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radical14 (16), radical14 (16) Ferrari 458 Speciale 2065

Published in radical-mag.com

Ferrari 458 Speciale

Noch nicht erstellt
Nein, nein – ich bin defintiv kein Ferrari-Fan. Und ich bin auch schon länger kein springendes Pferd mehr gefahren. Die letzten Modelle, die ich bewegen durfte, waren der 360er und der 575, bei dem nach einer satten Beschleunigung die Einzelteile aus dem Differenzial hingen. Bastlerzeugs war mein Urteil damals, völlig überbewertet. Und diese Meinung hat sich gehalten. Zumindest bis zu der Woche, als #radical14 auf dem Programm stand. Einen 458 Speciale sollten wir bekommen. Ein sauscharfes Gerät, allein die technischen Daten sind vielsagend. 605 PS bei 9000 Umdrehungen, bei einem Hubraum von 4497 cm3 ergibt das eine Literleistung von 135 PS. Dazu kommt eine für einen V8 unglaubliche Verdichtung vin 14:1, ein reinrassiges Renntriebwerk also, dieser Ferrari-Motor. Zumindest auf dem Papier. Doch dazu später mehr.

Der erste Kontakt mit dem sündigen Gerät? Peter Ruch fährt vor die Chaesi – und das Ding ist satanisch laut. Keine Ahnung, wie man so ein Teil durch die MfK bekommt. Klar, unserer hatte italienische Nummernschilder, aber einheimische Ferrari's sind auch nicht leiser. Ja, und schön ist er halt schon. Nicht auf den ersten Blick, das ist er einfach flach und breit. Aber wenn man sich etwas Zeit nimmt, gibt der 458 als Speciale schon was her. Und die Verarbeitung scheint wirklich sehr gut. Auch das war nicht immer so, defintiv nicht. Er machte sich gut, der 458 neben McLaren, Porsche und Co. Und wir möchten der Marketingabteilung in Maranello ein Kränzchen winden. Nein, nicht weil das besonders hilfsbereite, coole und freundliche Menschen sind. Nein, weil sie es geschafft haben, dass Autojournalisten, Blogger, Passanten und Sportwagenfans immer, wenn sie einen Ferrari sehen, so etwas wie Ehrfurcht empfinden. Kein Auto von #radical14 wurde so bestaunt, kein Auto wurde so pfleglich behandelt, kein Auto wurde mit derart viel Demut bewegt. Fast schien es, als dass einige der Tester fast schon Angst vor dem roten Feger hätten. Das habe ich so noch nie erlebt.


Es ist Zeit für einen ersten Körperkontakt. Obwohl der Speciale unglaublich eng erscheint, ist er, zumindest im Stand, sehr bequem. Die Sitze passen wie angegeossen, und das auch, wenn man nicht die Masse eines italienischen Unterwäschemodels hat. Die Bedienung ist einfach, schliesslich gehts nur ums Fahren. Kein Radio oder Navizeugs, ein paar Schalter, um die wichtigsten Funktionen zu aktivieren - thats it. Um den Technologietransfer zur Formel 1 zu demonstrieren, sind die meisten Funktionen übers Lenkrad einstellbar. Ein paar Meter und man hat seine persönliche Wohlfühleinstellung gefunden. Also, wecken wir die acht Töpfe im Heck (also nicht ganz im Heck, der 458 Speciale ist ein Heck-Mittelmotor-Sportwagen). Duch Mark und Bein geht einem der Sound, wenn die Iridium-Zündkerzen den sündhaft teuren, direkt eingespritzten Sprit entflammen - der Ferrari rotzt und röchelt. Gänsehaut für jeden Petrolhead, Migräneanfall für die Handarbeitslehrerin von nebenan.





Kommen wir zum langweiligen Teil. Ein 458 auf öffentlichen Strassen zu bewegen ist - ach, eine Qual. Nein, nicht, weil er schwer zu fahren ist. Nicht, weil er stottert und über Unebenheiten stackst. Das tut er gar nicht, der Italiener ist genauso alltagstauglich wie ein Porsche GT3. Er ist nicht einmal unbequem, aber er will einfach mehr. Nicht mit 80 km/h über Land tuckern, er will einfach mehr. Und das überträgt sich natürlich auf den Fahrer. Man braucht schon ein gerüttelt Mass an Selbstbehrrschung, um sich mit dem 458er nicht in Versuchung führen zu lassen. Zum Glück steht ja auch noch ein halber Tag Rennstrecke auf dem Programm. Also ab nach Lignières, der kleinen schnuckeligen Piste im Neuenburger Jura. Auch wenn wir davon überzeugt sind, dass wir nicht lange fahren werden - zu laut scheint der V8 im Heck des Italieners.

Aber dann: ich habe die Worte Lenkpräzision, Einlenkverhalten und mechanischen Grip sicher schon eine millionenfach geschrieben. Alles Bullshit, keiner, niemand, nichts kommt an den 458 heran. Bist du einmal einen Speciale gefahren, bist du versaut fürs Leben. Aus der Nummer kommst du nie wieder raus, nie. Der V8 brüllt dir ständig ins Ohr: «mach mal, gib Gas, los, schraub mich, Feuer frei.» Und du kannst nicht, denn man ist es einfach nicht gewohnt, dass ein Auto so auf die Befehle des Fahrers reagiert. Das gibts gar nicht, selbst auf regennasser Rennstrecke lässt sich der Ferrari leichter bewegen als ein Nissan Micra auf Rennslicks im Hochsommer. Faszinierend, einfach nur: ja, geil! Die automobile Welt wird nie mehr die selbe sein. Danke Ferrari. Klar, ein ausgeklügeltes elektronisches System sorgt dafür, dass dieser Perfektionismus möglich ist. Aber man merkt als Fahrer nix davon, hat das Gefühl, der Ferrari sei so schnell, weil man ein so guter Pilot ist.
Ach, allein das Gefühl, wenn die nächste Spitzkehre dich anspringt. Druck aufs Bremspedal, der 458 saugt sich fest, wahnsinnig stabil, völlig berechenbar und so vehement, dass du besser die Augen schliesst, damit du die Augäpfel nicht auf einmal von der Frontscheibe kratzen musst. Dazu ein Doppelkupplungsgetriebe, das mindestens so perfekt ist wie das des Platzhirschen GT3. Sofern der Fahrer es nicht wieder mal verpasst, den nächsten Gang via Schaltwippe anzuwählen. Der 4,5 Liter dreht derart schnell hoch, dass man besser keine Gicht in den Fingern hat. Sonst röhrt der V8 schneller in den Begrenzer als das Eichhörnchen auf dem Baum ist. Klar, das ist alles nicht billig. Und man muss zum Teil ewig auf das Auto warten. Völlig egal, denn wer einen 458 Speciale fährt, weiss was er hat. Das wohl schärfste Gerät, das man kaufen kann. Weitab von all den Boulevard-Supersportwagen, einfach ein wahnsinnig schnelles, geiles, direktes und wunderschönes Automobil. Ein Fahrzeug, das nur einen Zweck erfüllt: seinen Besitzer glücklich zu machen. Check!

Alles zu #radical14 gibts hier.


Original: radical

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