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Aber er kommt, Fahrbericht Ford Mondeo-1568

Published in radical-mag.com

Fahrbericht Ford Mondeo

Noch nicht erstellt
Vor kurzem gereichte es mir in Amerika wieder einmal zu einem dieser Mietwagen, wie man sie nicht unbedingt haben will. Gut ein Jahr im Verkehr, 25000 Meilen runter, dieser ganz spezielle Duft, als ob irgendwo unter einem Sitz noch ein Hamburger vor sich hin vegetiert, plus Cola, billiges Parfum, Zigaretten und Achselschweiss. Der Wagen selber war auch schon ziemlich ausgelutscht, die Vorderachse eierte, da hatte es wohl einen groben Schlag gegeben, die Beifahrertür schloss nur noch mit viel Anlauf. Das kümmerte mich auch nicht weiter, ich wollte ja nur von da nach dort - und erst bei der Rückgabe habe ich dann bemerkt, dass ich da ja einen «neuen» Ford Fusion erhalten hatte. Unauffällig, der Wagen, man sieht auch viele in den USA, auf den Strassen, in den Fernsehserien, so viele, dass man sie kaum mehr beachtet. Obwohl man ja so auf den ersten Blick, wenn das Auge die Front nur so streift, meinen könnte: da steht ein Aston Martin.

Und jetzt kommt genau dieser Fusion als ganz neuer Mondeo auch noch nach Europa. Warum genau es fast zwei Jahre dauerte, bis auch die europäische Version des Mittelklasse-Ford den Sprung über den grossen Teich schaffte, will Ford nicht so genau kommentieren. Es hat sicher etwas mit der Schliessung des Werks im belgischen Genk zu tun, wo die Mondeo bisher gefertigt worden waren; ab sofort stammt die europäische Version des grossen Ford aus dem spanischen Valencia. Aber es erstaunt trotzdem, denn Ford betont ja gern seine Kompetenz in Sachen Welt-Autos, also: die einzelnen Modelle sollen gleich sein für alle Märkte. Um den Fusion in einen Mondeo zu verwandeln, brauchte es aber anscheinend bedeutend mehr als nur einen neuen Badge am Heck. Beim Fusion, so hört man sagen, ist dann für nächstes Jahr schon ein Facelift in der Pipeline.Ford Mondeo
Ford Mondeo
Auch ist der Zeitpunkt für die Lancierung nicht gerade glücklich gewählt. Denn gleichzeitig mit dem Mondeo kommt auch der neue Passat von Volkswagen auf den Markt, schon immer der härteste Konkurrent. Und der VW ist wirklich ganz neu, während der Mondeo halt unterdessen schon etwas ältlich riecht. Ganz besonders, wenn er auf kleinen, dünnen Gummis einherrollt - wie so oft bei modernen Fahrzeugen braucht es eine anständige Bereifung, die 18-Zöller am besten, damit der Ford optisch etwas hermacht. Dass der Kombi eleganter wirkt als der Fünftürer (und als der Viertürer sowieso), ist nicht nur bei Ford so.

Mit einem Radstand von 2,85 Metern wirkt der Mondeo optisch sehr lang. Nun, das ist er mit 4,87 Meter Länge auch. Doch das hat auch den Vorteil, dass der Innenraum sehr grosszügig dimensioniert werden konnte: auch die hinteren Passagiere sitzen bequem, erfreuen sich an üppiger Beinfreiheit.Ford Mondeo
Ford Mondeo
Ford Mondeo
Ford Mondeo
Ford Mondeo
Und man sieht auch hinten nach draussen, die Fenster sind keine dieser gerade so modischen Schiessscharten. Überhaupt kann das Interieur gefallen, in diesem Bereich macht der neue Mondeo im Vergleich zu seinem biederen, mit einem Wald an Knöpfen übersäten Vorgänger grosse Fortschritte. Die verwendeten Materialien sind hochwertig, die Gestaltung modern, die Übersicht bestens. Was natürlich auch am angenehm grossen Bildschirm in der Mittelkonsole liegt - und an einem neuen Bediensystem. Ford hält grosse Stücke auf seine Sprachsteuerung, doch diese auf alle Feinheiten zu testen, war auf einer ersten Probefahrt noch nicht möglich. Zu überzeugen vermochten die Sitze, guter Seitenhalt, vielleicht etwas hart am Rücken, doch das wird man auf längeren Strecken schätzen lernen.

