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Preiset..., Rolls-Royce Dawn-1741

Published in radical-mag.com

Rolls-Royce Dawn

Neue Rollsroiser gibt es selten genug. Deshalb...

Was sich die Texter der BMW-Pressemitteilungen jeweils für neue oder zumindest überarbeitete Produkte aus den Fingern saugen, ist nichts anderes als eine Kunstform. Die Überhöhung der Produkte mit Worten ist handwerklich eine Grosstat, da sagen 25'000 Anschläge deutlich mehr als kein Bild. Doch was klopfen diese PR-Literaten in die Tastatur, wenn es noch eine Stufe höher sein muss, also: für Rolls-Royce? Die Tonalität wird anders, einerseits zurückhaltender, andererseits: biblischer. Es ist mehr: ein Gebet. Wir gehen in uns, wir halten uns die Hände, wir gehen dann auch demütig in die Knie - und wir wissen: fürn Arsch.

Tschuldigung, das musste jetzt sein. Eine deratige Ansammlung von Warmluft haben wir noch nie gelesen - und wenn sich noch jemand wundern mag, weshalb die Autoindustrie mitverantwortlich sein soll für die Klimaerwärmung, dann ist dies: der Beweis. Ganze Landschaften verdorren ob der Masse an Platitüden, die da gedroschen werden. Leider lassen sich keine einzelnen Sätze zitieren, es geht um das von Martin Walser gerne betonte Grosseganze. Ausser vielleicht: «Strive for perfection in everything you do. Take the best that exists and make it better. When it does not exist, design it. Accept nothing nearly right or good enough.» Gut, diese Maximen werden Sir Henry Royce zugeschrieben, da darf sich RR bedienen.
Doch wenn es dann auch noch heisst: «In the most challenging times, the phrase “It is always darkest just before the dawn” – originally coined by English Restoration preacher Thomas Fuller – resonates as a beacon of hope. This early morning darkness, where apparitions such as phantoms, ghosts or wraiths have been imagined, and where one’s apprehensions lurk, is brushed aside by an energising burst of early morning sunlight as one awakens to a new dawn and the endless possibilities of a new day», dann, ja, dann. Erhebet Eure Hände zum Himmel, preiset alles, was aus München und Goodwood kommt. Danach bleibt nur noch die Möglichkeit, sich entweder einen neuen Dawn zu kaufen - oder sich zu erschiessen, zu erhängen, zu ertränken, von der Brücke zu hüpfen. Wir Vollidioten, nichtsnutzigen, die wir keine Millionen vom Papi geerbt haben - welch' Existenzberechtigung haben wir überhaupt? (Auf Anfrage liefern wir gern den Originaltext, er liegt in 24 Sprachen vor, auch «traditional chinese», einfach bei uns melden...)

Ach ja, der neue Dawn. Vom Design her so aufregend wie der Kick zweier Seniorenmannschaften, rein optisch schon so schwer wie ein Güterzug (in Wahrheit: 2560 Kilo) - und alles schon mal gesehen, oder? 6,6-Liter-V12, 570 PS, 780 Nm ab 1500/min, 20-Zöller-Runflat-Unsinn, satellitengesteuerte 8-Gang-Automatik, in 4,9 Sekunden auf 100, 250 km/h Vmax (nicht elektronisch begrenzt, sondern: governed). 14,2 Literchen im Schnitt, das ist, äh, zeitgemäss?

Haben wir Rolls-Royce in unserem Archiv? Keine Ahnung...


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