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Giftzwerg, Fahrbericht Opel Corsa OPC 2181

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Opel
Corsa OPC

Noch nicht erstellt
Die Auswahl an Hot Hatches ist grösser als auch schon. Opel Corsa OPC, VW Polo GTI oder der Peugeot 208 GTi werden flankiert vom Renault Clio R.S. oder einen Ford Fiesta ST. Alle leisten sie so um die 200 PS, alles sollen ein Fahrwerk haben, dass an einen Go-Kart erinnert. Nur, dass Go-Karts ja gar kein Fahrwerk im Sinne eines Autos haben. Offenbar bezieht sich das mit dem Go-Kart-Fahrwerk auf nicht vorhandenen Federweg - so stimmts dann zumindest technisch. Opel setzt mit dem neuen Corsa OPC die Leistungslatte erst mal ganz hoch. 207 sollen es aus dem 1,6-Turbo sein, und 280 Nm. Wobei, hier wird etwas geflunkert. Eigentlich sind es 245 Nm, dank einer Overbosst-Funktion könnten kurzzeitig (11 Sekunden) auch 280 Nm abgerufen werden. Das ergibt dann Werte wie: 0-100 km/h in 6,8 Sekunden, 230 km/h Topspeed und ein Durchzugswert von 6,4 Sekunden von 80 bis 120 km/H (im fünften Gang). Alles schön und gut, die Konkurrenz ist auch in diesen Bereichen in etwa gleich auf. Das gilt auch für den Verbrauch. Laut Werk soll die Power-Maus 7,5 Liter pro 100 Kilometer schlucken. Wir Lächeln gütig...

Ausserdem schreibt Opel, man habe eine mechanische Sperre an der Vorderachse (von Drexler). Das stimmt, aber nur wenn man das Performance-Paket dazu kauft. Serienmässig ist also keine Sperre an Bord, und auch die edlen Michelins mit mächtig Grip gibts nur in diesem Paket. So relativiert sich auch der Basispreis von 30450 Franken. Denn wenn man einen OPC will, will man sicher einen kompletten OPC. Das bedeutet, dass es mindestens 33'750 Franken kostet, einen «echten» Corsa OPC zu fahren. Immerhin, die Lenkradheizung ist immer im Preis inbegriffen...


Genug der Zahlen, es ist an der Zeit den kleinen Rüsselsheimer die Sporen zu geben. Und zu merken, dass er einem Go-Kart tatsächlich nah verwandt ist. Denn ein Go-Kart hat gar keine Federung, der Corsa OPC hat zwar eine, aber die arbeitet nicht so gerne. Zumindest in der «Performance»-Ausführung nicht. Klar, das ist so gewollt, schliesslich kommen auf der Rennstrecke nur die Harten in den Garten. Trotzdem, im Alltag ist der Corsa schon arg hart gefedert. Aber, auf gutem Untergrund mit einigen Kurven macht das alles natürlich auch ganz viel Spass. Der Corsa ist der junge Wilde unter den genannten Konkurrenten. Sicher das (zusammen mit dem Ford) am kompromisslosesten auf Fahrspass getrimmte Auto. Und das mit der Sperre funktioniert ganz wunderbar. Kurz vor dem Scheitelpunkt etwas ans Gas, damit sich Ladedruck aufbauen kann und dann am Kurvenausgang abdrücken. Dann zoomt sich der OPC aus dem Eck, die Sperre beisst und gibt den Sportreifen keinen Grund zu kreischen. Wunderbar. Auch, weil sich die Lenkeinflüsse einigermassen in Grenzen halten.





Und, bei keinem der Konkurrenten arbeitet das leichte Heck so konsequent mit wenns ums Eck geht. Das kann man als nervöses Fahrverhalten taxieren, sich erbost abwenden und sich einen Polo GTI kaufen. Oder, man lässt sich darauf ein, geniesst das zappelige, aber sehr direkte Fahrverhalten und erfreut sich am ungefilterten Fahrspass. Der Fahrer wird durchaus gefordert, zumal man das zweistufige ESP auch ganz ausschalten kann. Der Corsa OPC ist der wohl hemdsärmligste Hot Hatch, aber das hat durchaus Charme. Es ist so ein wenig wie früher. Ein Manta GS/E war auch sehr «lebendig» in den Kurven, doch wer ihn zähmen konnte war ganz vorne mit dabei. Nein, natürlich ist der Corsa OPC kein gefährliches Autos, so was traut sich definitiv keiner mehr zu bauen. Aber, der Opel ist sicher das Auto in welchem man am meisten Aufwand treiben muss, um richtig schnell zu sein. Und, solche Autos mögen wir halt einfach. Sie sind ehrlich, direkt und bringen ganz, ganz viel Fahrspass. Wir gehen davon aus, dass er im direkten Duell mit einem Polo GTI zum Beispiel nicht viel schneller ist pro Runde. Aber, während der Polo-Fahrer nach ein paar Runden einen neuen Radiosender sucht wird der OPC-Treiber sich den Schweiss von der Stirn wischen. Weil er alles gegeben hat im Auto, weil es enorm viel Freude bereitet, mit dem Kleinen auf des Messers Schneide zu tanzen während sich andere ob der Perfektion des eigenen Auto langweilen.

Der Corsa OPC ist so ein wenig der Fuchsschwanzträger unter den kleinen Sportlern. Dazu passt auch, dass die Lufteinlässe auf der Haube reine Zierde sind und keinen Zweck erfüllen. Im Gegenteil, Opel hat sie sogar ganz bewusst nicht offen gestaltet, um den Luftwiderstandsbeiwert nicht zu ruinieren... Ähnliches gilt für weitere Lufteinlässe und den speziellen Dachspoiler. Alles sieht fett aus, die Arbeit wird aber unter dem Blech erledigt.

Text: Cha, Fotos: Werk.

Und wo steht der Corsa OPC nun im Vergleich mit seinen Konkurrenten? Ziemlich weit vorne, denn das Preis-/Fahrspassverhältnis ist wirklich gut. Auch wegen der tollen Sitze, die es - natürlich - optional zu kaufen gibt. Oder wegen dem serienmässigen Sechsganggetriebe, dass sich wunderbar bedienen lässt. Noch etwas knackigere Schaltwege würden allerdings noch besser zum Opel passen. Noch ein Wort zum Fahrwerk für alle, die technisch interessiert sind. FSD-Sportfahrwerk nennt Opel das System, mit einer rein mechanischen Dämpfungsanpassung. Dazu gibts stabilere Buchsen für die Hinterachsaufnahme, ein neu abgestimmte Lenkung und eben 18-Zoll-Reifen von Michelin (215/40). Und, Brembo-Beisser mit 330 Millimeter Durchmesser.

Und damit man auch hört, was sich tut, wird eine Abgasanlage von Remus verbaut. Die ist: erstaunlich zurückhaltend. Dafür generiert sie einen schönen Klang aufgrund dessen man nie auf einen nur 1,6 Liter grossen Vierzylinder unter der Haube schliessen würde. Eine Soundklappe gibt es indes nicht, doch das finden wir ganz okay so. Denn, Opel lässt damit den zahllosen Tunern auch noch etwas Luft zu Leben...

Mehr Opel gibts im Archiv.

Original: radical

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