Was allerdings auf diesen ersten Kilometern absolut überzeugte: die wunderbare Ruhe in diesem Fahrzeug. Wir sind den 2-Liter-Diesel mit 180 PS und den 1,5-Liter-Benziner mit 160 PS gefahren - beide konnten durch ihre überragende Laufruhe gefallen, da bewegt sich der Mondeo tatsächlich auf Oberklasse-Niveau. Und auch wenn der kleine Benziner schon etwas Tourenzahlen braucht, um den mit dieser Motorisierung gut 1,5 Tonnen schweren Mondeo in flotter Bewegung zu halten: man hört quasi nichts vom Antrieb. Und dass man einen Ford-Diesel fährt, hört man zudem nur beim Starten des Motors; dies im Gegensatz zum dauernden Selbstzünder-Gebrummel im Passat.

Auch beim Fahrwerk beweist Ford wieder einmal seine Stärke. Zwar ist der Mondeo eher sportlich abgestimmt, doch der Komfort kommt deswegen keineswegs zu kurz. Auf den nicht immer guten Nebenstrassen in Dänemark liess sich der Mondeo auch von grösseren Unebenheiten kaum aus der Ruhe bringen - und bei der Kurvenfahrt kommt ausserdem so etwas wie Fahrfreude auf. Die Lenkung ist ziemlich schwergängig, um die Mittellage etwas indifferent, doch sonst sehr präzis.
Ford Mondeo
Das gilt auch für das 6-Gang-Getriebe, die Schaltwege sind bestens definiert, die Gänge lassen sich ohne Kraftaufwand wechseln. Und so ist man dann ganz entspannt und zufrieden unterwegs - eine Stärke, die man nicht jedem Mittelklasse-Fahrzeug zubilligen will.

Der neue Mondeo erhält zudem eine fast unbeschreibliche Fülle an Sicherheits- und Assistenz-Systemen. Was alles inbegriffen ist und was Aufpreis kostet, wird man erst nach einem intensiven Studium der Preislisten verstehen; die Aufzählung würde den Rahmen dieser Berichterstattung sprengen. In der Schweiz beginnt die Preisskala bei 35'300 Franken für den (wahrscheinlich kaum je bestellten 115-PS-Diesel), der Aufpreis für die sicher beliebtere Kombi-Version beträgt 1000 Franken. Noch ist die Palette des Mondeo, der in den nächsten Wochen in den Verkauf kommt, nicht ganz komplett, es wird in Zukunft noch einen 210-PS-Diesel geben, Allradantrieb für ausgesuchte Motorisierungen - und einen Hybrid, der nur 4,2 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen soll. Mindestens 1450 Kilo wiegt so ein neuer Mondeo, dies mit dem 1-Liter-Dreizylinder, der zu einem späteren Zeitpunkt auch noch angeboten werden wird; kein schlechter Wert dafür, dass Ford nicht mit teuren Materialien am Leichtbau arbeitet. Was sich ja dann wiederum positiv auf den Preis auswirkt.

Einfach wird es der Mondeo trotzdem nicht haben, denn der, allerdings etwas teurere, Passat kann und hat das alles auch. Und verfügt als Variant über einen doch deutlich grösseren Kofferraum, 650 Liter sind gegen 488 Liter beim Kombi schon eine Ansage; auch bei der maximalen Kapazität hat der VW (1780 Liter) gegenüber den Ford (1630 Liter) einen klaren Vorteil. Die ganz dicken Stricke zerreisst der neue Mondeo also nicht - doch das ist in diesem Segment ja auch nicht gefragt.

Wir fuhren den neuen Ford Mondeo in Dänemark, beim so genannten Tannistest, bei dem quasi alle Fahrzeuge versammelt sind, die für die Wahl zum «Car of the Year» antreten.

Mehr Ford gibt es im Archiv.


Original: radical

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