Liebe?, Test Smart Fortwo 2158
Test Smart Fortwo
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Smart Fortwo, was für ein Ding. Schon damals, als das Auto gaaanz neu war, mochte ich ihn nicht. Die Vollverschalung für Fussgänger war einfach ein Graus. Nein, es soll mir keiner kommen ich hätte es nicht probiert. Im Gegenteil, bis nach Spanien bin ich gefahren mit dem Teil. Gegen den Mistral gekämpft wie ein Löwe. Fast 10 Liter Sprit pro 100 Kilometer verbrannt. Und trotzdem wurde es nie: Liebe. Nun kommt die komplett neue Generation, alles ist besser, schliesslich sagt ja das Mutterhaus vom Smart: «Das Beste oder nichts». Also, was ist nun mit dem Smart? Lieber nichts, oder wirds doch noch Liebe? Wird es nicht. Obwohl alles besser ist. Oder sagen wir mal - vieles. Fangen wir mal mit etwas Positivem an. Die Sitze, schon im alten Smart so richtig gut, sind immer noch top.
Schmal, kurz und mit einem extrem kleinen Wendekreis vermochte der erste Smart Fortwo vor allem in Ballungszentren zu punkten. Man konnte ihn teilweise quer ins Parkfeld stellen. Oder zwei hintereinander in ein Feld parkieren. Das geht mit dem neuen Flitzer immer noch. Aber, ganz so kompakt ist er nicht mehr. Gegenüber seinem Vorgänger ist er in der Länge - gar nicht gewachsen. Aber in der Breite. 166 cm ist der neue Fortwo breit, das sind 10 cm mehr als beim Vorgänger. Und das merkt man schnell. Insbesondere wegen der langen Türen wird auf den Parkplätzen auch für den Smart jetzt enger: dafür freuen sich die Insassen über etwas mehr Raum in der Breite. Nach wie vor ein Hit ist der Wendekreis: Den Smart kann man fast wortwörtlich auf einem Bierdeckel wenden. Der 155 cm hohe Wagen legt eine Quirligkeit an den Tag, die andere Verkehrsteilnehmer zuweilen überrascht. Und weil die Fensterflächen ziemlich gross sind, kann man den Fortwo auch millimetergenau in die kleinste Lücke zirkeln. Ui, das war jetzt aber alles schon sehr positiv, ich glaube ich werde alt! Nein, ohne Kohl, wenn man den Smart konsequent in der City einsetzt, macht das Gefährt durchaus Sinn. Nicht Freude, aber Sinn.
Doch das Autoleben in der Schweiz besteht nicht nur aus Fahrten in der City. In der Agglo oder bei Fahrten über Land zeigt sich dann, dass dies zwar möglich ist, aber nicht zu den Kernkompetenzen des Smart gehört. Auch wenn der Radstand gegenüber dem Vorgängermodell um einen Zentimeter gewachsen ist: 187 cm ist halt ein sehr kleiner Abstand zwischen den Achsen. Entsprechend nervös reagiert das Auto zum Beispiel auf Seitenwind. Oder grobe Unebenheiten, die das Fahrwerk etwas aus der Ruhe bringen. Ganz besonders deutlich wird dies auf der Autobahn. Doch die grosse Urlaubstour wird der Smart eh nicht mitmachen müssen. Zumal der Kofferraum mit einem Volumen von maximal 350 Liter ebenfalls nicht für die grosse Reise konzipiert wurde. Beibehalten wurde die zweiteilige Heckklappe, wenn man nur kurz etwas in den Kofferraum legen möchte kann man nur die Heckscheibe öffnen. Muss etwas Grösseres verstaut werden, lässt sich der untere Teil der Hecktüre abklappen.
Erfreulich einfach ist die Bedienung des Zweisitzers. Das gibt gar keine Rätsel auf. Und, vor allem ehemalige Renault-Fahrer kommen sofort mit dem Smart zurecht. Denn technisch ist der Smart auch ein Renault. Allerdings beschränken sich die Franzosen auf die viertürige Version, der bei Smart Forfour heisst. Dennoch, innen ist auch beim Fortwo viel Franzosen-Technik zu erkennen. Der Schalthebel zum Beispiel stammt aus dem Renault-Regal genau so wie der Fahrzeugschlüssel oder zahlreiche Schalter. Uns verwundert es, dass Smart das nicht besser zu kaschieren versucht. Das Beste scheint aus Frankreich zu kommen... Nun gut, so richtig, richtig nicht erfreut waren wir über den Motor. Dieses Zuckerwasser-Ding im Heck soll 71 PS leisten und 4,2 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen. Wir hatten das Gefühl, das Gegenteil sei der Fall. 4,2 PS und 71 Liter Verbrauch... Ganz so schlimm ist es zwar nicht. Aber der Dreizylinder mit einem Liter Hubraum ist wohl etwas vom emotionslosesteten, dass wir je gefahren sind. Und durstig. 6,2 L/100 km verbrauchte unser Smartie im Schnitt. Klar haben wir ihn auch über die Autobahn gedrescht, aber bitte, eine solche Mini-Kugel darf nie, aber nie über 5 Liter verbrauchen. Erst recht nicht, wenn statt der Pferde eine Herde überalterter Island-Ponys eingespannt wurden. Geht gar nicht. Wir hoffen, dass der Turbo mit 90 PS besser geht. Ansonsten kann man sich auch gleich den schwächsten Smart mit 61 PS kaufen. Viel müder kann der nicht sein, nur billiger.
Den Smart Fortwo gibt es ab 13'900 Franken (61 PS), die von uns gefahrene 71-PS-Version ist ab 14'400 Franken zu haben. In der Edition-1 mit 16-Zoll-Alus, Sportfahrwerk und kompletter Ausstattung (nur ein Drehzahlmesser fehlte) und grösserem Benzintank (35 Liter) sind dann allerdings schon 21'735 Franken. Und nein, es wird nie Liebe!
Etwas mehr Smart gibts im Archiv.
Text: Cha, Fotos: Werk.
Original: radical