts für knausrige Schauspieler-Agenten.

Mehr Jeep gibts im Archiv.



Text: Cha, Fotos: Werk.