Open Menu
Open Menu
 ::

Pocket Rocket, Test VW Polo GTI 8182

Published in radical-mag.com

Test VW Polo GTI

Noch nicht erstellt
Der Polo GTI von Volkswagen ist ein echte Auto. Wie ich zu dieser - zugegeben - nicht gerade erhellenden Aussage komme? Naja, in der heutigen Zeit muss man es schon fast erwähnen, dass man zum Starten eines Autos einen Schlüssel ins Schloss stecken muss. Und dann an diesem Schlüssel drehen. Nix von diesem penetrant fehlplatzierten Startknöpfen. Die werden nur getoppt von dem System das Peugeot mal verbaute, bei dem man vor dem Anlassen erst einen Pin-Code eingeben musste. Grauhaarige unter euch werden sich erinnern... Ein Auto mit einem Schlüssel zu starten ist also mittlerweile zu einem haptischen Erlebnis geworden. Und dieser Schlüssel des GTI ist nicht nur das Werkzeug, um den Motor zu starten. Es ist der Schlüssel zu einem kleinen Spassmobil, wie es massentauglicher nicht sein könnte. Denn der kleine Wolfsburger ist genau so, wie wir uns kompakte Autos wünschen. Knackig, schnell, ein bisschen böse und doch alltagstauglich. Wir wollen ja kein Tracktool mehr um Einkaufen zu gehen. Aber am Sonntagmorgen mögen wir die noch  jungfräuliche Passstrasse auch nicht mit einem Gähn-Mobil unter die Räder nehmen. Ja, ich mag den Polo GTI, sehr sogar. Zumal ich in den letzten Monaten fast alles gefahren bin, was dieses Segment zu bieten hat. Den richtig bösen (oder sagt man harten?) Ford Fiesta ST, den gerade neu aufgelegten Opel Corsa OPC, auch den 208 GTi 30th oder den Clio R.S. konnte ich bewegen. Ich würde - wenn ich denn müsste (oder heisst es: könnte) - den Polo kaufen. Wieso, versuche ich auf den folgenden Seiten zu erklären.


Der Hauptgrund, der für den Polo spricht, ist sein Motor. Mit 192 PS bei weitem nicht der kräftigste in diesem Segment, aber mit einem Hubraum von 1,8 Liter der grösste im direkten Vergleich. Man mag mutmassen, dass die 200 Kubikzentimeter im Vergleich zum Corsa OPC oder dem Peugeot 208 nichts ausmachen. Zumal die beiden anderen Triebwerke über 200 PS leisten. Tun sie aber doch, irgendwie. Vor allem im mittleren Drehzahlbereich fühlt sich das alles viel fetter an. Und irgendwie muss der Polo auch nicht so lange einatmen, bis Ladedruck genug vorhanden ist. Das ist eine rein subjektive Einschätzung, von uns nicht mit Messdaten belegbar. Aber, ein potenzieller Käufer wird auch nicht mittels einer professionellen Fahrleistungs-Messausrüstung eruieren, welchen Wagen er nun kaufen soll. Das für einen Turbo sehr direkte Ansprechverhalten, mächtig Dampf in der Mitte und die perfekte Ergonomie - der GTI hat schon was. Es mag vielleicht sein, dass es auf der Rennstrecke Konkurrenten gibt, die dem VW das Wasser abgraben.





Die deutlicher für den Rennstreckeneinsatz konzipiert sind. Der Corsa ist so einer, der am liebsten den fetten Brummern auf einem Circuit in die Waden beisst. Der Polo ist gesitteter, federt eleganter und lässt sich trotzdem massiv ums Eck treiben. Er ist die Brot-und-Butter-Version eines Hot Hatch. Kann alles, verzeiht vieles und ist: einfach sehr angenehm. Ja, das klingt nach etwas Lobhudelei für ein Produkt aus dem VW-Konzern. Aber, man muss den Wolfsburgern lassen, dass sie es zuweilen schaffen richtig gute Autos auf vier Räder zu stellen. Und, das überraschte uns am meisten: zu einem einigermassen fairen Preis. Denn mit einem Basispreis von 27'400 Franken ist der Polo GTI für VW-Verhältnisse beinahe schon ein Schnäppchen. Klar, der Testwagen war teurer, mit den üblichen Extras (auf die Lederausstattung kann man locker verzichten) kam er auf gut 34'000 Franken. Doch, und jetzt kommt: der neue Opel Corsa OPC ist mit dem Performance-Paket (nur damit bekommt man die Differenzialsperre an der Vorderachse) nur einen Tausender günstiger. Und genau hier kommt der einzige Kritikpunkt den wir am Polo gefunden haben. Er hat keine Sperre vorne, da kann man auf den Knien von Bern nach Wolfsburg rutschen, mit Tausendern wedeln bis man einen Tennisarm hat - Sperre: gibts nicht. Das stört aber vor allem bei feuchtem Asphalt. Im Trockenen ist es erstaunlich, wie gut es der GTI schafft, die bis zu 320 Nm zu übertragen.

Ach ja, wer immer kräftig aufs rechte Pedal stampft, der muss an der Tankstelle natürlich dafür bluten. die 6,0 Liter, die VW verspricht, hatten wir meistens schon nach 70 Kilometer durch die vier Einspritzdüsen gedrückt. Im Schnitt waren es zwar nur 7,3 L/100 km, wer den Polo aber so richtig fliegen lässt und auch das entsprechende Geläuf kennt, muss schon mal mit mit einem zweistelligen Verbrauch rechnen. Aber, da unterscheidet sich der GTI nicht von seinen Konkurrenten.

Text: Cha, Fotos: Werk.

Noch ein kleiner Nachtrag nach Fragen aus unserer treuen Lesergemeinde. Ja, wir hatten den Handschalter. Und, wenn die Schaltwege etwas kürzer wären, hätten wir der Sechsgangbox auch beste Noten gegeben. Es ist aber im allgemeinen schön zu beobachten, dass wir weider vermehrt sportliche Testwagen mit manuellem Getriebe bekommen. So auch aktuell den Porsche Targa. Die Doppelkupplungsgetriebe arbeiten zwar zumeist perfekt, wohl kaum jemand - wir schon gar nicht - kann so schnell Schalten wie zum Beispiel ein PDK. Aber, es ist halt einfach Playstation-Feeling, wenn man nur an einer Wippe ziehen muss. Händisch den richtigen Gang einzulegen, die Drehzahl mit Zwischengas anpassen um den Lastwechsel zu minimieren, das ist echte Freude. Und für alle Zwischengas-Legasteniker haben Nissan und Porsche ja mittlerweile Systeme, welche das richtige dosieren des Gasstosses übernehmen. Kannn also fast nichts mehr schief gehen...

Mehr Volkswagen gibts im Archiv.


Original: radical

Related Items from Catalogue Show Related